Die Weihnachtsausgabe der „Leipziger Zeitung“ ist auch eine kleine Jubiläumsausgabe: die Nr. 50. Was natürlich reizt, eine Jubiläumsfeierausgabe draus zu machen. Haben wir aber nicht gemacht. Nur den Moment, uns mal kurz zu besinnen, haben wir genutzt, und diesmal auch das Zeitungsmachen selbst thematisiert. L-IZ-Leser kennen es schon: Wie denkt man Zeitung in einer Zeit, in der die Fakenews-Produzenten sich dicke machen?
Was nicht neu ist. Denn gesellschaftliche Veränderungen kennen nicht nur ein Vorwärts, sondern auch lauter Trippelschritte, Umwege, Kaffeepausen und – leider auch – das Rückwärtsrollen in glorifizierte frühere Zeiten. Motto: „Früher war alles besser.“ Der Mensch neigt zur Verklärung und zum Vergessen, wie unaushaltbar viele frühere Zustände waren.
Und das geht nicht nur den umherirrenden Sachsen von 2017 so, die im „Sachsen Monitor“ wieder auffielen mit Sehnsucht nach Vergangenem. Das war auch schon zum Jahreswechsel 1932 so, über den Marko Hofman wieder allerlei Unbekanntes und Erhellendes ausgegraben hat aus alten Leipziger Zeitungen. „Schluss mit der Sachsen-Seligkeit“ beschreibt das Jahr 2017, „Ein rabenschwarzer Jahreswechsel“ die Endzeitstimmung von 1932.
Beides eingeordnet in unsere Beschäftigung mit der Frage: Was könnte Zeitung eigentlich leisten in der Gegenwart? „Nachdenken über Zeitungmachen“ heißt es also gleich zum Start und setzt sich thematisch mit „Kleine Jubiläen“ (auf Seite 3) und der Zukunft des Journalistik-Lehrstuhls an der Uni Leipzig („Journalisten kooperieren mit Informatikern“) fort.
Mehrere Geschichten beschäftigen sich zwangsläufig mit den Raubeinigkeiten der Gegenart: Obdachlosigkeit (Seite 2), der „Völkischen Vernetzung“, die im November auf der Alten Messe ihre Klausur feierte (Seite 4) und der Frage, ob es wirklich Sinn macht, sich bei der sächsischen Beschwerdestelle der Polizei ausgerechnet über die Polizei zu beschweren (Seite 8).
Vorher gibt es ein leicht bissiges Porträt des gewesenen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich: Hat er denn nun alles richtig gemacht oder nicht? Wahrscheinlich werden wir darauf ein paar Antworten bekommen, wenn sein Nachfolger Michael Kretschmer nun einen Weg aus der Malaise sucht.
Andere haben ihr Urteil schon – wie zwei tapfere Unister-Manager (Seite 11) und ein Kinderentführer (Seite 12). Was einen glattweg daran erinnert, dass diese Leute gar nicht die zentralen Gestalten unserer Gesellschaft sind. Die haben wir eher bei den besorgten Sachsen gefunden.
Oder denen, die sich immer öfter immer grundloser fürchten („Angst essen Seele auf“ auf Seite 16) oder irritierende Gefühle mittlerweile für eine Krankheit halten und mit Schmetterlingen im Bauch zum Arzt rennen („Gefühle sind keine Krankheit“).
Sie sehen schon, wir leiten unsere Leser immer hin zum Eigentlichen. Dem darf diesmal auf Seite 17 nachgegangen werden, wo Marko Hofmann über die Wichtigkeit eines richtigen Kuschel-Dienstes erzählt. Denn am Ende (und nicht nur zu Weihnachten) geht es immer um menschliche Nähe, Verständnis und Geborgenheit. Quasi die Gegenthese zum Superhirn Faust: Mensch darf man auch sein, ohne dass man die Welt in eine riesige Baustelle (oder ein Grab) verwandelt. Dazu gehört aber – was dieser Goethesche Faust einfach nicht hat: Einfühlungsvermögen, Fähigkeit zum Vertrauen usw.
Ich zähle das gar nicht alles auf. Denn wer sich umschaut, sieht die Welt voller närrischer Fauste. Und voller närrischer Journalisten, die einem die Faustischen Teufelsbeschwörungen als Zukunft aufschwatzen wollen.
Wir arbeiten – wie Sie sehen – in einem ver-rückten Metier. Einem, in dem die meisten Kollegen den festen Boden unter den Füßen schon lange verloren haben.
Und was kommt nach dem Kuscheln?
Sport natürlich. Und zwar völlig ohne eine berühmte Fußballmannschaft, dafür mit erfolgreichen Ringern und enttäuschten Handballerinnen. Und einem Zerwürfnis, das den Fußball seit Jahrzehnten begleitet und in dem die Polizei nicht immer gut aussieht: „Brot und Spiele“ (Seite 22).
Und wer aufpasst beim Umblättern, sieht lauter grüne Kästen mit lauter netten Leipzigern. Diesmal gibt es etwas in der „Leipziger Zeitung“, was die Leser der L-IZ aus den Vorjahren schon kennen: Wir lassen lauter verschiedene Mitbürger davon erzählen, wovon sie träumen, was sie sich wünschen in dieser Stadt und dieser Welt. Selbst Schwarwel bekommt da den Verdacht, auf einmal altersmilde zu werden …
Aber lesen Sie selbst. Also: Briefkasten aufmachen am Freitag, den 15.12.2017, Käffchen oder Tee kochen und auf geht’s. Oder kaufen gehen: Denn die neue „Leipziger Zeitung“ gibt es jetzt wieder da, wo man noch gute Zeitungen kaufen kann – die ersten Exemplare sind schon heute Abend mit dem Fahrrad unterwegs. Denn fürs Verteilen in der Stadt haben wir uns mit Timmi Transport einen neuen Partner gesucht.
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Könnte ich meine Ausgabe bitte zusammen mit diesem Stück Torte bekommen?^^