"Wir werden Patenbrigade!", so wirbt seit dem 6. Juni Radio Blau erneut um finanzielle Unterstützung aus der Bürgerschaft. Anders sind die Kosten für Sendebetrieb und Programm nicht zu stemmen. Freunde des selbstverwalteten und kulturaffinen Radios können mit Spenden zwischen 50 und 150 Euro Patenonkel, Patentante oder Patenbrigade werden.
Radio Blau unterbreitet ein Angebot, das Liebhaber von Kultur und Radio einfach nicht ablehnen können. Mit jährlich 50 Euro kann man Sponsor seiner Radio-Blau-Lieblingssendung werden. Mit jährlich 100 Euro erwirbt man den Titel Patentante oder Patenonkel. Und Hörerkollektive können mit einem jährlichen Obolus von 150 Euro Patenbrigade werden.
Für die Spenden gibt es natürlich eine ordentliche Spendenquittung und eine hübsche Patenschaftsurkunde. Die erste Urkunde der neuen Kampagne erhielt an diesem Dienstag der Verein Nachbarschaftsgärten an der Lindenauer Rietschelstraße.”Uns ist es sehr wichtig, dass Leipzig dieses freie, unabhängige Radio behält”, sagt Sven Riemer von den Nachbarschaftsgärtnern. Wie auf dem Gartenareal zwischen Josephstraße und Siemeringstraße würden auch bei Radio blau Ehrenamtler wirken, es ginge sehr improvisiert zu. “Wir leben auch mit der Unvollkommenheit”, zieht Riemer Parallelen zu den nichtkommerziellen Hörfunkerinnen.
Die Unvollkommenheit bei Radio Blau ist vor allem eine finanzielle. Ende 2009 lief der Vertrag aus, nachdem Radio Apollo die Sende- und Leitungskosten für Radio Blau übernimmt. Diese Mittel müssen die freien Radiomacher seitdem selbst aufbringen.
“Die existenzielle Not ist die gleiche wie im letzten Jahr”, hebt Beate Dietrich bei dem Pressegespräch in den Nachbarschaftsgärten hervor. Sie ist eine der Organisatorinnen der aktuellen Patenschaftskampagne.Wie so oft, liegt alles an der politischen Interpretationshoheit über Gesetzestexte. Nach dem sächsischen Privatrundfunkgesetz sollen durch den Freistaat freie Radios ermöglicht werden. Ob dieses Ermöglichen nur rechtlich, oder eben auch materiell gemeint ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. “Wir sehen das so, dass wir eine dauerhafte institutionelle Förderung durch den Freistaat Sachsen wollen”, betont Beate Dietrich.
Im sächsischen Landtag sehen das Linke und Grüne auch so, aber die Regierungsmehrheit aus CDU und FDP nicht. Die finanzielle Lücke wird zum Teil durch Mittel der Stadt Leipzig ausgeglichen. Nach kontroverser Debatte beschloss der Stadtrat, in diesem Jahr 10.000 Euro zur Finanzierung der Betriebskosten beizusteuern. Von der Landesmedienanstalt kommen noch einmal 8.600 Euro im Jahr.
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“2011 konnte der Sendebetrieb vor allem durch die Patenschaftskampagne und weitere Spenden, die circa 15.000 Euro einbrachten, gesichert werden”, beschreiben die Macherinnen von Radio Blau die Situation. “Wir freuen uns über den großen Rückhalt bei den Leipzigern”, dankt Beate Dietrich allen Spendern.
Für die neue Kampagne geben die Radiofreunde als Ziel 20.000 Euro an Spendeneinnahmen an. Helfen soll dabei eine Postkarte, die mit Unterstützung der beiden Leipziger Werbedienstleister Gangart und Culturtraeger entstand und nun an den bekannten Stellen zu haben ist.
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