Das Datum ist eigentlich schnurzegal. Aber es ist nun einmal der 23. April, den die UNESCO 1995 zum Welttag des Buches erklärte. Oder genauer, weil das meistens vergessen wird: zum "World Book and Copyright Day". Es geht an diesem Tag nicht nur um Bücher, sondern auch um Autorenrechte, nicht zu verwechseln mit dem Quatsch von Leistungsschutzrecht. Der Tag soll ganz offiziell das Lesen, Publizieren und den Schutz der Autorenrechte thematisieren. Deswegen ist das Datum auch mit einem berühmten Autoren verbunden.

Der Bursche heißt Miguel de Cervantes und ist etlichen Leuten als Autor des “Don Quijote” bekannt. Er starb am 23. April 1616 und es waren deshalb die spanischen Buchhändler, die 1923 erstmals den Todestag von Miguel de Cervantes Saavedra mit einer großen Werbeaktion für das Bücherlesen verbanden. Sie hätten wahrscheinlich lieber den Geburtstag genommen. Aber den Geburtstag des 1547 in Alcalá de Henares Geborenen kann man nicht sicher benennen. Und auch die Tatsache, dass er wirklich in Alcalá de Henares geboren wurde, ist nicht so sicher.

Da blieb dann als Fixpunkt nur der Todestag des spanischen Nationaldichters, der 1616 verarmt in Madrid starb.

Der Landesverband Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen im Börsenverein des Deutschen Buchhandels hat sich den Tag seit 2003 zu eigen gemacht und vergibt aus diesem Anlass jährlich bis zu drei Preise: Mit jeweils 250 Euro unterstützt er Mitgliedsunternehmen, die besonders attraktive, originelle oder aufwendige Veranstaltungen zu diesem Frühlings-Lesefest durchführen. Insgesamt hat der Landesverband in dieser Zeit 25 Preise an Buchhandlungen und Verlage vergeben und dafür 7.550 Euro zur Verfügung gestellt.

Der Vorstand hat in seiner Sitzung am 9. April die vorliegenden Anträge der mitteldeutschen Verlage und Buchhandlungen geprüft und entschieden, in diesem Jahr zwei Preise à 250 Euro zu vergeben, teilt der Börsenverein mit.

Das Buchhaus Loschwitz in Dresden erhält den Preis des Landesverbandes für die Idee, das schön gestaltete Buch in den Mittelpunkt ihrer Veranstaltungen rund um den Welttag des Buches zu rücken. Eine Ausstellung des Verlages Hermann Schmidt aus Mainz (der führende Fachverlag für Typografie, Grafikdesign und Kreativität) und ein Vortrag mit dem Thema “Die Zukunft des Buches ist schön” von Karin Schmidt-Friderichs, der Verlegerin des Verlages Hermann Schmidt und Vorsitzende der Stiftung Buchkunst, beschäftigen sich mit dem wichtigen Thema der schönen Seiten des Buchhandels und den schönen Büchern.

Den zweiten Preis in Höhe von 250 Euro vergibt der Börsenverein an die Deutsche Zentralbücherei für Blinde in Leipzig. Auch in diesem Jahr wird blinden Kindern die Teilhabe an der Aktion “Ich schenk Dir eine Geschichte” ermöglicht. Dafür bietet die Deutsche Zentralbücherei für Blinde den zahlreichen Blindenschulen in ganz Deutschland eine eigens im Haus übertragene Ausgabe in Braille-Schrift an. Gedruckt in Voll- und Kurzschrift und auf CD als eBraille werden insgesamt rund 190 Exemplare an die Besteller aus ganz Deutschland gesandt. Das diesjährige Buch “Der Wald der Abenteuer” kann auch so von blinden Kindern gelesen und der Welttag des Buches für sie erlebbar gemacht werden. Dieses Engagement der Zentralbücherei wird mit dem Preis des Landesverbandes gewürdigt.

Zum Welttag des Buches verschenken Buchhändler auch das vom cbj Verlag herausgegebene Buch “Ich schenk Dir eine Geschichte” an Schüler der vierten und fünften Klassen. Allein im vergangenen Jahr haben rund 700.000 Kinder das Welttagsbuch erhalten. 24.065 Klassen haben an der Aktion teilgenommen, das entspricht einer prozentualen Beteiligung von 35,66 Prozent.

In Sachsen haben im vergangenen Jahr 1.423 von 2.696 vierten und fünften Klassen Gutscheine für das Buch bestellt. Für 2013 ist bereits abzusehen, dass es mit 30.715 teilnehmenden Klassen und 700.093 bestellten Buch-Gutscheinen deutschlandweit wieder einen Teilnehmerrekord geben wird.Um das Urheberrecht haben Verleger und Autoren übrigens lange kämpfen müssen. Schon mit dem Aufkommen des Buchdrucks im 15. Jahrhundert begann auch die Zeit der Raubdrucke. Erst im 19. Jahrhundert etablierte sich in Deutschland ein umfassenderes Schutzrecht – beginnend mit der 1837 von der deutschen Bundesversammlung beschlossenen zehnjährigen Schutzfrist seit Erscheinen des Werkes, die 1845 durch eine dreißigjährige Schutzfrist abgelöst wurde – geltend ab dem Todestag des Autors. Am 6. September 1952 wurde in Genf das Welturheberrechtsabkommen beschlossen.

Doch mit der Entwicklung neuer Medien – und das begann schon mit den Tonträgern des 20. Jahrhunderts – hat sich auch die Diskussion verändert. Der einst vor allem für Bücher entwickelte Rechtekanon passt nicht ohne weiteres auch für Trägermedien wie das Internet. Mancher will das Kind gleich mit dem Bade ausschütten. Und dabei scheinen sich Parteien gegenüber zu stehen, die zwischen der kompletten Abschaffung aller Schutzrechte und der Etablierung rigider Leistungsschutzrechte hin und her schwanken. Dabei geht die eigentlich zentrale Frage immer wieder im Lärm unter: Wie werden die Urheber von geistigen Werken bei einer Veröffentlichung im Internet tatsächlich honoriert? Wie kann verhindert werden, dass andere Leute mit ihren Werken Geld verdienen und sie selbst dabei leer ausgehen?

Das ist die Ur-Frage. Und die ist auch in Deutschland nicht beantwortet. Auch nicht durch eine obskure Organisation wie die VG Wort oder die zuweilen ebenfalls recht irritierend auftretende GEMA.

Zum Welttag des Buches bekommen die Leipziger auch noch was Spanisches: Das Mammut mit dem roten Punkt gibt auch ein Konzert in der Stadtbibliothek.

“Das Mammut mit dem roten Punkt im Konzert” kommt zum Welttag des Buches, 23. April, um 19 Uhr in die Leipziger Stadtbibliothek. In dieser Veranstaltung wird mit Wort, Gesang, Gitarre und Bild das unbekannte Spanien vorgestellt. Der Autor des gleichnamigen Buches, der Soziologe und Journalist Dr. Harald Schmidt, erzählt kurze Geschichten über weniger bekannte Seiten Spaniens oder über das Unbekannte neben dem Bekannten. Dazu gehören: Der Stier, der öfter kann als ein Mann, glückliche schwarze Eber und Sauen, Pfefferschoten und Aloe, Liebe und flüssiges Gold, Mauren, Juden und Katholiken sowie das Mammut mit dem roten Punkt.

Seit 20 Jahren leitet der Wissenschaftler das private Leipziger Marktforschungsinstitut LEIF und erarbeitet für zahlreiche Länder und Unternehmen Analysen und Expertisen. Als Journalist interessiert er sich an vielen Orten der Welt für das weniger Bekannte.

Auf dieser Reise ins Unbekannte wird der Erzähler von José Damián Perez mit spanischen Liedern aus unterschiedlichen Zeiten begleitet. Der Sänger und Gitarrist absolvierte die Leipziger Musikhochschule und beherrscht mehr als fünf Musikinstrumente; darunter sehr exotische. Die Tourneen des gebürtigen Chilenen führten durch Europa und Südamerika.

Eine Überraschung halten die beiden Künstler bereit: Nicht nur für das Hören und Sehen wird während dieser Veranstaltung einiges geboten – auch für Riechen und Schmecken.

23. April, 19 Uhr in der Leipziger Stadtbibliothek, Huldreich-Groß-Saal, Wilhelm-Leuschner-Platz 10/11. Eintritt ist kostenlos.

www.gruppeleif.de

www.ich-schenk-dir-eine-geschichte.de

www.boersenverein-sasathue.de

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