Was passt eigentlich alles hinein in so eine „Leipziger Zeitung“, wenn man tüchtig komprimiert? Eine Menge. Und doch immer zu wenig. Gerade in so einer Zeit, in der ein paar elitäre Herren sich als Schafe vermummen und die Demokratie infrage stellen. Elite sind ja immer die anderen, nicht wahr? – Die Wölfe zum Beispiel, deren Abschuss die edlen Jägermeister und Schafszüchter in der Lausitz jetzt fordern. Wölfe? Natürlich: Die Geschichte von Isegrim dreht sich weiter in Sachsen und wird immer politischer.

Und nicht nur in Bundesministerien wundert man sich, was da los ist im sächsischen Wald. Obwohl der Graue hier schon seit 17 Jahren wieder heimisch ist, stellen unbedarfte Schafhalter ihre Tiere ungeschützt auf die Weide. Regelrecht als blökende Einladung für den hungrigen Wolf. Natürlich nehmen wir das Problem diesmal ganz sachgerecht auseinander: „Schafe to go“ heißt die Geschichte.

Eine andere Geschichte drängelte sich noch im letzten Augenblick ins Blatt, flog geradezu herein: Unister macht wieder von sich reden. „Weihnachtsgrüße von Unister“, heißt sie. Und Post bekommen eine Menge Leute, die in den vergangenen drei Jahren mit Unister noch rauschende Feste gefeiert haben. Denn eigentlich hätten die 100 Millionen, die Unister da noch einmal in die Welt streute, wohl nicht ausgegeben werden dürfen.

Und wie ist das mit Professor Rauscher? Durfte er sagen, was er gesagt hat? Oder hat er nur ein paar anständige Schwellen überschritten, so dass auch seine Dienstherrin einschreiten musste? Oder geht es gar nicht um seine „Meinungsfreiheit“, sondern schlicht um den Unfug, den der Jurist da so verzapft. Ein Artikel zum Nachdenken über das, was da gerade passiert an der schönen Leipziger Universität und drumherum.

Was so seltsam korrespondiert mit ganz ähnlichen Vorfällen im Jahr 1932. „Kurz vor Hitler & ein Uni-Professor in Bedrängnis“ heißt die neue Zeitreise, in welcher sich Marko Hofmann erneut in den Zeitungen der damaligen Zeit ein- und eine Menge ausgegraben hat. Wiederholt sich Geschichte etwa doch – nur diesmal als Farce?

Das Titelblatt der Novemberausgabe der LEIPZIGER ZEITUNG. Screen PDF
Das Titelblatt der Novemberausgabe der LEIPZIGER ZEITUNG. Screen PDF

Augenscheinlich tun sich einige Leute schwer mit einer offenen Welt und einer offenen Gesellschaft. Und das scheint dann doch etliche sächsische Schafe in ihren Bann zu schlagen. Was tun, fragte sich jüngst Sachsens Linkspartei auf ihrem Parteitag, auf dem man versuchte, aus der seltsamen Bundestagswahl vom 24. September einen Schluss zu ziehen.

Der Wechsel an der Parteispitze war turnusmäßig dran. Antje Feiks wurde neue Vorsitzende der zweitstärksten Kraft im sächsischen Landesparlament und will sich die nächsten Jahre gar nicht einfach machen. Denn es gilt auch Wähler zurückzuholen aus dem grau-blauen Gegrummel der Unzufriedenheit. Sie antwortet in der Zeitung ausführlich auf ein paar unserer Fragen – ein paar Kampfansagen gibt es obenauf.

Apropos Fragen – Was wird jetzt mit den sechs Mobilitätsszenarien der Stadt? Ein kurzer Überblick hilft, auch wenn die Tendenz eigentlich klar ist. Leipzig kann nur eine Stadt moderner Bürgermobilität werden. Sie hat gar keine Wahl, auch wenn das Kammer-Präsidenten anders sehen mögen. Und sich lieber im personellen Kleinklein verlieren und einen neuen Lieblingsfeind gefunden zu haben scheinen.

Dabei haben sie ganz andere Probleme als die paar Radfahrer. Da müssen sie nur ihre Personalchefs fragen. Denn was auch der Leipziger Wirtschaft zunehmend fehlt, sind junge, denkende, ausbildbare Köpfe. Das sächsische Bildungssystem ist – aus Wirtschaftssicht – eigentlich eine Katastrophe. In zwei ambitionierten Beiträgen beschäftigt sich Jens-Uwe Jopp mit der richtigen Ausbildung kluger Köpfe – wie sie sein müsste und wie sie in Sachsen nicht ist.

Es mangelt an allen Ecken. Selbst die unzähligen Leipziger Breitensportler merken es. Denn ihnen kommen die Schiedsrichter abhanden. Was ist da los mit den Schiris? Marko Hofmann wollte es wissen und hat Erstaunliches gefunden.

Und natürlich gibt es die versprochene Rezension zu Peter H.Wilsons „Der Dreißigjährige Krieg“, noch so eine Tragödie, die kaum noch Resonanz findet im Geschichtsunterricht, obwohl in diesem Krieg die Gegenwart steckt als Kern. Geschichte wiederholt sich immer dann, wenn Menschen nichts mehr lernen wollen aus der Vergangenheit. Deswegen wird ja so vieles zur Farce. Selbst das Reformationsjubiläum, das wir diesmal einfach nicht würdigen.

Dafür schreibt Werner Marx über einen Zeitgenossen und malerischen Kampfgefährten von Luther: Lukas Cranach d. Älteren und seine Beziehung zu Leipzig.

Und für die Kenner gibt es wieder die kleinen Blicke in den Gerichtssaal, das Wesentliche aus dem Stadtrat und – garantiert eine Geschichte mit Seriencharakter – einen ersten Beitrag zur gerichtlichen Aufarbeitung des Biotec-Müllskandals. Auch so eine Sache, wo die Gier Weniger eine Gesellschaft auf Jahre schädigt und am Ende? Welche Strafe ist angemessen, wenn man mit einer „Wundertechnik“ ganz preiswert toxischen Müll zu beseitigen verspricht und es am Ende nicht hinbekommt? Der Müll jedenfalls ist noch da.

Passt das alles in eine Zeitung? Sogar noch mehr. Also: Briefkasten aufmachen am Freitag, den 24.11.2017, Käffchen oder Tee kochen und auf geht’s. Oder kaufen gehen: Denn die neue „Leipziger Zeitung“ gibt es jetzt wieder da, wo man noch gute Zeitungen kaufen kann.

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