Manchmal sind Zahlen ganz schön alt. Gerade, wenn es um Zahlen zum Internet geht. Manche Entwicklung nimmt hier in kürzester Frist an Fahrt auf, strahlt, blüht und lässt die Börsen jubeln - und zerplatzt dann. Und so sind auch die neuesten Zahlen des Sächsischen Landesamtes für Statistik Zahlen aus dem vergangenen Jahr. "48 Prozent der sächsischen Internetnutzer kommunizierten im 1. Quartal 2011 privat über soziale Netzwerke, wie z. B. Facebook, Twitter oder meinVZ."

“Damit lag Sachsen 5 Prozentpunkte unter dem Bundesdurchschnitt (53 Prozent). ” Wobei das auch wieder wenig sagt über die Nutzung der üblichen Quasselbuden. Das Landesamt für Statistik hat die Zahl aus Anlass der “gamescom” herausgekramt, die dieser Tage wieder in Köln stattfindet, Nachfolgerin der einst in Leipzig groß gewordenen “Games Convention”.

Die Daten wurden im Rahmen der bundesweiten jährlichen Haushaltsbefragung zu Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) für das 1. Quartal 2011 erhoben. Deswegen sind sie schon etwas angegraut.

Für die Kommunikation im Internet nutzten danach 52 Prozent der weiblichen und nur 46 Prozent der männlichen Internetnutzer soziale Netzwerke. Unübersehbar ist der Bedarf weiblicher Webnutzer, sich in solchen Snack- und Plausch-Netzen zu treffen, größer als bei Männern.

Im Bundesdurchschnitt lag der Anteil der weiblichen Nutzer mit 54 Prozent nur etwas über dem Wert in Sachsen. Dagegen war der Anteil der männlichen Internetnutzer von sozialen Netzwerken bundesweit mit 51 Prozent wesentlich höher.Besonders beliebt seien soziale Netzwerke bei den jugendlichen sächsischen Internetnutzern, meinen Sachsens Statistiker. In der Altersgruppe von 16 bis 24 Jahren griffen 90 Prozent auf diese Angebote zurück. Bei den 25- bis 44-Jährigen kommunizierten noch 56 Prozent über diese Netzwerke. Der Bundesdurchschnitt weist für die betrachteten Altersgruppen fast identische Werte auf.

Aber was ist mit “diese Angebote” gemeint? – Zum Glück gibt es nicht nur die IKT. Auch ARD und ZDF erheben jedes Jahr neue Werte für die Online-Aktivitäten der Bundesbürger. In Sachen “Web 2.0”, wie der Marketing-Gag mit den “social media” vor einer Weile noch hieß, ist die Auswertung in der ARD-ZDF-Online-Studie wesentlich differenzierter. Und man schwafelt dort auch nicht von “sozialen Netzwerken”, was etwas völlig anderes ist, als was bei all diesen Umfragen zum Internetverhalten tatsächlich gemeint ist.

Aber wer schwammig fragt, kriegt natürlich schwammige Antworten. Bei ARD und ZDF heißt die Kategorie “communities”, was der Sache deutlich näher kommt. Und das wird dann auch noch differenziert – Wikipedia und Videoportale wie Youtube sind mit dabei. Aber auch private bzw. berufliche “Netzwerke und Communities”. Ohne das irreführende Wort “soziale”.

Mehr zum Thema:

Neues technisches Spielzeug: Sachsens Staatsregierung will Diskussionen im Internet beobachten lassen
Es stand am 15. Juni im “Sächsischen …

Ein Trendmonitor mit Tücken: Ist Social Media die Wirklichkeit oder doch ein Tummelplatz der Irrtümer?
Das Fazit ist ernüchternd: Die deutschen …

Leibniz-Denkmal eingewickelt: Uni Leipzig schickt ihren berühmten Studenten in die Social-Media-PR
Wo andere ihre Accounts so langsam schließen …

In beruflichen Communities (wie etwa Xing) waren demnach 2011 ganze 6 Prozent der Bürger über 14 Jahre unterwegs, in privaten Communities (und dazu zählen Facebook & Co.) 42 Prozent. Der Zwitscherdienst Twitter wurde extra ausgewertet und kam auf 3 Prozent. Und Nutzung ist auch noch längst nicht gleich Nutzung. Man denkt, wenn man von so hohen Nutzerzahlen hört, in der Regel an regelmäßige, eigentlich tägliche Nutzung. Da haben die privaten Communities zwar durchaus dazugewonnen. Aber nach den großen Steigerungen 2007 bis 2010 (von 6 auf 34 Prozent regelmäßige, also mindestens wöchentliche Nutzung) gab es 2011 nur noch einen kleinen Hüpfer auf 35 Prozent.

Ob das schon mit den ersten kritischen Medienberichten über die überbordende Datensammelei der Netzwerkbetreiber zusammenhängt, wurde natürlich nicht abgefragt.

www.ard-zdf-onlinestudie.de

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar