Da kommen Erinnerungen an das Jahr 2014 auf, als Leipziger Studenten mit großem Einsatz für die Rettung des Archäologie-Studiengangs an der Universität Leipzig kämpften. Damals hatte die sächsische Staatsregierung drastische Stelleneinsparungen an einigen der sächsischen Hochschulen und Universitäten beschlossen, besonders heftig an der Uni Leipzig. Der Studiengang konnte gerettet werden. Doch jetzt, zehn Jahre später, soll er trotzdem verschwinden. Mit einer Petition kämpfen die Studierenden dagegen an.

Am Sonntag, dem 3. Dezember, startete der Fachschaftsrat Archäologie der Universität Leipzig eine Petition zur Rettung ihres Studienganges auf Change.org. Am Dienstag unterstützten die Studenten schon über 1.200 Menschen. Die Streichung von Stellen an den Lehrstühlen, Archäologie und Geschichte des Alten Europas könnte dazu führen, dass beide Fächer zwischen 2024 und 2026 nicht mehr existieren.

Das würde bedeuten, dass das Fach Archäologie nicht mehr an den sächsischen Universitäten gelehrt werden würde, wenn dieser einzige Studiengang wegfällt.

Einfach die ganze Frühgeschichte streichen?

In der Petition wird der Vorgang sehr detailliert geschildert: „Nachdem die bisherige Stelleninhaberin voraussichtlich zum Sommersemester 2024 abberufen wird, soll die damit vakant werdende Juniorprofessur für Archäologie des Mittelmeerraumes nicht nachbesetzt werden. Eine feste Vertretung ist nicht gesichert. Zusätzlich sollen zwei weitere Stellen im Mittelbau – eine im Lehrbereich der Klassischen Archäologie, eine im Bereich der Professur für Ur- und Frühgeschichte – nach dem Auslaufen der Verträge zum 30.09.2024 nicht nachbesetzt werden.

Damit würde der Klassischen Archäologie ab dem Wintersemester 2024/25 als feste Stelle nur noch der Kustos des Antikenmuseums mit 4 Semesterwochenstunden in der Lehre verbleiben. Das Antikenmuseum bliebe bestehen.

Mit der geplanten Ablösung der Professur für Ur- und Frühgeschichte durch die Professur für Digitale Archäologie Mitteleuropas, würde auch die Ur- und Frühgeschichte ab 2026 nach Aussage des Rektorats nicht mehr als Fach existieren. Inwieweit die Juniorprofessur für Digitale Archäologie die grundständigen ur- und frühgeschichtlichen Inhalte zusätzlich zu den lehrstuhleigenen Aufgaben und Schwerpunkten anbieten kann, ist unsicher.“

Wischiwaschi-Fach statt Spezialisierung

„Zugleich soll zum Wintersemester 2025/26 ein neuer Verbundstudiengang aus mindestens 5 Fächern unter dem Arbeitstitel ‚Antike Kulturen/Antiker Orient‘ eingeführt werden und die bestehenden Studiengänge ‚Archäologie und Geschichte des Alten Europa‘ B.A. und ‚Archäologie der Alten Welt‘ M.A. perspektivisch eingestellt werden“, heißt es weiter in der Petition.

„Als Gründe hierfür wird zum einen ein Deputatsdefizit durch mangelnde Stellenausstattung – die durch die Zuteilungen und Entscheidungen des Dekanats und Rektorats entstand – angeführt. Durch das vorliegende Studiengangskonzept – an dessen Entwicklung die Studierenden nicht beteiligt waren – ist keine Spezialisierung in den Bereichen Ur- und Frühgeschichte oder Klassische Archäologie vorgesehen, sondern lediglich im Bereich archäologischer Methoden.

Auch nach Aussage des Dekanats wird es keine archäologische Ausbildung mehr in Sachsen geben. Überlegungen zu einem eigenen Studiengangskonzept aus dem Fach heraus wurden bislang mit dem Verweis auf fehlende Finanzmittel abgebügelt.

Dies kommt einer Streichung der beiden Fächer gleich und erfüllt so nicht nur den Kürzungsplan von 2014, sondern geht darüber hinaus. Damit wird es in Sachsen keinen archäologischen Studiengang mehr geben. Trotz gegenteiliger Bemühungszusagen des Rektorats, dass die Archäologie erhalten bliebe.“

Es geht also nur um Stellen-Budgets. Sparen um jeden Preis. Dafür wird dann auch ein für die Universität Leipzig seit über 100 Jahren prägendes Studienprofil geopfert.

„Damit werden die seit 2014 stattfindenden Anstrengungen, die Archäologie in Leipzig trotz aller Widrigkeiten zu erhalten, zunichte gemacht“, kritisiert der Fachschaftsrat.

„Erst 2018 wurde der Bachelorstudiengang ‚Archäologie und Geschichte des Alten Europa‘ auf Wunsch des Rektorats eingeführt und soll nun schon wieder eingestellt werden. Er erfreut sich mit etwa 50 Erstsemestern pro Jahr immenser Beliebtheit, auch zum Wintersemester 2023/24 wurden 56 Studierende immatrikuliert, obwohl die Pläne zur Einstellung des Studienganges offenbar schon seit längerem existieren.

Dies stellt nicht nur eine beispiellose Vergeudung von Investitionen und Ressourcen dar, sondern vor allem einen rücksichtslosen Umgang mit den Studierenden, die nun wieder einmal im Angesicht des Nichts stehen.“

Der Fachschaftsrat „Archäologie und Geschichte des Alten Europa“ und alle Unterzeichnenden fordern deshalb mit größtem Nachdruck das Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus des Freistaates Sachsen und das Rektorat der Universität Leipzig auf, der archäologischen Forschung und Lehre in Leipzig und Sachsen eine dauerhafte und gesicherte Zukunft zu geben.

Das heißt konkret: eine vollwertige archäologische Ausbildung in den bestehenden Fachrichtungen „Klassische Archäologie“ und „Ur- und Frühgeschichte“ zu erhalten.

Der Link zur Petition: https://www.change.org/p/arch%C3%A4ologie-in-sachsen-erhalten

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