Eine aktuelle Analyse zur Wohnsituation von Auszubildenden in Leipzig zeigt: Der Zugang zu bezahlbarem Wohnraum ist für viele Auszubildende und Ausbildungsbetriebe eine echte Herausforderung geworden. Viele Jugendliche sind auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Die Studie macht deutlich, dass es Handlungsbedarf gibt und dass dies nur durch die enge Zusammenarbeit zwischen Politik, Verwaltung, Ausbildungsunternehmen und der Wohnungswirtschaft gelingen kann.

Die wichtigen Erkenntnisse der Analyse aus Sicht des Dezernats Wirtschaft, Arbeit und Digitales: Rund 63 Prozent der Auszubildenden leben in Leipzig, während 36 Prozent regelmäßig pendeln und davon neun Prozent temporäre Unterkünfte benötigen. 38 Prozent wohnen bei den Eltern, 47 Prozent in Mietwohnungen oder WGs und acht Prozent in Wohnheimen.

Die Wohnkosten für die Auszubildenden liegen im Durchschnitt bei 450 Euro Wohnkosten; damit sind viele Auszubildende auf finanzielle Unterstützung durch Familie, Nebenjobs oder Bafög angewiesen.

76 Prozent der Ausbildungsbetriebe sehen grundsätzlich große Schwierigkeiten bei der Besetzung ihrer Ausbildungsplätze. Aber in der Leipziger Wirtschaft sind nur selten Einzelfälle bekannt geworden, dass der Abschluss eines Ausbildungsvertrages am Wohnplatz gescheitert ist. Bisher unterstützen lediglich 20 Prozent der Unternehmen ihre Auszubildenden aktiv bei der Wohnraumsuche. 91 Prozent der Unternehmen fordern ein stärkeres Engagement der öffentlichen Hand im Bereich Azubi-Wohnen.

Was die Stadt Leipzig tut

Die Stadt Leipzig habe bereits Maßnahmen ergriffen, so das Wirtschaftsdezernat: Neben der Sanierung und Erweiterung des Internats in der Hüfferstraße durch die Stadt Leipzig werde auch die Stadtbau AG Leipzig als privater Investor neue Wohnheime für Auszubildende errichten. Möglich werde dies auch durch die Förderung „Junges Wohnen“ des Freistaates Sachsen und der Bundesregierung. Über 16 Millionen Euro werden nach Leipzig fließen.

Clemens Schülke, Bürgermeister und Beigeordneter für Wirtschaft, Arbeit und Digitales, sagt: „Um fünf Uhr morgens aufstehen und müde in der Berufsschule anzukommen, ist Realität für eine Reihe von Jugendlichen. Ein guter Berufsschulstandort bietet nicht nur Unterricht, sondern auch Wohnraum für auswärtige Berufsschüler und Berufsschulpendler. Hier wollen wir Leipzig stärken, mit dem Bau und der Sanierung von drei Wohnheimen.“

Gleichzeitig bedürfe es langfristiger Lösungen, um auch Leipziger Auszubildenden passende Wohnangebote zu ermöglichen. „Förderprogramme wie ‚Junges Wohnen‘ des Freistaates Sachsen sollten auch für diese Zielgruppen geöffnet werden“, sagt Schülke. Daneben brauche es eine engere Abstimmung mit den Ausbildungsbetrieben, von denen einige schon sehr engagiert sind.

Die Analyse zur Wohnsituation von Auszubildenden wurde vom Referat für Beschäftigungspolitik der Stadt Leipzig und dem Institut für Stadtentwicklung und Strukturpolitik (IfS) durchgeführt. Sie basiert auf Experteninterviews und einer Befragung von 808 Auszubildenden sowie 96 Ausbildungsbetrieben. Unterstützt wurde die Studie von der IHK und HWK zu Leipzig, dem DGB, dem Medienpädagogischen Zentrum sowie dem Landesamt für Schule und Bildung.

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Es gibt 2 Kommentare

@David: Weil wir in einer Marktwirtschaft leben, bei der auch Kapitalinteressen berücksichtigt werden müssen? Sicher gab es eine Ausschreibung, da es Klüngel in Leipzig nicht gibt. Die CDU/SPD hat eben auch ein Herz für darbende private Investoren und knallt trotz allem Spar Blabla den wichtigen Akteuren unter die Arme. Die Stadt hat sicher noch ein Filetstückchen übrig…

Und wieder werden private Investoren (hier eine AG) damit beauftragt günstigen Wohnraum zu schaffen und erhalten Fördergelder. Warum macht das nicht die Stadt selber? Warum bekommt eine Aktiengesellschaft Fördergelder welche Gewinne an die Aktionäre abführen muss?

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