Für alle LeipzigerDas war so nicht geplant. Ehrlich nicht. Als die neue LEIPZIGER ZEITUNG Nr. 37 in Druck ging, war nicht abzusehen, dass die 43 Staaten des „Climate Vulnarable Forum“ (CVF) auf der Klima-Konferenz in Marrakesch bekanntgeben würden, dass sie so schnell wie möglich auf Kohle, Öl und Erdgas verzichten wollen. Als Erste, die von den Folgen des Klimawandels direkt betroffen sind, wissen sie, dass man der Katastrophe mit windelweichen Versprechungen nicht mehr ausweichen kann. Und Sachsen?

Im September hat der sächsische Umweltminister den „Ersten sächsischen Nachhaltigkeitsbericht“ veröffentlicht – der im Grunde ein Bericht des Scheiterns und der gebrochenen Versprechungen ist. Selten hat die sächsische Landesregierung so offen gezeigt, dass ihr Gerede von Nachhaltigkeit tatsächlich all die Zeit nur Gerede war. Keine einzige Weiche ist gestellt, um das Land, seine Schönheiten und Schätze für künftige Generationen zu bewahren.

Und eigentlich lag es nur nahe, die Analyse kompakt mit in die Zeitung zu nehmen.

Jetzt, wo ein neuer US-Präsident glaubt, er könnte die USA retten, wenn er für Kohle, Öl und Gas wieder „Feuer frei!“ gibt.

Das ist der beste Weg, das Land ökonomisch sturmreif zu schießen. Denn wenn diese Vorräte verbrannt sind, dann ist es zu spät, den Wechsel einzuleiten.

Das erinnert fatal an eine sächsische Regierung, die sich seit Jahren sträubt, von der Kohleverbrennung Abschied zu nehmen.

Und es war fast zwangsläufig, dass auch die ach so vorbildliche Stadt Leipzig beleuchtet werden musste. Zumindest punktuell. Auch Leipzigs Politik verkauft sich ja gern als nachhaltig. Die – sehr sanfte – Kritik des Koordinierungskreises der Leipziger Agenda 21 aber macht wieder einmal deutlich: Auch in Leipzig regiert Zögern und Zaudern.

Beispiel Verkehr: Diesmal thematisiert die LZ das Provisorium Radverkehr in Leipzig, eine Baustelle voller Stoppschilder, Schlaglöcher und gefährlicher Engpässe. Ein Thema zum Mitmachen für alle, die sich für Leipzig tatsächlich einmal eine echte Radverkehrspolitik wünschen.

Beispiel Investitionen: Um wirklich alle nötigen Zukunftsinvestitionen für eine nachhaltige Stadt anschieben zu können, fehlt Leipzig das Geld. Auch der Doppelhaushalt 2017/2018 ist viel zu knapp gestrickt. Wenn die Staatsregierung nicht mehr Fördergelder gibt, wird es heftige Probleme beim Schulbau, beim sozialen Wohnungsbau und beim Ausbau des ÖPNV geben.

Beispiel Grundversorgung: Das hatte die Linkspartei ins Zentrum ihrer Diskussion am 6. November in der Galerie KUB gemacht. Die LZ unterhielt sich mit dem Parteivorsitzenden Bernd Riexinger.

Der Titel der aktuellen Ausgabe. Dies und noch mehr gibt es in der aktuellen LZ Nr. 37. Screen LZ
Der Titel der aktuellen Ausgabe. Dies und noch mehr gibt es in der aktuellen LZ Nr. 37. Screen LZ

Beispiel politische Teilhabe: Weder Trump noch AfD sind Zufallsprodukte. Sie sind das Resultat einer Politik, die keine Lösungen mehr für die Ängste und Sorgen derer anzubieten hat, die sich als Verlierer dessen sehen, was die Schnapsnasen „Globalisierung“ nennen, was aber zuallererst eine Entwertung politischer Verantwortung ist. Bis hin zur Pervertierung, wie man sie im Wahlkampf Donald Trumps sehen konnte. Ist das auch in Sachsen ein Thema? Ein brennendes sogar, wie Leipziger Forscher nun schon mehrfach beschrieben haben.

Beispiel Fairness: Damit beschäftigt sich das jüngste Buch von Eugen Drewermann „Geld, Gesellschaft & Gewalt“, mit dem sich Jens-Uwe Jopp ausführlich beschäftigt.

Beispiel Felsenkeller: Was soll jetzt wirklich rund um das alte Schmuckstück in Plagwitz passieren? Zeit für ein Interview mit Projektentwickler Ingo Seidemann und Betreiber Jörg Folta.

Natürlich gibt es auch die nicht ganz so auf Lösung drängenden Themen in der Zeitung. Die Kuschelthemen für eine ruhige Stunde im Sessel.

Sozusagen Geschichten, die zeigen, dass Leipzig immer im Fluss war und der heutige Tag nicht das ist, was das Stadtmarketing so gern verkauft.

Marko Hofmann und Michael Freitag sind wieder im Leipziger Osten vor 130 Jahren unterwegs. Das wird dann quasi der Gegen-Artikel zu den üblichen Eisenbahnstraßen- Raufereien der anderen Medien. Wer seine eigene Geschichte nicht kennt, sollte das Jammern und Barmen einfach sein lassen.

Und die letzten Wochen waren ja auch von der Ankunft von John Eliot Gardiners großem Bach-Buch in Leipzig überstrahlt. Was Bach nie in Briefen oder Tagebüchern aufschrieb, das liest ein Musiker wie Gardiner aus seinen Kompositionen. Und siehe da: Hier wird ein völlig anderer Johann Sebastian Bach sichtbar, als er auf dem Thomaskirchhof zu sehen ist.

Und dass die ganzen Zahlenspiele zum Katholikentag auch nicht viel mit der Realität zu tun haben, das ist auch mal einen großen Artikel wert.

Genauso wie die Karriere der Leipziger Boxerin Sandra Atanassow oder die beherzte Arbeit eines jungen Leipziger Nachwuchstrainers, der mal aus der Rasen-Realität plaudert. Was er auch deshalb kann, weil Marko Hofmann zur Stammmannschaft der LZ gehört, genauso wie die beherzten Kolumnistinnen und Kolumnisten, die sich wieder so ein paar Sachen zu schreiben getraut haben, die natürlich vor allem etwas für Leute sind, die ihren Kopf nicht im Supermarkt abgegeben haben und noch Freude am Lesen und Nachdenken haben.

Soll es noch geben.

Greifen Sie zu.

Diese und weitere Themen finden sich in der aktuellen LZ-Ausgabe, welche neben den normalen Leipziger Presseshops hier im Szeneverkauf zu kaufen ist. Wenn ausverkauft ist, kann nachbestellt werden.

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