Seit einiger Zeit gibt es bei der Freiwilligen-Agentur Leipzig das medienpädagogische Projekt "Sprungbrett". Hier sind Jugendliche mit Migrationshintergrund eingeladen, selbst aktiv mit Medien zu arbeiten. Beim Interkulturellen Fest am 3. Oktober waren die jungen Leute unterwegs und haben den Tag mit dem Mikrofon eingefangen.
Aufgeweckt sitzt Josh Klippel über dem weißen Blatt Papier. Noch ahnt der 16-jährige nicht, was ihn heute erwartet. Alles, was er genau weiß, ist, dass sein größter Wunsch, wieder im Radio zu sein, heute in Erfüllung geht. Und so zückt er den Stift und schreibt Interviewfragen auf, die er im Laufe des Tages BesucherInnen, KünstlerInnen und OrganisatorInnen des Interkulturellen Festes auf dem Leipziger Markt zum Tag der Deutschen Einheit stellen will.
Josh ist weniger der Typ für Recherche, das merkt man gleich. Er ist ein Macher. Soviel erkannten die Projektverantwortlichen der Freiwilligen-Agentur Leipzig sofort, als Josh sich im Juli für ihren Radio-Workshop im Rahmen des medienpädagogischen Jugendprojektes “Sprungbrett” anmeldete. Schon damals stellte er selbstbewusst einen Beitrag für Radio Blau, das dem Sprungbrett-Team als Projektpartner zur Seite stand, zusammen. Von seinem Enthusiasmus ist bis heute nichts verloren gegangen. Um an diesem Feiertag im Oktober das Leipziger Interkulturelle Fest medial begleiten zu können, habe er sogar seine Nachgeburtstagsparty verlegt. Mit diesen Worten übernimmt der Jugendliche bestimmt das digitale Aufnahmegerät von Radio Blau, dessen Redakteurinnen ihn auch heute, gemeinsam mit dem Team von “Sprungbrett”, begleiten.
Noch während die ersten Töne der Eröffnungsband über den bevölkerten Marktplatz hallen, hält Josh bereits fachmännisch Sabine Maruschke das Mikrophon entgegen. Sabine Maruschke vom Referat für Migration und Integration der Stadt Leipzig ist verantwortlich für die Organisation des Festes und auch dafür, dass Josh sich hinter den Kulissen wie zu Hause fühlen darf. Sie erzählt dem jungen Reporter, welcher Gedanke hinter dem Fest mit dem Motto “Einheit in Vielfalt” steckt. Zum einen natürlich, dass die Einheit zwischen Ost- und Westdeutschland und damit allen Bundesländern hergestellt ist. Zum anderen, dass in allen deutschen Bundesländern seit vielen Jahrzehnten Menschen mit Migrationshintergrund leben sowie im Allgemeinen Menschen vielfältigster Fasson, die ein interkulturelles Programm zum gemeinsamen Feiern am besten widerspiegele. Daher solle das Fest vor allem zeigen, dass interkulturelle Begegnung eine Bereicherung ist.Und was bereichert jede Begegnung am meisten?
Natürlich Musik. Das denkt sich auch Josh und interviewt im Anschluss von der Eröffnungsband Waru & friends, die Weltmusik aus drei Kontinenten spielt, bis hin zu den tanzenden AkteurInnen sowie die Volkstanzgruppe Gvanim alles, was ihm vor das Mikrophon kommt. Für das Interview mit der Sängerin Karine Champagne wechselt Josh sogar spontan zur englischen Sprache, was kein Problem für ihn darstellt, da seine Eltern aus Oklahoma (USA) stammen.
Auch wie die Stimmung vor den Kulissen im Publikum war, lässt sich Josh von Passanten berichten, die zum größten Teil voller Begeisterung von dem Fest sprechen. Zu hören gab es Joshs Beitrag noch am gleichen Abend in der Sendung “Aktuell, das Abendmagazin auf Radio Blau” und soll auch demnächst auf der neuen “Sprungbrett”-Projekthomepage hochgeladen, an der die Freiwilligenagentur noch arbeitet. Gut Ding will Weile haben.
Was Josh Klippel im bisherigen Verlauf des Projektes “Sprungbrett” erlebt und gelernt hat, ist schon viel, aber längst nicht alles. Auch in Zukunft werden über das Projekt Medien-Workshops angeboten. Der nächste findet am 1. und 2. November jeweils von 11:00 bis 17:00 Uhr im Offenen Freizeittreff Rabet statt und wird ein Fotoworkshop unter dem Motto “How to be a Paparazzi?” sein.
Das “Sprungbrett”-Team hat sich zum Interkulturellen Fest schon einmal auf den Workshop vorbereitet und fotografierte die Geschehnisse des Tages. Wer diese Kunst auch erlernen möchte, zwischen 14 und 27 Jahre alt ist und Migrationshintergrund hat, ist herzlich eingeladen, sich für den Foto-Workshop im November unter der Telefonnummer 0341-3089637 oder Email-Adresse sprungbrett@fwal.de anzumelden.
Das interkulturelle Jugendmedienprojekt “Sprungbrett” startete im Frühjahr 2012 und hat das Ziel, junge Menschen für die gemeinnützige Arbeit in den lokalen Medien – vor allem Radiosendern und Zeitungen mit jugendlicher Zielgruppe – zu begeistern. Das Besondere: Die Teilnehmenden haben einen Migrationshintergrund bzw. eine nicht-deutsche Staatsbürgerschaft und ergänzen so die lokale Medienlandschaft um eine interkulturelle Perspektive.
www.freiwilligen-agentur-leipzig.de
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