Pünktlich zum diesjährigen Osterfest wartet die Leipziger Straßenzeitung KiPPE mit einer Überraschung auf, die farbenfroher ist als der nur mühsam in Gang kommende Frühling: Die KiPPE erscheint nach langer, langer Zeit wieder einmal in Farbe, freut sich die Redaktion. Mit dem Ende der langjährigen Druckerei und der Suche nach einer neuen hat sich das KiPPE-Team dazu entschlossen, Farbe zu bekennen und dies soll kein einmaliges Vergnügen bleiben.
Im Titelthema “Auf Leipzigs Straßen” widmet sich die KiPPE diesmal dem Straßenverkehr in Leipzig. Beleuchtet wird unter anderem der Bürgerwettbewerb “Ideen für den Stadtverkehr”. Hier hat die Stadt endlich einmal die Bürger angehört und in Infrastrukturmaßnahmen einbezogen, weil diese schließlich jeden etwas angehen. Erste Ergebnisse liegen nun vor. Ob die vielen konstruktiven Vorschläge am Ende auch wirklich umgesetzt werden, bleibt abzuwarten. Darüber hinaus beschäftigen sich weitere Beiträge mit der Lärmschutzentwicklung in Leipzig sowie der Philosophie des Fahrradfahrens.
Und so berichten die AutorInnen des Heftes darüber “Wie Leipzigs Straßen und Flächen mitgestaltet werden sollen”, über “Leipzigs Anstrengungen gegen den alltäglichen Lärm” und über die Philosophie des Fahrradfahrens, welches ja möglicherweise im April wieder schön wird, wenn Schnee und Eis dem Frühling weichen.
Aber das Heft tut auch das, wozu andernorts immer wieder Platz oder Zeit fehlt: Es kümmert sich im die Achterbahn-Leben der nicht so erfolgreichen Leipziger. – Wenn wir von “Menschen in sozialen Schwierigkeiten” sprechen oder schreiben, dann klingt das häufig reichlich abstrakt. Was aber steckt hinter so einer Person, welches Schicksal ist mit ihr verbunden? Ein KiPPE-Straßenverkäufer gibt darüber Auskunft und hat sein bisheriges Leben Revue passieren lassen.
Ferner können die Käufer des Heftes in dieser Ausgabe lesen über die Heilandskirche in Plagwitz und ihre Zukunft in einem Campus, über ein Häkel-Projekt, das Generationen verbindet, und über Richard Wagners wildes Leben in Leipzig. Mit “Der Ring für Kinder” und “Kasimir und Karoline” werden zwei Stücke für die junge Generation auf Leipzigs Bühnen vorgestellt und in die Serie über seltene Handwerke wird fortgeführt mit dem Porträt eines Stötteritzer Täschners für hoffnungslose Fälle.
Und was ward noch entdeckt? – Eine deftige Rückseite, die einen der kühnsten Sprüche des amerikanischen Philosophen Henry David Thoreau illustriert: “Wenn das Gesetz dich zum Arm des Unrechts macht, brich das Gesetz.” Vielleicht gibt’s ja dann in künftigen Heften noch die philosophische Untermauerung dazu, das öffentliche Nachdenken darüber, wie sehr sich in (manchen) Gesetzen auch die Spezialinteresen einiger Gesellschaftsgruppen manifestieren, die nicht immer die ehrlichsten Absichten haben und schon gar nicht gern öffentlich darüber diskutieren. Ohne den mündigen Bürger, der sich auch gegen solche Übergriffe wehrt, funktioniert Demokratie nicht. Schön zu wissen, dass sich daran seit 150 Jahren nichts geändert hat.
Es lohnt sich also wieder, auf die emsigen Frauen und Männer zu achten, die jetzt in Einkaufsstraßen und vor Supermärkten die neue KiPPE verkaufen für 1,60 Euro pro Stück – 70 Cent davon gehen wie immer an den Verkäufer.
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