Oja, ab heute sitzen sie in der Mediacity wieder zusammen, diese Leute, die sich Macher nennen. Über "Wandel des Online-Journalismus und neue Geschäftsmodelle" wollen sie reden. Werden sie auch. Wie jedes Jahr. Und es wird niemanden als sie selbst interessieren. Auch 2014 spart sich die L-IZ den "Medientreffpunkt Mitteldeutschland". Der kein Medientreffpunkt ist. Eher eine Showveranstaltung der öffentlich Bezahlten.
Auch wenn sie es anders sehen, die “Experten aus Medien, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft”, die sich vom 5. bis 7. Mai zum Medientreffpunkt Mitteldeutschland zusammen hocken, als würden sie wirklich über die Veränderung der Medienwelt diskutieren. Was sie nie tun werden. Die “Experten aus der Politik” nicht, weil sie es gar nicht wollen, weil sie dann den Direktzugriff auf öffentlich-rechtliches Geschwätz verlieren. Und die anderen nicht, weil sie von der Geldpolitik der politischen Experten profitieren, ohne sich wirklich bemühen zu müssen. Rundfunkauftrag? – Schönes Wort.
Rund 1.200 Teilnehmer werden erwartet, die auf 42 “Panels” diskutieren mit etwa 200 Referenten – “über aktuelle Trends und relevante Themen der Branche”. Wer einen Trend entdeckt, darf sich melden.
“Im Zentrum der Diskussionsrunden steht in diesem Jahr die Frage nach der Relevanz”, meint Martin Heine, Vorsitzender der AG Medientreffpunkt Mitteldeutschland und Direktor der Medienanstalt Sachsen-Anhalt. “Die Frage stellt sich aber nicht nur in Bezug auf die Inhalte der Medien, sondern gleichermaßen auch im Hinblick auf die fortschreitende Digitalisierung. Der Medientreffpunkt sucht daher nach Antworten in allen Bereichen der Branche.”
Tut er das wirklich? Die Ergebnisse der Medientage 2013 sind ja alle online nachzulesen. Sie sind hübsch. Wer das mag, was bei Fernseh-Talkshow heraus kommt, ist bestens bedient. Alle haben recht, Lösungen müssen erst gefunden werden, bis dahin macht man so weiter wie bisher.
Das wird 2014 nicht anders werden. Denn es reden wieder die Immergleichen mit den Immergleichen: Neben den Intendanten verschiedener öffentlich-rechtlicher Anstalten, Chefredakteuren von Zeitungen sowie Zeitschriften und Verantwortlichen privater Sender und der Landesmedienanstalten sind auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff und die Chefs der Staatskanzleien Thüringen, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz vor Ort.Die Herren aus den großen Zeitungshäusern unterhalten sich zum Beispiel über die alte Gähn-Frage: “Warum arbeiten Online- und Printjournalismus gegeneinander? Wer setzt sich am Ende durch? Oder haben vielleicht sogar beide eine Chance? Diese Fragen beschäftigen die Medienbranche derzeit brennend – auch auf dem Medientreffpunkt Mitteldeutschland Anfang Mai wird es in mehreren Panels Gegenstand der Diskussion sein. Der stellvertretende ZEIT-Chefredakteur Bernd Ulrich und ZEIT ONLINE-Chefredakteur Jochen Wegner haben sich zu diesem Thema via Twitter ausgetauscht. Aus den 140-Zeichen-Gedanken haben sie nun – in ausführlicherer Form – 12 spannende Thesen für die Zukunft erstellt.”
Ja, wirklich spannend. Aber auch der ganze andere Unfug, den die Herren mit den goldenen Federhaltern immer neu diskutieren, taucht auf: “Roboterjournalismus”, “Krautjournalismus” und – als neue Schnapsidee für Wundergläubige: “LaterPay” als Rettung des “Paid Content”.
Schon die Themensetzungen zeigen, wie sich die Experten im Kreise drehen – und wie wenig sie tatsächlich mit der Praxis im freien Medienmarkt zu tun haben. Und weil das so ist und die L-IZ ganz bestimmt nicht über die Magenschmerzen honoriger älterer (oder jüngerer) Herren aus der Welt klimatisierter Medien-Chefetagen berichten wird, sparen wir uns auch 2014 diese Zeitverschwendung und machen lieber ganz normale Berichterstattung über das, was in Leipzig wirklich geschieht.
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Wer Langeweile hat, kann sich die medialen Streichelzoorunden auch am Bildschirm angucken. In Auswahl. Der MDR plant, drei Diskussionsrunden am 5. Mai 2014 ab 13.30 Uhr per Video-Live-Stream in seiner Mediathek MDR+ (www.mdr.de/mediathek/livestreams/fernsehen) zu übertragen. Für die technische Realisierung zeichnen Unternehmen der DREFA-Mediengruppe, die Media Mobil GmbH und die MCS GmbH Sachsen-Anhalt, verantwortlich.
Warum das Ganze jedes Jahr noch altbackener wirkt, erfährt man, wenn man sich das Gremium genauer beschaut, das den ganzen Aufwasch organisiert: Der Medientreffpunkt Mitteldeutschland ist eine Veranstaltung der AG Medientreffpunkt Mitteldeutschland e.V. Zu deren Mitgliedern gehören die drei mitteldeutschen Landesmedienanstalten, der Mitteldeutsche Rundfunk, die Stadt Leipzig und “weitere Unternehmen der Medienbranche”. Und welche sind das? – Radio PSR, Radio Leipzig, Sachsen Fernsehen …
Die ganze blühende Leipziger Medienlandschaft. Mehr kann man sich ja gar nicht wünschen.
www.medientreffpunkt.de
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