Seit Montag, 20. August, geschieht mal wieder Seltsames auf unserer Homepage. Dinge verschwinden, mal setzt die Suchfunktion aus, mal lรคsst sich ein Artikel nicht aufrufen. Besorgte Leser schicken uns lange E-Mails und wundern sich. Zu Recht. Wรคhrend wir gleichzeitig aus dem Stadtrat berichten und eine neue Zeitung produzieren, die morgen im Laden liegt. Was ist also los?
So eine Website fรผr eine Netzzeitung ist etwas, was sich aller paar Jahre hรคutet. Wer schon lรคnger dabei ist, weiร, dass sich die L-IZ im Lauf der vergangenen 14 Jahre schon mehrfach gehรคutet hat. Gezwungenermaรen. Jeder Webmaster wรคre froh, wenn das nicht nรถtig wรคre.
Ein neues Design, ein paar neue Angebote, eine neue Struktur der Seite โ das ist noch das Einfachste dabei.
Aber es gibt kein Medium, das so gnadenlos zeigt, welchen enormen Modernisierungsdruck der viel diskutierte Kapitalismus ausรผbt, wie das Internet. Nichts bleibt hier, wie es war. Kein Webangebot sieht heute noch so aus wie in den 1990er Jahren. Oder auch den 2000er Jahren. Mal abgesehen davon, dass die meisten medialen Seiten ganz zu Anfang Marke Eigenbau waren, teure Selbstentwicklungen, fรผr die noch richtig viel Geld in die Hand genommen werden musste, weil es auf dem Markt keine Bastelsรคtze fรผr ein komplettes Zeitungsangebot gab.
Die gibt es mittlerweile. In manchen Belangen ist das Aufsetzen einer eigenen Seite im Netz einfacher geworden. Auch nicht mehr ganz so teuer. Bezahlbar auch fรผr Einzelkรคmpfer, die schnell mal mit WordPress ihre Sichtbarkeit im Internet herstellen und auch ein paar interaktive Elemente zur Kommunikation mit mรถglichen Lesern einbauen.
So gesehen ganz einfach. Und als wir 2004 begannen, schien das auch ganz einfach. Aber es dauerte nicht wirklich lange, da merkten wir, dass es einen kleinen Unterschied macht, ob man einen kleinen, feinen Blog betreibt (und ein paar Leute, die sich fรผr Experten halten, glauben, dass wir es immer noch sind), oder ob man wirklich eine Netz-Zeitung macht, richtig im klassischen Sinn.
Wir waren ja nicht die Einzigen, die das eigentlich fรผr den Druck erfundene Prinzip Zeitung fรผr ein digitales Medium quasi neu erfinden mussten. Und mรผssen. Es hรถrt ja nicht auf.
Zeitung ist im digitalen Zeitalter zu einem Medium im permanenten Wandel geworden. Die Ansprรผche verรคndern sich, die Ausspielmรถglichkeiten auch.
Aber eines รคndert sich nicht: der eigene Anspruch, die Dinge mรถglichst wahrheitsgemรคร zu erzรคhlen.
Ja โ eigentlich genauso, wie es der Wissenschaftsjournalist Jakob Simmank in der โZeitโ in einem Beitrag zum Thema Impfen benennt: โWissenschaft ist immer nur Annรคherung an die Wirklichkeit. Aber sie ist โ gerade wenn es ums Impfen geht โ eine verdammt gute Annรคherung, die auf jahrzehntelanger Arbeit fuรt. Das ist zu respektieren, nicht leichtfertig abzutun.โ
Und was fรผr die Wissenschaft gilt, gilt auch fรผr journalistisches Arbeiten.
Und das wird wertgeschรคtzt.
Hat aber Folgen.
Denn Wertschรคtzung bedeutet unter anderem, dass die Leserzahlen und die Zahl der Zugriffe steigen. Was man so landlรคufig traffic nennt. Was aber nicht nur bedeutet, dass die von uns geleasten Server in den Jahren immer weiter wachsen und immer mehr Leistung bringen mussten, sondern auch, dass unsere Seitenprogrammierung immer mehr leisten musste.
Da denkt man, man habe doch gerade โunendliche Weitenโ gebucht, da mรผsste das bisschen traffic doch zu schaffen sein. Wir sind ja nun wirklich keine โReichweitenโ-Bolzer, die jede Polizeimeldung zum Skandal hochjazzen. Aber beharrliches Berichten รผber zentrale Themen einer Stadt, รผber die wir Woche fรผr Woche immer neue Puzzle-Stรผcke an Informationen zusammentragen, sorgt eben doch dafรผr, dass interessierte Leserkreise (die es in Leipzig ganz sichtlich gibt) regelmรครig und interessiert zugreifen, nachfragen, nachblรคttern.
Bei uns ist ja alles ordentlich sortiert, rubriziert und verlinkt. Auch wenn wir uns immer wieder darรผber wundern, warum so wenige Leute die Suchfunktion nutzen und stattdessen lieber E-Mails schicken oder anrufen. Oder die Fakten nicht parat haben, wenn das Thema wieder auftaucht.
Da merkt man, dass man doch irgendwas neu denken mรผsste. Zusรคtzlich zu der langen Liste von Dingen, die sich seit dem letzten Relaunch unserer Seite wieder angesammelt haben. Und der ist so lange noch nicht her. Und trotzdem reagiert unser System mittlerweile wieder sensibel auf die steigende Zahl der Zugriffe. Irgendein Teil ist an der Grenze seiner Leistungsfรคhigkeit angekommen.
Und dazu kommt natรผrlich, dass sich auch die Open-Source-Bausteine, die wir ja aus guten Grรผnden nutzen, immerfort verรคndern. Die Programmierer-Gemeinschaft ist ja stรคndig dabei, die Dinge besser zu machen (wenn auch nicht immer vom Standpunkt Zeitung aus gedacht). Aber diese Jungs und Mรคdels arbeiten ja am liebsten mit den neuesten Werkzeugen. Da passiert es schnell, dass die neuen Teile nicht mehr zu den schnittigen Entwicklungen von 2015 oder 2016 passen, dass also das ganze System wieder generalรผberholt werden muss.
Und genau das merken unsere Leser seit Montag: Es wird gearbeitet. Der Server wird gewechselt (was zum Teil schon passiert ist), die Programmierung wird neu aufgesetzt. Da kommt es leider dazu, dass das eine oder andere Teil mal hakt. Was wir aber nicht รคndern kรถnnen, denn den reichen Onkel in Amerika haben wir leider nicht, der uns schnell mal eine komplette Neuprogrammierung schenkt โ und dann ziehen wir einfach um Mitternacht schnell mal um und morgen steht der schรถne neue Mercedes vor der Tรผr.
Wir sind nun einmal ein ganz normales kleines Leipziger Unternehmen und erarbeiten alles, was am Ende zu sehen ist, in tรคglicher und oft auch nรคchtlicher emsiger Arbeit. Und deswegen spielen wir auch nicht Zauberer und zeigen โ โTatatata!โ โ einfach mal die schรถne neu aufgesetzte Seite, sondern mรผssen es so machen, wie es auch andere kleine Unternehmer machen mรผssen: Die Hรคutung passiert im laufenden Betrieb.
Also nicht รคrgern, wenn es mal etwas stockt, klemmt oder nicht will.
Sie kรถnnen sicher sein: Dahinter sitzen ein paar wirklich fleiรige Jungs, die die Maschine โ mitten im Lauf โ generalรผberholen.
So kรถnnen Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstรผtzen:
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