Kein Klassenlehrer, kein normaler Unterricht und keine Freude mehr am Lernen. Das war der Zustand der 4b der Schule am Auensee Mitte Oktober. Dann ergriffen die Eltern der Schüler die Initiative und informierten die Öffentlichkeit. Seit Schuljahresbeginn saß die Klasse bildungsmäßig so gut wie auf dem Trockenen.
Die Klassenlehrerin darf aus gesundheitlichen Gründen aktuell nicht unterrichten. Einen Ersatz konnte der Freistaat Sachsen in Form des Landesamts für Schule und Bildung (kurz LaSuB) kurzfristig nicht bereitstellen. Der Lehrermarkt sei leer, bekannte Pressesprecher Roman Schulz, und ebenbürtige Abhilfe nicht in Sicht. Ein Problem, was sich mittlerweile durch ganz Sachsen zieht und nicht mehr nur auf die ländlichen Regionen beschränkt ist.
Schüler der Artur-Becker-Oberschule Delitzsch verfassten im November einen offenen Brief an den sächsischen Kultusminister Christian Piwarz und luden ihn zum Gespräch ein. Darin heißt es, dass manche Schüler der 8. bis 10. Klasse derzeit nur für ein, zwei Unterrichtsstunden in die Schule kommen.
„Früher hat man sich über Ausfall gefreut. Heute jedoch hat man einfach nur Angst um seine Prüfungen“, hieß es weiter. Kultusminister Piwarz will sich noch vor Weihnachten mit den Schülern treffen, neue Lehrer wird er kaum mitbringen können.
Roman Schulz räumte gegenüber der Leipziger Zeitung ein: „Wir haben in diesem Jahr durchaus Probleme mit der Unterrichtsversorgung im Freistaat Sachsen. Das liegt daran, dass wir im Sommer unser Einstellungsziel nicht erreicht haben, und zwar nicht, weil wir nicht wollten oder lieber sparen wollten, sondern weil uns Köpfe, also Menschen fehlen. Statt der avisierten 1.500 haben wir nur 1.000 Lehrer einstellen können.“
So war auch eine zufriedenstellende Lösung für die 4b der Schule am Auensee im Oktober ebenfalls nicht in Sicht. Die Hoffnung liegt auf einer Referendarin, die, wie angekündigt, im November die Klasse in den Fächern Deutsch und Sachkunde übernommen hat. Mama Johanna Dressler ist froh, dass es zumindest einen Ersatz gibt. „Sie macht ihre Sache wohl prima. Die Kinder mögen sie.“
Ab dem zweiten Halbjahr soll dann eine neue Klassenlehrerin kommen. Dann scheidet auch Schulleiterin Frau Wolter in den Ruhestand, die kommissarisch die Klasse geleitet und auch den Matheunterricht übernommen hat. Aber ob die neue Klassenlehrerin dann auch Mathe unterrichten wird, weiß Mama Johanna Dressler nicht. Sie hofft, dass zumindest erstmal die neue Klassenlehrerin kommen wird. „Und die Kinder dann nicht doch wieder leer ausgehen.“
„Noch immer keine Klassenlehrerin für die 4b – aber mehr Klassenunterricht“ erschien erstmals am 16. Dezember 2022 in der aktuellen Printausgabe der Leipziger Zeitung (LZ). Unsere Nummer 109 der LZ finden Sie neben Großmärkten und Presseshops unter anderem bei diesen Szenehändlern.
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