Wie sicher geht der Freistaat Sachsen eigentlich mit den Daten seiner Bürger um? Eine durchaus berechtigte Frage in einer Zeit, in der nicht nur Geheimdienste sämtliche Regeln brechen und Privatsphären missachten, sondern große amerikanische Konzerne mit den Profilen der Internetnutzer richtig Geld verdienen. Für Valentin Lippmann, Sprecher für Datenschutz der Grünen-Fraktion im Landtag, war das mal eine Anfrage wert.
Wie hält es die sächsische Staatsregierung beim Auswerten ihrer Websites? Immerhin ist ja der Markt voller Leute, die den Erstellern von Websites das Analyse-Tool “Google Analytics” anbieten wie heiße Würstchen. Kauft Leute! Verbessert eure Zugriffszahlen! Dann macht ihr tolle Geschäfte!
Während sich Wikipedia zum Thema erstaunlich zurückhaltend gibt: “Durch den Einsatz von Google Analytics wird eine Webseite für Google transparenter, da Google Einblick in die spezifischen Zugriffe der Webseite bekommt. Es ist umstritten, ob diese Daten von Google (intern) weiterverarbeitet werden oder nicht.”
Ist es nicht. Denn Google selbst erzählt ja, was es mit den Daten macht, die es über seine Cookies einsammelt: Es verknüpft sie. “Wie führen Ihre verschiedenen Marketingkanäle zusammen zu mehr Umsatz und Conversions?”, fragt der Konzern zum Beispiel auf seiner Website für das Analyse-Tool. Durch Zauberhand passiert das natürlich nicht.
Aber die Landesregierungen in der Bundesrepublik haben sich schon seit ein paar Jahren mit dem Thema beschäftigt. Die meisten Datenschutzbeauftragten kamen dabei zu der Auffassung, dass mit “Google Analytics” kein Datenschutz zu machen ist. Der eine oder andere hat zwar inzwischen eingelenkt und empfiehlt das Programm nach dem Abschalten einiger wesentlicher Funktionen. Aber wirklichen Schutz haben Internetnutzer nur, wenn sie dem Programm den Zugriff auf ihren Computer entsprechend verweigern.
Der Freistaat Sachsen – so erfährt Valentin Lippmann nun vom Chef der Sächsischen Staatskanzlei, Dr. Fritz Jaeckel, – setzt auf seinen Seiten schon seit Jahren ein anderes Analyse-Programm ein, das seine Daten nicht an Google oder einen anderen der großen Konzerne in den USA weitergibt. Das ist das Programm “Web Analytics” der Firma etracker.
Darüber informiert die Landesregierung übrigens auch – wie es sich gehört – unter den Datenschutzangaben der Landeswebsite, wo auch erklärt wird, was mit den Daten geschieht: “Auf dieser Website werden mit Technologien der etracker GmbH (www.etracker.com) Daten zu Marketing- und Optimierungszwecken gesammelt und gespeichert. Aus diesen Daten können unter einem Pseudonym Nutzungsprofile erstellt werden. Hierzu können Cookies eingesetzt werden. Bei Cookies handelt es sich um kleine Textdateien, die lokal im Zwischenspeicher des Internetbrowsers des Seitenbesuchers gespeichert werden. Die Cookies ermöglichen die Wiedererkennung des Internetbrowsers. Die mit den etracker-Technologien erhobenen Daten werden ohne die gesondert erteilte Zustimmung des Betroffenen nicht dazu benutzt, den Besucher dieser Website persönlich zu identifizieren und nicht mit personenbezogenen Daten über den Träger des Pseudonyms zusammengeführt. Der Datenerhebung und -speicherung kann jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widersprochen werden.”
Eine Ausnahme aber gibt es derzeit im Daten-Kosmos des Landes Sachsen, teilt Fritz Jaeckel mit. Das ist die zur Werbung von fittem Polizei-Nachwuchs aufgesetzte Website www.verdaechtig-gute-jobs.de, hinter der zur Analyse der Besuchszahlen die Variante “Google Analytics Code” läuft, zu deren Einsatz Jaeckel beteuert: “Der datenschutzkonforme Google Analytics Code anonymisiert die IP-Adressen durch Kürzung der letzten 8 Bit. Ebenfalls wird dem Nutzer das Widerspruchsrecht eingeräumt, die Datenschutzerklärung angepasst und die Löschung von Altdaten gewährleistet.”
Da Lippman auch nach kommunalen Websites gefragt hatte, konnte ihm Jaeckel diesbezüglich mittteilen, dass das wirklich nicht in seinen Aufgabenbereich fällt. Da müsste Lippmann schon die Kommunen selbst fragen.
Aus Leipzig wird er da die Nachricht bekommen, dass man dort ebenfalls auf Google Analytics verzichtet und eine Software namens Webtrekk Q3 benutzt. Es gibt tatsächlich eine ganze Reihe von Analyse-Programmen, die man alternativ zu Google Analytics nutzen kann.
Die Anfrage von Valentin Lippmann zu Google Analytics auf Websites des Freistaats.
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