In Sachsens Schulen ist wieder Halbzeit. Die Viertklässler haben ihre Bildungsempfehlungen bekommen. Und bestimmt wird auch der neue Bildungsminister Conrad Clemens bei seiner großen Tournee durch Sachsens Schulen wieder lobende Worte für das sächsische Bildungssystem finden. Aber das System ist marode. Daran haben auch die Reparaturversuche seiner Vorgänger/-innen im Amt nichts geändert. Die Bildungsgewerkschaft GEW Sachsen zieht zum Ende des Schulhalbjahres eine düstere Bilanz.

Mehr als 3.300 Lehrkräfte fehlen in Sachsen, um den Unterricht inklusive Vertretungen vollständig abzudecken. Der planmäßige und ungeplante Unterrichtsausfall erreicht weiterhin Höchststände.

„Die Lehrkräfte und Schulleitungen geben trotz der enormen Herausforderungen ihr Bestes für die Schülerinnen und Schüler. Das geht auf Kosten ihrer Gesundheit und kostet immens viel Kraft. Der Teufelskreis aus Überlastung und Lehrkräftemangel dreht sich weiter“, sagt Burkhard Naumann, Landesvorsitzender der Bildungsgewerkschaft GEW in Sachsen.

Schulen massiv unter Druck – auch wegen gesellschaftlicher Probleme

„Zudem stehen die Schulen mehr und mehr unter dem Druck, gesellschaftliche Probleme aufzufangen. Die nationalen und internationalen Konflikte wirken sich unmittelbar auf den Schulalltag aus. Die gestiegene Zahl rechtsextremer Vorfälle und die zunehmende Gewalt an Schulen sind nur die Spitze des Eisbergs. Doch es fehlt schon die Zeit, um das Mindestmaß der Lehrpläne zu erfüllen.

Demokratiebildung und aktuelle Debatten kommen mit Blick auf Noten- und Prüfungsdruck zu kurz. Statt Mangelverwaltung sollte der neue Kultusminister diese Probleme unmittelbar angehen. Wir benötigen gemeinsame Lösungen für die angespannte Situation.“

Die GEW Sachsen fordert das Kultusministerium deshalb wiederholt zu Verhandlungen über ein neues Bildungspaket auf. Maßnahmen müssten gebündelt und verstärkt werden. So schlägt die Bildungsgewerkschaft Kürzungen in der Stundentafel, verbunden mit einer Überarbeitung des Lehrplans sowie attraktive Angebote für ältere Lehrkräfte vor, um sie länger im Beruf zu halten. Die Anzahl der Schulassistenten und die Schulsozialarbeit müssten weiter ausgebaut werden, damit jede Schule davon profitiert.

Neuzugänge reichen bei Weitem nicht aus

Im letzten Sommer zeigte sich der damalige Kultusminister Christian Piwarz noch hocherfreut über mehr als 1.000 neue Lehrkräfte für Sachsen. Doch diese Zahl reicht nicht einmal aus, die Altersabgänge zu kompensieren, geschweige denn die Lehrkräftelücke von über 3.000 zu schließen.

„Angesichts der besorgniserregenden Entwicklungen fordert die GEW Sachsen die Landesregierung auf, sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen“, sagt Naumann. „Ziel muss es sein, tragfähige Lösungen zu erarbeiten, um aus der Belastungsspirale auszubrechen und die Bildungsqualität nachhaltig zu sichern. Es geht um die Zukunft unserer Kinder und Jugendlichen. Wir müssen jetzt handeln!“

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