In der März-Ratsversammlung hatte es Schulbürgermeisterin Vicki Felthaus schon angekündigt. Jetzt hat das Amt für Schule auch die Vorlage „Sechste Satzung zur Änderung der Satzung der Schulbezirksgrenzen der Grundschulen in der Stadt Leipzig“ für die Ratsarbeit zur Verfügung gestellt. Mehrere Grundschulbezirke im Leipziger Westen sollen zu einem einzigen großen Schulbezirk zusammengelegt werden. Der Kreiselternrat ist strikt dagegen.

„Aufgrund der dynamischen Entwicklung der Schüler- und Anmeldezahlen im gemeinsamen Schulbezirk SW1 (Erich-Zeigner-Schule, Fanny-Hensel-Schule und Schule am Auwald) sowie dem gemeinsamen Schulbezirk SW6 (Schule Gießerstraße und 46. Schule) ist die Veränderung der Einzugsbereiche beider gemeinsamen Schulbezirke ab dem Schuljahr 2025/26 notwendig. Die prognostizierte Bedarfsentwicklung zeigt mittelfristig ein Ungleichgewicht der räumlichen Ressourcenauslastung in den Schulhäusern“, begründet das Amt für Schule den Schritt, einen einzigen, sehr großen Schulbezirk zu schaffen.

Aus Sicht der Stadt hat die Zusammenlegung lauter Vorteile.

„Mit der Zusammenlegung der beiden gemeinsamen Schulbezirke erhöht sich neben der effektiven Nutzung der Schulräume und der flexiblen Klassenbildung auch die Wahlmöglichkeit der Eltern. Außerdem werden Unsicherheiten, resultierend aus den häufigen Grenzanpassungen, vermieden. Des Weiteren entfallen die Anträge auf schulbezirksfremde Einschulung. Dies führt zu einer Entlastung der Schulen“, schreibt das Amt für Schule in der Vorlage.

„Sollte es im Rahmen der Schulanmeldungen zu mehr Anmeldungen an einer Schule als Aufnahmekapazitäten zur Verfügung stehen kommen, stellen alle Schulleitungen gemeinsam im Lenkungsverfahren die Kriterien zur Aufnahme an den Grundschulen auf. Um die Schulleitungen bei der Umsetzung der Kriterien zu entlasten, wird der Schulträger auch weiterhin unterstützend bei der Ermittlung der Schulwege mitwirken.“

Wo bleiben die kurzen Wege?

Doch der KreisElternRat Leipzig (KER) sieht das völlig anders und positioniert sich klar gegen den neu geplanten Schulbezirk bestehend aus Erich-Zeigner-Schule, Fanny-Hensel-Schule, Schule am Auwald, 46. Schule und Schule Gießerstraße.

Der wichtigste Kritikpunkt aus Sicht des Kreiselternrates: Für viele Grundschulkinder würden sich die Wege zur Schule deutlich verlängern.

„Leipzig kämpft seit Jahren gegen zunehmende Probleme mit Elterntaxis und daraus entstehenden
Problemen und Gefahrensituationen vor Schulen und auf Schulwegen. Wir als KER setzen uns ein für den Grundsatz ‚kurze Beine, kurze Wege‘. Wir wollen, dass unsere Grundschulkinder zu Fuß oder mit dem Fahrrad in die Schule kommen, selbstständig ihren Schulweg meistern und in den höheren Klassen der Grundschule auch allein nach Hause gehen können“, schreibt der Kreiselternrat in einer Stellungnahme zum städtischen Vorhaben.

„Der von der die Stadt Leipzig geplante Schulbezirk mit potenziellen Schulwegen von mehr als 3 km Länge ist für uns der falsche Weg. Solche Strecken sind für Kinder in der Grundschule kaum selbstständig zu bewerkstelligen. In Konsequenz werden sie von Eltern mit Autos gebracht. Die Stadt muss dann wieder aufwändige Maßnahmen für sichere Schulwege im Nachgang treffen. Frust, Wut und Ärger an jedem Morgen vor den Schulen sind vorprogrammiert.

Darüber hinaus bedeuten lange Schulwege, die nur mit Eltern bzw. mit Familienunterstützung zu meistern sind, einmal mehr zusätzliche, und teils erhebliche zeitliche Mehrbelastungen. Zeit die dann für Familie, Lernen, Freizeit fehlt.“

Die Frage der sozialen Durchmischung

Und das nächste Problem, das sich für den KER auftut: Werden die Eltern das Ganze dann nicht als Wahlmöglichkeit verstehen und ihre Kinder vor allem in den beliebtesten Schulen anmelden?

„Ein weiteres Problem solch großer Schulbezirke ist die schiere Verwaltungsaufgabe, die bei einzelnen besonders beliebten Schulen hängen bleibt. Die meisten Eltern melden sich dort an, die Anmeldungen müssen bearbeitet und dann weitergeleitet werden. Eine zeitraubende Aufgabe für einzelne Schulen“, gibt der KER zu bedenken.

„Die soziale Durchmischung in einer Schule ist ein wichtiger Faktor zum gemeinsamen Lernerfolg. In Leipzig hängt, wie überall in Deutschland, der Schulerfolg stark mit dem sozialen Hintergrund zusammen. Während in anderen Ländern versucht wird, die soziale Durchmischung in Schulen zu verbessern, birgt ein Schulbezirk der geplanten Größe mit 5 Schulen aus unserer Sicht die Gefahr, dass sich in einzelnen Schulen Herausforderungen häufen. Eltern mit hohem sozioökonomischem Status melden Ihre Kinder gezielt an einigen Schulen an, klagen zur Not gegen Ablehnungen. Als Folge leidet die soziale Vielfalt.“

Aber der KER belässt es nicht bei Kritik, sondern macht auch Vorschläge, wie es vielleicht anders gehen könnte.

„Aus unserer Sicht gibt es andere Handlungsoptionen“, meint der KER. „Eine Lenkung von Schülerinnen und Schülern über die LRS- oder DaZ-Klassen wäre denkbar. Auch ein Schulbezirk, in dem die 46. Schule in den Bezirk der Schule am Leutzscher Holz integriert und die Lützner Straße als Grenze genutzt wird, ist eine Option.“

Einen Schulbezirk von der Schomburgstraße bis zur Rödelstraße jedenfalls lehnt der Kreiselternrat ab und fordert andere Optionen. Er betont auch: „Auch haben sich die Mehrzahl der Schulkonferenzen der betroffenen Schulen dagegen ausgesprochen. Auf die demokratische Wortmeldung der Schulen ist aus unserer Sicht Rücksicht zu nehmen.“

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