Am Freitag, 17. Mai, war Weltfernmeldetag. Das Statistische Landesamt Sachsens fühlte sich deshalb bemüßigt, mal ein paar Zahlen zu den DSL-Anschlüssen in Sachsen zu veröffentlichen. Ist ja immerhin Streitthema, seit die Telekom beschlossen hat, das Datenbudget der Breitband-Kunden zu drosseln und für Mehrbedarf zur Kasse zu bitten. Aber in Sachsen ist das Thema auch deshalb brisant, weil weder alle Haushalte mit DSL - noch überhaupt mit einem Internetzugang - ausgerüstet sind.

Die Frage ist nur: Wie viele genau? Und muss es überhaupt Festnetz sein? – Erst am 14. Mai meldete die Telekom: “Ab sofort können die Bürgerinnen und Bürger von Bad Lausick mit Hochgeschwindigkeit mobil im Internet surfen. Die Telekom hat ihr Mobilfunknetz in der Stadt um UMTS (‘Universal Mobile Telecommunications System’) erweitert. Damit lassen sich Texte, Bilder und Musik mit bis zu 42,2 Megabit pro Sekunde (MBit/s) empfangen.”

Aber nicht nur die Anbieterseite spielt eine Rolle. Viel spannender ist oft die Nutzerseite: Gehen die Leute überhaupt ins Internet, wenn Zugänge verfügbar sind? – Auf den ersten Blick sieht das in Sachsen ganz ordentlich aus: “70 Prozent der Privathaushalte in Sachsen verfügten 2012 über einen Internetzugang, 79 Prozent waren es im Bundesdurchschnitt. 76 Prozent von ihnen nutzten in Sachsen einen DSL-Anschluss, um mit ihrem Computer (stationärer Computer, Laptop/Notebook, Netbook oder Tablet-Computer) von zu Hause aus ins Internet zu gelangen”, stellt das Statistische Landesamt fest.

Die Daten wurden im Rahmen der jährlichen Haushaltebefragung zu Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) 2012 erhoben.

“Damit stieg der Anteil dieser Anschlussart im Freistaat gegenüber 2011 um 4 Prozentpunkte, lag aber weiterhin unter dem Bundesdurchschnitt von 82 Prozent”, stellt das Statistische Landesamt fest. 67 Prozent aller Privathaushalte verfügten 2012 über einen Breitbandanschluss, gegenüber 2011 war das ein Plus von 5 Prozentpunkten. Seit 2007 (32 Prozent) hat sich die Zahl der Haushalte mit Breitbandanschlüssen mehr als verdoppelt. Sachsen lag 2012 deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 75 Prozent, konnte aber gegenüber 2011 den Rückstand um zwei Prozentpunkte verringern. – Mit 80 Prozent aller Breitbandanschlüsse (ein Prozentpunkt mehr als 2011) blieb DSL im Freistaat die häufigste Art des Internetzuganges von zu Hause aus (bundesweit 86 Prozent), vor anderen Breitbandanschlussarten, wie Kabel, UMTS, LTE etc.”

Von den Haushalten, die mit dem Computer von zu Hause aus das Internet nutzten, verfügen sogar 95 Prozent über einen Breitbandanschluss, ist dann als Zahl noch nachlesbar. Was natürlich auch auf einen anderen Grund für den Zuwachs der Internetnutzer hinweist: Sie sind schlicht in die Regionen mit vorhandenen Internet-Strukturen umgezogen. In die Großstädte zum Beispiel. Der scheinbare “Aufholprozess”, den das statistische Landesamt beschreibt, ist möglicherweise nichts anderes, als ein weiterer Aspekt der innersächsischen Bevölkerungsbewegung. Es sind ja junge Leute, die in die Großstädte umziehen. Und die nutzen – statistisch nachweisbar – das Internet überdurchschnittlich.

Das zeigt jedes Jahr der “(N)Onliner-Atlas”. Während deutschlandweit durchschnittlich 79 Prozent der Haushalte Internetzugang haben, sind es bei 14- bis 29-Jährigen zwischen 94,3 bis 97,5 Prozent, die das Internet nutzen. Bei den 40- bis 49-Jährigen sind es 88,2 Prozent, bei den 50- bis 59-Jährigen 78,8 Prozent. Aber selbst bei den 60- bis 69-Jährigen sind es im Jahr 2013 mittlerweile 63,7 Prozent. Erst bei den ab 70-Jährigen sinkt die Quote rapide. Was trotzdem einschließt, dass fast jeder Dritte über 70 Jahre online ist: 30,2 Prozent.

Der Anteil der “Offliner” ist 2013 auf 23,5 Prozent gesunken. Und das sind, wie jeder sehen kann – größtenteils Senioren.Bei den konkreteren Zahlen widersprechen sich die Umfragen jedoch. Während die IKT-Erhebung von einem Anteil von 82 Prozent DSL-Nutzung bei denen ausgehen, die mit Computer ins Internet gehen (was also 64 Prozent aller Erfassten ausmacht), kam die Erhebung zum “(N)Onliner-Atlas” für 2012 auf einen Anteil von 42 Prozent, 2013 dann von 54 Prozent.

Und die Breitbandnutzung ist demnach noch längst nicht so weit verbreitet, wie es die IKT-Erhebung aufzeigt. Danach kamen in Sachsen 2012 nicht 67 Prozent per Breitband ins Internet, sondern nur 56,7 Prozent, aber immerhin 1,2 Prozent mehr als im Vorjahr.

Der “(N)Onliner-Atlas”, den die Initiative D 21 herausgibt, verzeichnet für Sachsen eine Internetnutzung von 72,8 Prozent. Die Differenz zu dem Wert von 79 Prozent, den die IKT-Erhebung aufzeigt, kann durchaus auch daran liegen, dass die Existenz eines Internetzugangs im Haushalt nicht automatisch auch eine Internetnutzung aller Haushaltsmitglieder bedeutet. Andererseits zeigt der “(N)Onliner-Atlas” auch eine Ost-West-Spaltung in der Internetausstattung, die nicht wirklich zu begreifen ist. Es sei denn, ganze Regionen im Osten wurden von den Kabellegern tatsächlich über Jahre stiefmütterlich versorgt. Sachsen führt zwar das Häuflein der fünf ostdeutschen Flächenländer an mit den 72,8 Prozent, hat aber fast 3 Prozentpunkte Abstand zum letzten westdeutschen Flächenland Schleswig-Holstein mit 75,7 Prozent. Die Spitze bilden die Stadtstaaten Hamburg und Berlin mit 81,8 bzw. 81,0 Prozent.

Und wie es in den Haushalten aussieht, zeigt ein wenig die Frage nach dem Geschlecht: Während durchschnittlich 67,4 Prozent der Männer online sind, sind es bei den Frauen nur 49,5 Prozent. Der Computer mit Internetzugang scheint also in vielen Haushalten die Domäne der Männer zu sein. Mit steigender Bildung, steigendem Einkommen und wachsender Größe des Wohnortes steigt nicht nur der Anteil der Internetnutzer, sondern auch der Breitbandnutzer.

Andererseits stellt die Initiative D 21 auch fest, dass der Internetausbau fast zum Erliegen gekommen ist. In Sachsen spielen derzeit nur etwas über 3 Prozent der Befragten mit dem Gedanken, sich einen Internetzugang zuzulegen. Die Initiative D 21, in der auch die Telekom vertreten ist, sieht deshalb Grund dafür, die Vorteile des Netzes noch weiter zu popularisieren. Aber der Blick auf die Alterstabelle zeigt: Es wird wenig Sinn machen. Die jungen Jahrgänge wachsen automatisch in die selbstverständliche Nutzung des Internets hinein. Und selbst die jungen Senioren setzen sich fleißig in Computerlehrgänge. Man hat eigentlich die wesentlichen Jahrgänge alle schon erreicht.

Was fehlt, ist die flächendeckende Verfügbarkeit der Netze auch in ländlichen Regionen. Ein ewiges Streitthema. Die Aussage, dass 23,5 Prozent der Deutschen überzeugte Offliner sind, ist dann aber doch ein bisschen weit hergeholt. Das ist das, was die Initiative D 21 “digitale Spaltung” nennt. Es sei denn, die Initiative D 21 will jetzt Internetschulungen in Seniorenheimen durchführen. Kann sie ja tun. Die Schulungsleiter werden sich wundern. Aber wer erwartet von Leuten, die kluge Studien erstellen, auch noch kluge Schlussfolgerungen?

Den “(N)Onliner-Atlas” findet man hier: www.initiatived21.de

Eine Wortmeldung der Leipziger Linken zur lückenhaften Breitbandlandschaft in Leipzig als PDF zum download.

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