Es ist zwar das Kästchen "Alternativvorschlag" angekreuzt. Aber einen wirklichen Alternativvorschlag legt das Dezernat Stadtentwicklung und Bau nicht vor für den Antrag der Fraktion Die Linke, auch in Leipzigs Bussen und Bahnen WLAN-Zugänge zu installieren. Gestellt hatte die Fraktion Die Linke den Antrag im Dezember, nachdem man von einem Pilotprojekt in Dresden gehört hatte.

Dort wird in zwei Überlandbussen ein solches Gerät getestet. Der Test läuft bis Ende 2014. Also müsste man sich in Leipzig zumindest ein bisschen gedulden, findet das Dezernat und schlägt vor: “Der Oberbürgermeister wird beauftragt, in Auswertung der Testergebnisse der WLAN-Nutzung in öffentlichen Verkehrsmitteln beim VVO bis zum 1. Quartal 2015 zu prüfen, inwieweit und unter welchen Bedingungen den Fahrgästen auch im Stadtgebiet Leipzig in allen Bussen und Bahnen des ÖPNV ein öffentliches WLAN-Netz zur Verfügung gestellt werden kann.”

Viele brauchen es gar nicht, da sie selbst über eine Internetflatrate für ihr Telefon verfügen. Und doch würde es sicherlich einen Großteil der ÖPNV-Nutzer freuen, wenn sie mit ihrem Smartphone oder ähnlichen Mobilgeräten unterwegs einen kabellosen Netzzugang im Bus oder der Bahn nutzen könnten. Sei es, um ihr eigenes begrenztes Datenvolumen einzusparen oder weil sie selbst keinen – kostenpflichtigen – Handytarif mit Internetoption bei ihrem Mobilfunkanbieter gebucht haben. Und so wird man sehen müssen, welchen Sinn ein WLAN-Netz im Vergleich zu Überlandbussen und Zügen macht. Dass es genutzt wird von den Fahrgästen – keine Frage. Es geht aber gerade in der klammen Stadt Leipzig auch um die Kosten eines solchen Projektes.

Am Ende müssten nicht nur die LVB beauftragt werden, das Ganze umzusetzen und in jedem Fahrzeug einen 2.500 Euro teuren Zugang zu schaffen und die 50 Euro Monatsgebühr pro Fahrzeug zu zahlen. Die Stadt müsste das Ganze auch aus ihrem Haushalt bezahlen, denn eine Rundum-Informations-Versorgung gehört nicht zum Beförderungsauftrag des Unternehmens. Und über mangelnde Auslastung der Fahrzeuge können sich die LVB auch nicht beschweren.

Der Regionalverkehr Dresden (RVD) will die abschließenden Ergebnisse aus dem Testbetrieb voraussichtlich Ende 2014 bekannt geben. “Ob das Angebot zu einer Mehrnutzung des ÖPNV führt, kann erst nach einer abschließenden Auswertung eingeschätzt werden”, meint das Wirtschaftsdezernat. Aber wie gesagt: Das ist nicht das Thema in Leipzig. Die LVB verzeichnen Jahr für Jahr steigende Fahrgastzahlen und eine Modernisierung von Fahrzeugen und Haltestellen trägt wesentlich nachhaltiger zur Steigerung der Fahrgastzahlen bei als eine mögliche Verfügbarkeit eine WLAN-Zugangs.

Aber trotzdem würden die LVB derzeit prüfen, ob die Ausrüstung, vor allem von neu beschafften Fahrzeugen, mit WLAN-Technik möglich und sinnvoll ist.

“Technisch ist die Ausrüstung der Fahrzeuge kein Problem”, meint das Wirtschaftsdezernat. “Die Anzahl der für ein Fahrzeug benötigten Geräte hängt dabei von der Größe der Fahrzeuge ab, um die benötigte Datenlast abfangen zu können. Um den Internetzugang im LVB-Netz flächendeckend zu ermöglichen, müssten sämtliche Fahrzeuge ausgerüstet werden. Die Kosten dafür würden sich nach ersten vagen Schätzungen auf ca. 500.000 Euro belaufen. Hinzu kommen monatliche Gebühren für die Datenversorgung, dessen benötigte Größe abhängig von der konkreten Nutzung noch nicht speziell beziffert werden kann. Daher kann zurzeit keine genaue Angabe zu den tatsächlich anfallenden Kosten gegeben werden. Ebenfalls ist völlig offen, ob es mit solch einem Angebot zu einer Mehrnutzung des ÖPNV in Leipzig käme und welche Zielgruppe damit angesprochen werden könnte. Des Weiteren muss berücksichtigt werden, dass das Angebot eines kostenlosen Internetzugangs in Bussen und Bahnen keine gesetzlich oder in der Betrauung der LVB vorgegebene Anforderung an die Qualität des Nahverkehrs in Leipzig ist. Der Einsatz dieser Technik kann daher aus Sicht der LVB nur nach einer positiven Kosten-Nutzen-Betrachtung erfolgen.”

Die komplette Stellungnahme des Wirtschaftsdezernats:
http://notes.leipzig.de/appl/laura/wp5/kais02.nsf/docid/9ABBCDB57B9D3014C1257C98004C1A39/$FILE/V-a-482-vsp.pdf

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