Liebe Leser, liebe Freunde der L-IZ.de, liebe Freikäufer, bereits seit dem 6. August ist das Team der L-IZ in neuen Fahrwassern unterwegs. Die Aktion „Freikäufer“ hat Fahrt aufgenommen. Bis heute (Stand 20. September 2016) haben sich 93 Unterstützer über die bereits vorher eingetragenen 760 Abonnenten hinaus angemeldet und sind zu uns an Bord gekommen. Wie erklärungsbedürftig unser Vorhaben ist, spüren wir täglich in vielen Mails, bei Anfragen in den sozialen Netzwerken oder auch in persönlichen Gesprächen.

Dass wir mit der Freikäufer-Aktion (weitere Infos), wie schon mit vielen Ideen der letzten 12 Jahre, wieder einmal Neuland betreten, ist aus vielen Fragen herauszuhören. Indem wir einen notwendigen Schritt in Richtung Finanzierung einer lokalen und unabhängigen Zeitung gemacht haben, leisten wir gemeinsam mit Ihnen Pionierarbeit. Zu ungewohnt kommt es den Menschen immer noch vor, im Internet für Nachrichteninhalte zu bezahlen – doch es wird in der Zukunft kein Weg mehr daran vorbeiführen.

Die vielen „Im-Internet-ist-alles-kostenlos“-Jahre haben bei den Lesern, aber auch bei uns, ihre Spuren hinterlassen. Und so bekamen wir für unseren Mut von vielen Seiten Lob, aufmunternde Zeilen und anerkennende Meinungen. Aber auch viele enttäuschte Mails von Kritikern, denen wir mit den Informationen in diesem Artikel ein klein wenig entgegenkommen möchten. Manche meinten nämlich vorwurfsvoll, dass wir jetzt „geldgeil“ werden würden.  Und andere, dass es uns gut stehen würde, transparenter mit den Zahlen umzugehen und zu benennen, wofür die Abo-Zahlungen benötigt und verwendet werden.

Und so haben wir uns mal hingesetzt und die wichtigsten Kosten für den Betrieb einer Online-Lokalzeitung in Gruppen zusammengefasst. Wir hoffen, dass Sie dadurch einen Einblick in unsere Arbeit bekommen und wie groß die Unterstützung sein muss, die wir von den Lesern laufend benötigen.

Herausgekommen ist dabei die Grafik oben im Kopf der Seite, auf der wir mit unserem „Freikäufer“-Schiff von Insel zu Insel segeln, um das nächste Ziel anzusteuern.

Bitte bei den folgenden Zahlen nicht vergessen, dass beim Betrag von 99 EUR immer der Bruttobetrag genannt wird. Bei jedem Freikäufer-Abonnement können wir also intern aufgrund der gesetzlichen 19 % Mehrwertsteuer real nur mit 83,19 EUR kalkulieren, es sind also immer nur gerundete Werte. Natürlich laufen die nachfolgend angegebenen Kosten immer parallel während des laufenden Betriebes.

Das haben wir schon geschafft

Mit den Freikäufern, die jetzt bereits an Bord sind, konnten wir die hier genannten Ziele schon erfolgreich erreichen:

Ca. 1.000 EUR für Gebühren und Beiträge = etwa 10 Abos

Die jährlichen Ausgaben der L-IZ.de für Gebühren und Beiträge usw. belaufen sich auf ca. 1000 EUR. Darunter fallen zum Beispiel die Beiträge für die Industrie- und Handelskammer (IHK), die GEZ-Gebühren sowie die Kontoführungsgebühren für unsere beiden Bankkonten (Abonnentenkonto & Konto für Werbegeldeinnahmen).

Ca. 1.000 EUR für Versicherungen = etwa 10 Abos

Es kann immer mal was passieren oder schief gehen. Um uns zumindest grundlegend davor zu schützen, benötigen wir einige Absicherungen: eine Betriebshaftpflichtversicherung, eine Büroinhaltsversicherung (ähnlich einer Hausratversicherung für Privathaushalte).

Ca. 5.000 EUR fürs Redaktionsbüro = etwa 50 Abos

In diesem Kostenblock sind zum Beispiel die monatlich fällige Büromiete im Haus der Demokratie, die Nebenkosten (Strom, Wasser, Heizung…), die Kosten für Telefon/Fax/Internet, den Postversand und Aufwendungen für Bürobedarf (Verbrauchsmaterialien). Und auch der Kaffeebedarf unserer Redakteure gehört hierher (um die Stimmung oben und die Redakteure wach zu halten).

Ca. 8.000 EUR für Serverkosten und -wartung = etwa 80 Abos

80 Abonnements werden benötigt, um die jährlichen Kosten für die IT abzudecken. Das sind Domaingebühren und Hosting-Gebühren, aber vor allem die Betreuungskosten für unseren Webserver und den Mailserver. Die beiden Server müssen regelmäßig betreut und gewartet werden, Sicherheitsupdates, Weiterentwicklungen und Anpassungen sind regelmäßig notwendig, Lizenzen müssen gekauft werden.

Im Besonderen die von uns veröffentlichten Audio- und Videodateien benötigen eine zuverlässige und leistungsfähige Serverumgebung. Auch die L-IZ.de selbst unterliegt einem ständigen Entwicklungsprozess, gern würden wir auch öfter Neuerungen und Verbesserungen als bislang programmieren lassen. Viele Ideen in unseren Köpfen konnten/können nicht umgesetzt werden, da uns bislang die Möglichkeiten dafür fehlten.

Und manchmal kommen auch unerwartete Mails herein, in denen uns Leser berichten, dass sie mit irgendeiner Funktion auf unserer Webseite oder im Abo-Shop ein Problem auf ihrem Handy oder Rechner haben. Dann muss unser Programmierer ran, der seinen Kopf rauchen und die Finger über die Tastatur gleiten lässt, bis das Problem gelöst ist. Kommt es zu echten Pannen, durchaus mal ein paar Tage und Nächte lang.

Wo sind wir jetzt gerade?

Momentan sind wir mit den Freikäufern auf dem Weg zu einer weiteren größeren Insel:

Ca. 8.000 EUR für Rechtskosten = etwa 80 Abos

Dieser Betrag, welcher Anwaltskosten, aber auch Beratungen bei Verträgen oder Vereinbarungen mit Kooperationspartnern der L-IZ.de umfasst, ist ein Erfahrungswert aus den letzten fünf Jahren. Mal lagen wir darunter, mal darüber, wenn es zum Beispiel besonders heiß herging bei gerichtlichen Vorgängen – vor allem mit Abmahnanwälten, welche es oft versuchen, aber selten gewinnen. Dennoch verursachen sie Kosten. Auch das Durchsetzen eigener Ansprüche gegen Dritte (selten aber dann auch nötig) ist hier erfasst, zum Beispiel bei Verstößen gegen das Urheberrecht. Oft genug müssen wir trotz erfolgreicher Durchsetzung unserer Rechte anschließend die Rechtskosten selbst tragen, da so manches Mal die Gegenseite nicht zahlungsfähig ist.

In der Hauptsache jedoch benötigen wir dieses Geld, um uns erfolgreich gegen Kläger zu wehren, welche freie Berichterstattung einschränken wollen. Kommt es zum Prozess vor Pressekammern, ist es oft aufgrund eines noch nicht abschließend ausdefinierten Persönlichkeitsrechtes im Netz so, dass der Anspruch gegen uns zwar weitgehend abgewiesen wird (wir haben demnach Recht, weshalb Sie noch nie eine Gegendarstellung auf der L-IZ gelesen haben), die Kosten jedoch gern zur Splittung vorgeschlagen werden.

Ein kompliziertes und schwankendes Kostenfeld als oft lästige Randerscheinung unserer Arbeit also, welches aber branchenüblich leider dazugehört. Es sei denn, man schreibt nur Eiapopeia-Meldungen.

Welche Ziele liegen noch vor uns?

Ca. 15.000 EUR Verwaltungskosten = etwa 150 Abos

Was etwas bürokratisch klingt, sind in Wirklichkeit überwiegend Personalkosten. Beginnend bei „A“ wie Abonnentenbetreuung, über „B“ wie Buchhaltung führen, „F“ wie interne Finanzkontrolle, bis „R“ wie irgendwer muss die Rechnungslegung machen und „S“ wie Steuerberater. Über die vergangenen Jahre hinweg haben wir diesen Bereich fast im Alleingang gelöst und können dies auch weiterhin. Dennoch bindet es jeden Monat Zeit, die Rechnungsein- und -ausgänge im Blick zu behalten, Schriftverkehr mit Ämtern und Behörden zu führen, die Zahlen für das Finanzamt zusammenzustellen, die eigenen Kosten dauerhaft zu kontrollieren und vor allem auf Fragen von Abonnenten zu reagieren, diese also zu „betreuen“.

Als Firma ist es zudem schlicht unmöglich, seine Abrechnungen mit dem Finanzamt ohne steuerliche Beratung zu machen, was neben unserer eigenen Zeit also auch noch die Kosten für diese Arbeit einschließt.

Ca. 6.000 EUR für Werbung & Social Media = etwa 60 Abos

Ein Posten, den es vor 6 bis 7 Jahren so überhaupt nicht gab, ist die Betreuung der sozialen Medien. Maßgeblich vertreten sind wir auf Facebook und Twitter, aber auch auf Instagram und Google plus. „Vertreten“ heißt zuerst einmal Beiträge per Hand zu teilen, aufkommende Debatten über Artikel gegebenenfalls zu moderieren (oder einzugreifen, wenn es um Hassbeiträge geht) sowie auf diesen Wegen natürlich auch für unser Angebot zu werben.

Dass es ab und zu auch mehr als nur Internetwerbung bedarf, um auf sich aufmerksam zu machen, haben wir mal in diesen Preis mit eingeschlossen. So gesehen, in einem ganzen Jahr ein nach wie vor kleiner Kostenblock, der zuerst einmal wieder unsere eigene Arbeit umfasst.

Ca. 6.000 EUR für Recherchen = etwa 60 Abos

Knapp 500 Euro müssen wir durchschnittlich monatlich für Recherchen ansetzen. Seien es Gesprächs- oder Interviewtreffen mit Menschen, der Weg zu Veranstaltungen, Bürgerversammlungen oder auch Gebühren bei Registern und Auskunftsstellen – immer entstehen auch hier Kosten, die bezahlt werden müssen. In diesen Bereich mit eingegliedert haben wir auch Kosten, die uns bei der Nutzung von Archiven und der anschließenden Verwendung von Archivmaterialien berechnet werden.

Dass wir unsere Strecken in Leipzig kaum mit Autos, sondern eher per Rad, Bahn und zu Fuß realisieren, ergibt sich bei der Summe von nur 6.000 EUR fast von selbst. Bei Tiefenrecherchen kann es dennoch zu erhöhten Aufwendungen kommen, die wir hiermit ebenfalls decken wollen.

Ca. 100.000 EUR für die Journalisten = etwa 1.000 Abos

Das ist die größte Insel und unser größtes Ziel: Das Kernstück unserer Arbeit sind und bleiben wir Journalisten selbst. Wie viele wir sein können, hängt ganz maßgeblich von der Menge der Abonnenten und sicherlich auch der Werbeeinnahmen in den kommenden Jahren ab. Bislang haben wir Jahr um Jahr versucht, diesen Posten (wie alle anderen auch) ausschließlich aus Werbung zu finanzieren. Dieser Betrag beinhaltet jedoch nicht nur die Honorare unserer Redakteure, sondern auch die Abgaben, die wir zum Beispiel im Rahmen des Künstlersozialversicherungsgesetzes (KSVG) für unsere Mitarbeiter an die Künstlersozialkasse KSK (www.kuenstlersozialkasse.de) entrichten: 5,2 % aller Honorare für publizierte Bilder und Texte.

Dabei sind einige Kollegen bereits jetzt quasi rund um die Uhr für uns tätig, andere liefern immer wieder besondere Geschichten, Interviews und Reportagen gegen ein freies Honorar. Unser Ziel ist es dabei, immer mehr Journalisten die Möglichkeit zu geben, von ihrer Arbeit durch uns gut bezahlt zu werden. Viele von uns sind auch noch für andere Medien tätig. Doch: Je mehr finanzielle Mittel wir in diesem Bereich zur Verfügung haben, umso höher ist die Anzahl der Autoren und der veröffentlichten Artikel: desto besser wird die L-IZ.de selbst. Journalismus ist das, was im Zentrum aller Kosten steht und – das ist sicherlich wenig überraschend – den größten Teil unserer Kosten einnimmt.

Oft arbeiten auch mehrere von uns gemeinsam an einer Geschichte. Zu nennen sind dabei unter anderem die Liveberichte aus dem Stadtrat, die Vor-Ort-Berichterstattung bei Demonstrationen oder größere Reportagen und Beiträge zu komplexen Themen. Bei letzteren Themen gilt mindestens das inhaltliche „Vier-Augen-Prinzip“, also zwei Kollegen, die sich gegenseitig kontrollieren und gegebenenfalls auch die Quellenlage kritisch hinterfragen.

Diese Arbeit würden wir gern in den kommenden Jahren mit der Hilfe der Abonnenten stetig weiter verbessern. Deshalb ist auch die Aufforderung vor allem anderen auf uns als Journalisten bezogen.

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