Die Anna-Magdalena-Bach-Schule widmet sich seit 1993 der Nachwuchsausbildung für den Thomanerchor. Doch das Schulgebäude in der Manetstraße genügt nicht wirklich den Anforderungen für die Bedürfnisse so einer Schule. Deshalb nicht nur das Konzept für die Schule fortgeschrieben werden soll, sondern auch das Gebäude erweitert und der Öffentlichkeit geöffnet werden soll. Nur in welcher Form, das stand am 18. Dezember in der Ratsversammlung so noch nicht in der Vorlage.

Was dann auch CDU-Stadtrat Karsten Albrecht etwas verwirrte, denn die Linksfraktion hatte einen Änderungsantrag zur Vorlage der Stadt zur Anna-Magdalena-Bach-Schule geschrieben, in der sie auch die Prüfung einer Aufstockung des Schulbaus wünschte. Ein Anliegen, das OBM Burkhard Jung sogleich übernahm, was dann Albrecht auf den Plan rief, der darin die Gefahr ausufernder Kosten sah.

Aber Jung beruhigte ihn: Auch der Änderungsantrag der Linken war nur ein Prüfauftrag. Am Ende könnte auch diese Prüfung ergeben, dass ein Komplettabriss des Schulbaus und ein völliger Neubau die beste Lösung ist.

Wie soll das neue Schulgebäude aussehen?

„Die Stadt Leipzig beabsichtigte bisher, den Schulstandort Anna-Magdalena-Bach-Schule komplex zu sanieren“, heißt es in der Vorlage dazu. „Die Anna-Magdalena-Bach-Schule ist eine vierzügige Grundschule im Stadtbezirk Mitte. Die Schule hat ihren Fokus auf die musikalische Ausbildung ihrer Schülerschaft gesetzt. Seit 1993 wird in dieser Grundschule die Nachwuchsausbildung des Thomanerchores in den Klassen 1–4 vorgenommen.

Daneben ist die Schola Cantorum seit 2016 am Standort der Anna-Magdalena-Bach-Schule untergebracht und nutzt die Räume der Schule am Nachmittag. Angebote der Schola Cantorum richten sich stadtweit an Familien mit Kleinkindern sowie an Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Rahmen einer chorischen Ausbildung und eines Konzertbetriebes.

Die vielseitige Mehrfachnutzung des Objektes, insbesondere im Rahmen der Kooperation mit den kommunalen Institutionen Thomanerchor und Schola Cantorum stellt die geplante Komplexsanierung vor erhöhte Anforderungen. Im Zuge des Beteiligungsprozesses stellte sich heraus, dass die benötigten Flächen nicht im Bestand abbildbar sind. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie, sollen für den Standort Möglichkeiten der baulichen Umsetzung aufgezeigt werden, wie die Bedarfe der Bedeutung des Schulstandortes entsprechend umgesetzt werden können.“

Platz für Proben, Konzerte, Vorspielabende

Warum der Platz im Bestandsgebäude nicht ausreicht, umreißt die Vorlage so: „Die parallele Nutzung von Thomanerchor und Schola Cantorum zum Schul- bzw. Hortbetrieb erhöht die Schwierigkeit im Rahmen der Sanierung des Bestandsgebäudes, parallel die notwendigen Schutzzonen für die Schul- bzw. Hortkinder zu gewährleisten. Am Standort werden ganztägig musikalische Angebote durchgeführt. Die Gestaltung separater Proberäume und Musikzonen im Vergleich würde eine Alternative zum erhöhten Schallschutz für alle Räume darstellen.

Ein Ergebnis des bereits stattgefundenen Beteiligungsprozesses ist der Bedarf eines Konzertsaals (180 m², 6 Meter Deckenhöhe, 198 Stühle, Chorpodeste) zur Nutzung für alle Akteure am Standort und durch die Stadtgesellschaft. Dieser würde den Bedarf für große Proben, Vorspielnachmittage und Vortragsabende, Konzerte, Elternabende, Schulkonferenzen und Abschlussfeste sowie die öffentliche Nutzung abdecken. Aktuell wird der Bedarf der Schola Cantorum durch die Anmietung geeigneter Räume gedeckt, was eine hohe finanzielle Belastung darstellt.

Für die musikalischen Einzel- und Gruppenangebote von Schule, Thomanerchor und Schola Cantorum würden zusätzliche Probenräume notwendige Entlastung bringen, wobei eine gewisse Nachnutzung von schulischen Räumen als ebendiese Proberäume gut denkbar ist. Außerdem ist auf ausreichende Aufenthaltsmöglichkeiten und -flächen für wartende Eltern zu achten. Auch notwendige Büroräume stellen einen zusätzlichen Bedarf dar.

Ob dieser Mehrbedarf an Räumen zusätzlich zu den vorgesehenen Räumen laut Musterraumprogramm auf dem Grundstück am Standort der Anna-Magdalena-Bach Schule umzusetzen ist, soll durch eine Machbarkeitsstudie geklärt werden. Ziel der Machbarkeitsstudie ist es, Varianten zu erarbeiten, welche den Mehrbedarf an Flächen abbilden und verschiedene Möglichkeiten zu diesem Ziel aufzeigen.“

Das Problem der Grauen Energie

Der Änderungsantrag der Linksfraktion erweitert den Prüfauftrag lediglich. Am Ende muss die Verwaltung dem Stadtrat trotzdem einen Vorschlag unterbreiten, der eine sinnvolle Lösung für die Anna-Magdalena-Bach-Schule anbietet.

Begründet hatte die Linksfraktion ihren Antrag mit einem Thema, das inzwischen bei Leipziger Bestandsbauten immer öfter eine Rolle spielt: „Neben den Kosten ist auch die ökologische Bilanz (graue Energie) der Entwicklung am Schulstandort miteinzubeziehen. Es ist nicht zeitgemäß, allein aus Kostengründen Gebäude abzureißen, die auch durch Umbau und Sanierung für neue Nutzungsanforderungen angemessen instandgesetzt werden können. Wir müssen vermiedenen CO₂-Ausstoß ebenso als Wert begreifen, wie wir Geld als Wert begreifen.“

Zuletzt spielte das – worauf Burkhard Jung hinwies – beim ehemaligen Technischen Rathaus eine Rolle und sorgt derzeit für eine Änderung der Pläne der Stadt.

Die Ratsversammlung stimmte am 18. Dezember der Vorlage der Stadt einstimmig zu. Bis zum Dezember 2025 hat das Amt für Schule nun Zeit, die Machbarkeitsstudie zur Komplexsanierung bzw. dem Neubau der Anna-Magdalena-Bach-Schule vorzulegen.

Akzeptiert der Stadtrat die gefundene Vorzugsvariante, kann 2026 mit den Planungen begonnen werden, sodass 2029 die Komplexsanierung bzw. der Neubau beginnen können. Bezugsfertig soll die neue Anna-Magdalena-Bach-Schule dann 2032 sein.

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