Am 8. Oktober startet in Frankfurt die 66. Frankfurter Buchmesse. Und auch wenn die Verlage aus Mitteldeutschland mit der Leipziger Buchmesse ihren Branchentreff quasi vor der Haustür haben, fahren einige trotzdem nach Frankfurt. 53 meldet der Börsenverein des deutschen Buchhandels, davon 29 allein aus Sachsen und - bei genauerem Hinschauen - 18 davon aus Leipzig. Ohne Leipzig geht es einfach nicht. Und ihren tapferen 10. Platz hat die Verlagsstadt Leipzig auch behauptet.

Denn jedes Jahr im Sommer rechnet der Börsenverein des deutschen Buchhandels ja auch seine Branchenzahlen aus, zählt die veröffentlichten Buchtitel, schaut sich die Umsätze an und fiebert mit, wenn die Anteile für einzelne Branchen steigen, oder fallen. Und 2011 und 2012 waren die Umsätze gefallen. Man ahnte schon Schlimmstes. Und atmete nun auf. Denn 2013 stieg der Gesamtumsatz der Branche wieder leicht an um 16 Millionen Euro auf 9,536 Milliarden Euro, ein Plus von 0,2 Prozent. Das am Ende sogar noch ein bisschen positiver aussieht, weil sowohl der klassische Sortimentsbuchhandel wieder zulegte (von 48,3 auf 48,6 Prozent am Gesamtumsatz), als auch der Direktumsatz der Verlage (von 19,4 auf 19,7 Prozent).

Eingebüßt hat dafür erstmalig der Versandbuchhandel (von 19,1 auf 18,6 Prozent Anteil), der in den Vorjahren immer neue Umsatzsteigerungen vermeldete. Die Bundesbürger kaufen also wieder mehr Bücher im Buchladen um die Ecke – oder bestellen direkt beim Verlag ihres Vertrauens. Zum Beispiel E-Books, von denen ja gern behauptet wird, sie würden einen “boom” erleben. Aber eine hohe Steigerungsrate bei den Verkäufen ist noch kein “boom”, wenn man nach wie vor nur ein kleines Marktsegment ausfüllt – 2013 immerhin nach einem weiteren 60-prozentigen Zuwachs nette 3,9 Prozent. Es gibt also einen Markt für die digitalen Bücher, es ist aber noch offen, wie groß er im Vergleich zu klassischen gedruckten Büchern werden wird.

Andererseits erfüllt er natürlich einige Bedingungen, die auch Verlegern, die das Risiko Druck nicht eingehen wollen, trotzdem eine Absatzmöglichkeit für ihre Neuerscheinungen eröffnet. Auch wenn 2013 die Rekordwerte bei neuen Titeln von 2007 oder 2011 (über 96.000 Titel) nicht erreicht wurden. Am Jahresende wurden trotzdem 93.600 Neuerscheinungen gezählt. “Genau 81.919 Titel davon sind Erstauflagen die vor allem auf das Konto der Belletristik gehen”, so der Börsenverein.

Der dann auch wieder ausgezählt hat, wo in der Bundesrepublik nun die Rekordproduzenten an neuen Büchern sitzen. Und was in den Vorjahren so war, war natürlich auch 2013 so. Es gibt zwei dominierende Verlagsstädte, an denen niemand vorbei kommt. Wobei nun im Grunde auch feststeht, dass eigentlich ein Wachwechsel stattgefunden hat, denn noch in den 1990er Jahren hat München eindeutig dominiert. Bis die Bundeshauptstadt Berlin begann, verstärkt um die Ansiedlung von Medien- und Verlagshäusern zu werben. Das Ergebnis: “München und Berlin liefern sich hier seit einigen Jahren ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das diesmal Berlin mit Abstand für sich entscheiden konnte. 9.278 Novitäten sind 2013 in der deutschen Landeshauptstadt erschienen. München folgt mit 8.238 Titeln.”

Dahinter kommen dann eher Städte wie Frankfurt, Hamburg, Köln und Stuttgart, wo überall große Verlage mit hoher Titelproduktion sitzen. Eine solche Ansiedlung ist in Mitteldeutschland bislang nicht passiert. Man hat es hier mit einer ausgewachsenen Kleinverlegerszene zu tun, die umso engagierter versucht, ihren Platz im Konzert der Veröffentlichungen zu behaupten.

In Leipzig ist das auch 2013 wieder gelungen. “Die erste Stadt aus den neuen Bundesländern ist Leipzig auf Platz 10 mit 954 Titeln”, so der Börsenverein. Der Platz war heiß erkämpft. Aber ein wenig spiele auch die Fusionswelle auf dem deutschen Verlagsmarkt mit. 2007 zum Beispiel bedeuteten 1.114 Titel aus Leipzig den 14. Platz unter den deutschen Verlagsstandorten. Seitdem sind einige Kandidaten ausgeschieden oder nach hinten durchgereicht worden, wenn der eine oder andere etwas größere Verlag seine Adresse änderte. 2012 bedeuteten 912 Titel aus Leipzig erstmals Platz 10. Und da wird Leipzig wohl auch bleiben die nächsten Jahre. Es sei denn, dem Kulturbürgermeister gelingt mal ein Geniestreich, und er holt mal einen der großen Verlage an die Pleiße. Aber dazu bräuchte es wohl – wie in Hamburg und Berlin – einer sinnvollen Medienstrategie in der Stadtpolitik.

Was der 10. Rang für Leipzig bedeutet, zeigt der Blick auf die anderen Städte in Mitteldeutschland mit nennenswerter Buchproduktion: Halle folgt mit 224 Titeln auf Rang 37. Dresden landet mit 188 Titeln auf Rang 45. und Erfurt mit 166 auf Rang 53.

Leser gibt es hingegen genug in Sachsen. 2013 kauften sie für 172,4 Millionen Euro Bücher, Zeitungen und Zeitschriften. Das ist wenig, liegt aber eindeutig am niedrigen Einkommensniveau. Denn gemessen am Gesamtumsatz des Sortimentsbuchhandels 2013 von 4,392 Milliarden Euro müssten die Sachsen mindestens 220 Millionen Euro in der Tasche haben, um jedes Jahr Bücher zu kaufen. Haben sie aber nicht.

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