Natürlich haben wir auch am Ende des Jahres noch eine: Eine Leipziger Zeitung für alle, die sich für mehr als nur die schöne Hülle der Stadt Leipzig interessieren. Denn die Stadt rumpelt genauso aus dem Jahr heraus, wie sie hineingerumpelt ist. Was die Titelgeschichte zu den akuten Finanzproblemen in der Leipziger Jugendhilfe genauso aufgreift wie das Interview zum sächsischen Nicht-Kohleausstieg.
Seit OBM Burkhard Jung von „Wachstumsschmerzen“ redet, verzichten wir lieber darauf, dieses Wort zu benutzen. Das Wort hat vor fünf Jahren gepasst. Damals hätte der Ernst der Lage begriffen werden können. Aber Leipziger Mühlen mahlen langsam, auch wenn die Stadt – verglichen mit der Trauermusik in der Staatsregierung – recht flott voranzukommen scheint. Aber der Verzögerungsfaktor beträgt nun einmal ziemlich genau fünf Jahre. Bei jedem Thema, egal, was wir beleuchten, hängt Leipzig fünf Jahre hinterher.
Fünf fatale Jahre. Junge Eltern, die in der Vergangenheit ihren Ärger mit der Suche nach einem Kita-Platz hatten, wissen es. Oft sind es dieselben Eltern, die mitkriegen, dass es genau denselben Ärger nun auch bei den Schulen gibt. Und so langsam dämmert es auch einigen Ratsfraktionen, dass man auch beim ÖPNV und beim bezahlbaren Wohnungsbau ebenfalls fünf Jahre zu spät dran ist.
Die Zeche bezahlen am Ende immer die Leipziger, meist die jungen Leute, die mit Familiengründung und Karriereplanung eh schon genug zu tun haben. Und dass man auch in wichtigen Sozialbereichen der Stadt – wie der Jugendhilfe – zu lange gespart hat, macht die Sache nicht besser. Es klemmt. Und trotz steigender Haushaltsetats bleibt Leipzig eine Stadt mit zu wenig Geld.
Lösungen werden vertagt. Schnell geht gar nichts mehr. Nicht bei der Verkehrslösung in der Inneren Jahnallee, nicht im Umweltschutz, nicht bei der Rettung von Wald und Fluss …
Wobei das schon Themen sind, die wieder hinausweisen über die Zeitung, in der wir ja versuchen, auch das Leben der Leipziger selbst einzufangen – mit ihrem Engagement, mit ihrem Sport und (es ist ja Weihnachten!) mit ihren Träumen und Wünschen fürs nächste Jahr. Träume, die oft erst zeigen, wie lebendig und vielfältig die Leipziger selbst die Zukunft sehen, während Stadt- und Landespolitik oft geradezu verengt wirken. Oder völlig schräg, wie beim sturen Festhalten an der Kohleverbrennung übers Jahr 2040 hinaus. Als wäre Sachsen eine Ausnahme-Insel.
Ist es aber nicht. Es sieht nur so aus.
Liebhaber der Serie finden im Blatt auch den letzten Teil von Marko Hofmanns Zeitungsrecherchen zum Revolutionsjahr 1918, den jüngsten Lese-Teil zum „Untertan“ (der eben vor 100 Jahren erschien), Berichte aus dem Stadtrat und Analysen zur Wohnungspolitik, spitzzüngige Glossen zu den Themen Heimat, Vertrauen und Glück, das einen manchmal streift.
Wenn man sich streifen lässt und einmal aufwacht aus dem wilden „schneller, höher, weiter“. Wer unsere Kolumnist/-innen kennt, weiß, dass das in beinah sanfte Anlässe zum Nachdenken mündet. Ideal also in einer Zeit, in der man eh mal besinnlich sein möchte. Wenn man noch weiß, was das heißt und es nicht mit dem Weihnachts-Fernsehprogramm verwechselt.
Das ist Lesefutter für den nächsten Monat, jetzt natürlich wieder zu finden, wo man noch gute Zeitungen kaufen kann. Die neue „Leipziger Zeitung“ liegt an allen bekannten Verkaufsstellen aus. Besonders in den Szeneläden, die an den Verkäufen direkt beteiligt werden. Oder einfach abonnieren und direkt im Briefkasten vorfinden.
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