„Ist das nicht ein großer Staat, wo jeder seine Freiheit hat?“ sang die DDR-Punkband PLANLOS in den 1980er Jahren. Am 17. Juni 2024, dem Jahrestag des DDR-Volksaufstandes, kam Sachsens Kultusminister Christian Piwarz mit Leipziger Schüler/-innen der Freien Fachoberschule der Rahn Education im Archiv Bürgerbewegung Leipzig (ABL) ins Gespräch. Sie nehmen am Projekttag „Punk in der DDR“ teil und arbeiten dabei mit der neuen digitalen Lernplattform des ABL zu Jugendkulturen in der DDR und Transformationszeit.
Auch eine ehemalige Punkerin, welche von der Staatssicherheit in der DDR überwacht, kriminalisiert und „zersetzt“ wurde, war als Zeitzeugin zu Gast.
Seit Anfang 2024 ist die Lernplattform www.dieanderejugend.de des Archivs Bürgerbewegung Leipzig, das seinen Sitz im Haus der Demokratie hat, mit interaktiven und multimedialen Lernmodulen für Schüler/-innen, Lehrer/-innen und Multiplikator/-innen online für die historisch-politische Bildungsarbeit nutzbar. Die Lernmodule zu Jugendkulturen wie z.B. Punk, Beat, Heavy Metal und Breakdance verbinden niedrigschwellig forschend-entdeckendes Lernen zur DDR-Geschichte mit zeitgemäßer Medienarbeit.
Ob mittels eines Erklärvideos, Auszügen aus Zeitzeug/-innen-Interviews oder Liedtexten – die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Jugendszenen erfolgt exemplarisch, multiperspektivisch und gegenwartsbezogen.
Gefördert wurde die Entwicklung der Lernplattform von 2020 bis 2023 im Programm „Jugend erinnert“ des Bundesministeriums für Kultur und Medien. Mit Unterstützung der Stiftung Sächsische Gedenkstätten wird sie aktuell erprobt und erweitert.
Der Mut, aufzustehen
Forderten die Arbeiter/-innen 1953 in der DDR auf der Straße Demokratie und Freiheit ein, so drückten Punks in den 1980er Jahren ihren Protest gegen die SED-Diktatur mit ihrem unangepassten Äußeren und ihren kompromisslosen Liedtexten aus.
Das Datum ist geschichtsträchtig, denn am 17. Juni 1953 fand der Volksaufstand in der DDR statt. Hunderttausende brachten den Mut auf, der SED-Diktatur die Stirn zu bieten. Der Aufstand war zugleich ein Zeichen für den großen Wunsch nach Freiheit. Die Schülerinnen und Schüler von heute kennen diese Zeit der SED-Diktatur nur aus Erzählungen und Büchern. Um einen einprägsamen Einblick in diese Zeit zu gewinnen, braucht es außerschulische Lernorte und Zeitzeugen.
So ging es in der Gesprächsrunde mit dem Minister, der Fachoberschulklasse und der Zeitzeugin, Kim Pickenhain, um die Jugendkultur der DDR, speziell um die von der Staatssicherheit ins Visier genommene Punk-Szene.
Das dazu passende interaktive und multimediale Lernmodul auf der Lernplattform www.dieanderejugend.de ermöglicht den Jugendlichen eine digitale Zeitreise in die DDR-Vergangenheit. So wird politisch-historische Bildung mit der Medienbildung verbunden.
An so unterschiedliche Formen von Protest und Widerspruch in der DDR zu erinnern, ist Anliegen der historisch-politischen Bildungsarbeit des Archivs Bürgerbewegung, sowohl analog als auch digital. Mit der Freien Fachoberschule der Rahn Education in Leipzig verbindet das ABL seit 2018 eine regelmäßige Kooperation für die Fächer Geschichte/Gemeinschaftskunde, eine Kooperation im Rahmen des Programms „OPENION – Bildung für eine starke Demokratie“.
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