Der Hooligan an sich hat ja durchaus Lust auf Krawall. Alle sind erschrocken und HoGeSa feiern sich. Dabei läge die Lösung in der richtigen Musik, hat der Stern heute herausbekommen. Im Kompass weitere Themen: Die Nachdenkseiten lachen sich über den Stresstest für Banken schlapp, die Katholiken finden, die Macher des Bürgerbegehrens gegen die Steuermillion für den Katholikentag in Leipzig lügen und in Niedersachsen frackt Exxon Mobil und man wundert sich über steigende Krebsraten. Ebenfalls dabei: die Krautreporter mit epischem Schwurbelismus und der MDR, der Gebührengelder spart. "Jurastudenten für die Todesstrafe" kommt einem doch da wie ein Randthema vor.

Der Staat schreit schon mal nach Demoverboten für Hooligans, wie immer der Nonsens funktionieren soll und die Mischung aus einfach gewaltbereiten und gewaltbereiten-rechtsradikalen Hooligans feiern sich derweil im Netz. Nach einigen Facebookseitenwechseleien sind sie unvermindert vorhanden. Wenn es vor Köln noch rund 7.000 bei Facebook waren, sind es jetzt bereits dreimal so viele, die die neue FB-Seite gut finden und neue Aktionen solls auch geben. Und eine Internetseite mit Fandevotionalien gibt’s nun auch. Hier noch ein wenig Hooligan – Netz-Posing.

Aufpassen sollten sie wohl nur bei zuviel Verabredung vorab – nicht dass noch wer auf die Idee kommt, sie zur kriminellen Vereinigung zu erklären (aber wer käme darauf? Besser mal das Versammlungsrecht ändern – wenn schon Kinder aus dem Bad schmeißen, dann richtig – gelle?).

Eine “Gegen-Gegenbewegung” hat sich auch schon gegründet – für nicht-rechte Hooligans (ja, auch das solls geben – die Zahl dort ist aber deutlich kleiner).

Die Satirezeitung Postillon wurde heute auf einmal überraschend ernst und formuliert “Radikale Vollidioten protestieren in Köln gegen andere radikale Vollidioten”. Böse Menschen gegen böse Menschen also.

Kurzeinweisung für NRW-Innenminister Ralf Jäger, der laut SPON das “deeskalierende Konzept” gelungen fand, schließlich habe man ja mit 4.000 Teilnehmern gerechnet. Worterklärung: “Hooligan, der” (engl. für “Schlägertyp”, “Raufbold”, “Rabauke”) ist im deutschen Sprachgebrauch eine Person, die vor allem im Rahmen bestimmter Sportereignisse wie beispielsweise Fußballspielen durch aggressives Verhalten auffallen. Hooligans treten häufig in größeren Gruppen auf und zeigen eine hohe Gewaltbereitschaft.

Eine hübsche Einordnung des polizeilichen Vorgehens findet die Zeit, wo man die “Deeskalationsstrategie” in Köln mal mit dem Verhalten der Polizei gegen die Blockupy – Protesten im Frankfurter Bankenviertel abgleicht. Kurzform – da gings gleich beim ersten Böller mit dem Knüppel durch den Salat.

Und hier wäre die eigentliche Lösung gewesen. Der Stern schreibt “Der Pianist Davide Martello, der schon auf dem umkämpften Taksim-Platz von Istanbul spielte.” sei in die Kölner Hooligandemo geraten. Dabei habe er Helene Fischer – Hits gespielt (hier “Atemlos”), denn “Die Hooligans reagieren positiv auf solche Songs”. Hools sind eben auch nur Menschen und es lag am Musikprogramm. Beim nächsten Mal also Helene Fischer einladen Herr Jäger und noch mal locker 500 Beamte zu Hause lassen.

Auch auf der “intellektuellen” Front rappelt es längst in der Kiste. Die HoGeSa s wirds freuen: Dieter Nuhr bekommt Mordspublicity bei Islamhassern nach einer seltsamen Anzeige eines “Provinzradikalen” – es muss ein Salafist sein. Er habe gegen den Islam gehetzt. Aufgeschrieben hat’s die FAZ.

Wer allerdings Lust auf eine grundlegende Fragestellung und ein paar Antworten hat, kann sich ja auch eine aktuelle Ansprache von Georg Schramm als Videoaufzeichnung auf den Seiten der (Gesellschaft für Leihen und Schenken) GLS Bank anschauen, bei welcher Schramm und die L-IZ Kunden sind.
Und noch mal zurück zum Glauben – diesmal auf der anderen Seite der Skala, wenn man so will. Beim Katholikentag in Leipzig 2016 gibt es ja irgendwie Streit ums Geld. Also nicht wenig Geld – 1 Million wird die Feier die Stadt kosten. Ein Bürgerbegehren macht gegen die Zahlung mobil. Die Katholiken finden, die Macher des Bürgerbegehrens gegen die Steuermillion für den Katholikentag in Leipzig lügen.

ZdK-Generalsekretär Stefan Vesper dazu gegenüber domradio.de: “Das Bürgerbegehren arbeitet ganz eindeutig mit Unwahrheiten.” – Warum, erklärt er im Interview auf domradio.de

Pfarrer Gregor Giele macht sich auf der gleichen Seite unterdessen Gedanken über Atheisten und wie eine Gesprächsgrundlage mit den Atheisten in Leipzig herzustellen ist. “domradio.de: Für uns im rheinischen Köln ist es nicht vorstellbar: Mehr als 80 Prozent der Menschen in Leipzig haben mit dem Christentum nichts oder wenig am Hut. Sind das denn alles Atheisten? Pfarrer Gregor Giele (Verantwortlich im Bistum Dresden-Meißen für den Katholikentag): “Desinteresse oder Unkenntnis sind für uns wahrscheinlich die größere Fragestellung als der Atheismus.” Hier geht es zum gesamten Interview auf domradio.de

Dabei heißt es doch immer Reden ist Silber, Schweigen ist Gold? Die Katholikentags-PR jedenfalls läuft schon mal.
Neben Kindern und Tieren, kann man nur verlieren. Süße Katzenvideos waren gestern. Katzen UND Kinder ist der neue “holy shit” seit Anfang 2014. Knapp 800.000 stimmen da zu.

Pause vorbei. Exxon Mobil frackt schon mal herum. Und es läuft richtig gut. Nur die Leukämierate scheint zu steigen, auf das Doppelte in einer Gemeinde im Nordosten Niedersachsens. Wegziehen geht nicht, da bleiben irgendwie auch nicht. Hat Deutschlandradio im Programm (Audio zum Anhören, knapp 5 Minuten).
Stresstest für Banken – eine Farce, aus der dann auch noch die falschen Schlüsse gezogen werden, finden die Nachdenkseiten. Die fragen mal nach der “systemischen Risikoabschätzung”, wie es das “Center for Risk Management Lausanne” nutzt.

Jens Berger schreibt dazu: “Die Schweizer benutzen zur Bewertung ein Modell der New York University, das sich vor allem auf die Beobachtungen während der letzten Finanzkrise stützt. Beim diesem Risikomodell sieht die Risikoverteilung diametral anders aus als beim EZB-Stresstest. Hier liegt die Deutsche Bank mit einem `systemischen Risiko` von 75,4 Mrd. Euro an erster Stelle. Weitere Kritikpunkte an dem offenbar untauglichen “Stresstest” der EZB gibt es hier
Keine schlechte Ãœberschrift oder? Die Zeit schreibt: “Jeder dritte Jurastudent befürwortet die Todesstrafe, jeder zweite die Anwendung von Folter. Und das sollen die künftigen Verteidiger unseres Rechts sein?”

Kurzantwort: Was geschieht, wenn man das soziale Wertegerüst über Jahre vergammeln lässt? Genau. Die Richter Gnadenlos kehren zurück, die neue Elite ist im Kommen und bereitet sich auf ihren Part des Verteilungskampfes vor. Aber sie sind ja noch jung …

Krautreporter schwurbeln sich eins aus der Ich-Perspektive 17 Seiten lange Buchrezensionen und ganz oben haben die Krautreporter selbst das Fallbeil “Qualität” hingehängt. Da lauert es nun und droht bei jedem Artikel herniederzusausen. Das Qualität im Auge des Betrachters, also des Lesers liegen könnte, scheint neu zu sein. Denn der scrollt sich jetzt einen und fragt sich bereits, was sinnvoller ist – 5 Euro in Riester investieren oder 5 Euro im Monat in die Krautreporter?

Die Zeit schafft es in ihrer auf 2 Seiten geteilten Einordnung des Neulings zwei Dinge festzustellen: Irgendwie ist es fad, aber neu, neu, neu doch das Exklusive fehlt. Zitat: “Viele der ersten Texte sind Ich-Geschichten. Denn die sind für freien Journalisten am billigsten und schnellsten zu produzieren.” Gut, dass die Krautreporter das Geld vorab via Crowdfounding (also Geldeinsammeln ohne Produkt) schon bekommen haben.

Streik bei Amazon – der MDR hat mal ein paar Gebührengelder investiert und hat die Streikenden besucht. Stopp. Der MDR hat sie nicht besucht, sondern nur gemeldet. Bravo. Sparsamer MDR.

Apropos öffentlich-rechtlich – wer bei dem “Mauerfall” zwischen privat & subventioniert was genau bezahlt hat und wie es weitervermarktet werden darf, steht noch nicht beim Bayrischen Rundfunk. Aber die Freude darüber in einem Themenschwerpunkt DDR gemeinsam mit Pro7 ab dem 3. November den Osten erkundet zu haben, ist riesig.

Auch online will man bei “History Uncut – Mauerfall” kooperieren – mit ganz vielen wackelnden Extrasachen. Es wird einfach großartig werden.

Gans Ganz innovativ Große Plakate drucken, sie gegen viel Geld im Stadtbild platzieren, das wiederum fotografieren und dann im Netz bei G+ (8 Follower) posten um Werbung zu machen. Klingt umständlich? Nö, dass ist voll crossmedial gedacht. Die beliebte Dinnershow selbst beginnt im historischen Spiegelpalast auf dem Burgplatz ab dem 27. November. Tickets kann man sogar schon digital im Netz kaufen.

Nachtrag Der Martin von dunkeldreckig.de (DDReudnitz) war aus. Mit Freunden, er habe welche schreibt er, im Elsterartig. Was er weitgehend großartig fand.

In eigener Sache – Der ” Kompass ” auf der L-IZ Wir freuen uns auf Hinweise, welche uns neben unseren eigenen Betrachtungen zum Geschehen in den Medien im Netz erreichen. Eine Mail an kompass@l-iz.de genügt. Bitte die Titelzeile, den Link und die ersten Worte des Artikels angeben.

Ãœber einen Leipzig- oder Sachsen – Bezug aber gern auch darüber hinaus freuen wir uns bei den gesandten Themen natürlich immer. Von ernsthaften Themen, Netzfunden bis hin zu Skurrilitäten – wir werden uns gern kurz und knackig damit befassen. Ob Blogs, Netzzeitungen, Videoportale oder andere Quellen – Interessantes verlinken wir gern.

Einsendeschluss ist täglich bis 18 Uhr. (Für eine Ãœbernahme eingesandter Hinweise besteht keine Garantie.) Also “Einfach mitmachen.” Dann wird’s für alle spannender und man behält den Ãœberblick für das Wichtige im Netz.

Na – war ganz schön viel zum Scrollen? Waren aber auch wieder 14 Themen heute. Darum gings übrigens gestern, am Sonntag, 26. Oktober 2014. L-IZ-Medien-Kompass: Täglich von Leipzig aus im Netz unterwegs

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