Es rumort in Sachsen. Mit Protesten begann das Jahr. Gegen die falsche Klimapolitik, gegen die falsche Kohlepolitik, gegen das von Big-Brother-Mentalität geprägte Polizeigesetz. Als lägen die Lösungen für die Zukunft alle in der Vergangenheit. Oder in der Vermutung, der Mensch an sich sei bequem, veränderungsunwillig und faul. Und weil er das ist, wird er auch noch schlecht oder gar nicht bezahlt. Das begreift kein Mensch mehr.
Niemand weiß, wie die Landtagswahlen 2019 in Sachsen tatsächlich ausgehen, ob am Ende lauter wütende Sachsen die Protestpartei AfD wählen oder ob es einmal einen liberalen Konsens gibt, der die CDU zu einer Dreierkoalition zwingt. Das wird auch daran liegen, was Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) auf den letzten Metern an Entscheidungen umzusetzen weiß – oder auch nicht. Denn noch immer sieht sächsische Politik aus wie ein Feld der Arbeitsverweigerung.
Während im Kleinen emsige Arbeit sichtbar wird (ein Mittelständler plaudert bei uns aus dem Nähkästchen und regionale Selbstversorgung wird zum Thema), diskutiert der Stadtrat über sachgrundlose Befristungen, zahlt das Uniklinikum jungen Ärzten im Praktischen Jahr lieber nichts, die Frage nach einem bezahlbaren Sozialticket stellt sich.
Und das in erstaunlicher Nähe zu der Frage: Ist Wohnen überhaupt noch bezahlbar in den großen Städten? Was passiert da eigentlich? Wie kann eine ganze Stadtgesellschaft vom Druck steigender Immobilienpreise derart in die Kneifzange genommen werden?
Kann es sein, dass Städte zum neuen Tummelplatz des Großen Geldes werden, welches hier eine neue Fundgrube für neue satte Gewinne gefunden hat? Dass wir Stadt künftig ganz anders denken müssen?
Dass wir uns eben nicht darauf verlassen können, dass es in unserer Gesellschaft, wo es immer nur um Geld geht, auch solidarisch zugeht? Sozusagen „sozial“, wie früher mal in „sozialer Marktwirtschaft“. Das taucht zwangsläufig als Gedanke auf, wenn Tobias Bernet nachdenkt über die Frage „Wie kaufen wir uns die Stadt zurück?“.
Denn wenn alles immer nur anderen gehört, denen eher schnuppe ist, dass unserer Zusammenleben bezahlbar bleibt und respektvoll, dann wird es teuer. Und zwar für die, die es eigentlich nicht haben.
Auch deshalb brodelt es in Sachsen, auch wenn es – wie das Verfassungsschutzgutachten zur AfD zeigt – ziemlich national und chauvinistisch zugeht in einigen Regionen. Nur aus Protest? Oder flüchten sich die verunsicherten Sachsen in eine eiserne Ideologie, weil sie glauben, dass sie dort nichts mehr fürchten müssen, weil sie dann „dazugehören“. Zu was auch immer.
Keine Bange: Auch diese „Leipziger Zeitung“ hat ihre fröhlicheren Teile. Ulrike Gastmann hat Yadegar Asisis neues Panorama bewundert, die Leichtathleten freuen sich über eine schönere Zukunft. Und Olav Amende erzählt, was passieren kann, wenn wir wieder anfangen, Vertrauen zu spenden.
Und damit habe ich nicht mal die Hälfte verraten. Die einen werden die neue LZ im Briefkasten finden, die anderen in den Läden, wo es in Leipzig noch gute Zeitungen gibt.
Die neue „Leipziger Zeitung“ liegt an allen bekannten Verkaufsstellen aus. Besonders in den Szeneläden, die an den Verkäufen direkt beteiligt werden. Oder einfach abonnieren und direkt im Briefkasten vorfinden.
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