Es ist eine Gratwanderung. Wofür setzt man die zusätzlichen Gelder, welche der Bund im Rahmen des Gute-Kita-Gesetzes 2020 bis 2022 zur Verfügung gestellt hat, am besten ein? Immerhin 269 Millionen Euro aus dem Paket gingen auch an den Freistaat Sachsen, der das Geld teilweise für die Aufstockung des pädagogischen Personals in den Kitas nutzte. Geld gab es aber auch für digitale Medien, die ebenfalls in der frühkindlichen Bildung eingesetzt werden sollen. Ein vor-Ort-Termin in Schönefeld.
Die Kita in der dortigen Seipelstraße ist eine von den Einrichtungen, in denen jetzt ein interaktiver Bildschirm steht, der die Arbeit der Mitarbeiter/-innen erleichtern soll, aber auch für interaktive Lernspiele mit den Kindern zur Verfügung steht.
Medienerziehung schon vor der Schule?
Die Stadt Leipzig hat mit Unterstützung durch die stadteigene Lecos GmbH die 53 kommunalen Kindertagesstätten im November mit je einem interaktiven 65-Zoll-Display ausgestattet. Insbesondere für die Vorschularbeit soll die Technik zum Einsatz kommen. Lern-Apps wie Anton, Antolin oder Lük werden auf den Systemen ebenso bereitstehen wie die Waldfibel-App oder Inhalte aus der Sendung mit der Maus.
„Ziel ist es, Medienerziehung frühzeitig und zielgerichtet in den Kindergartenalltag zu integrieren und so die primäre Medienerziehung innerhalb der Familie sinnvoll zu ergänzen“, betont das Amt für Jugend und Familie.
Die Investition wird durch das Land Sachsen in Höhe von 185.500 Euro aus Fördermitteln zur Umsetzung des Gute-Kita-Gesetzes gefördert.
Dabei verbringen Kinder heute schon viel Zeit vorm Bildschirm. Dass sie den richtigen Umgang mit den digitalen Medien aber oft erst lernen müssen, betonte am Mittwoch, 23. November, Jugendbürgermeisterin Vicki Felthaus: „Wir möchten dem pädagogischen Personal die Möglichkeit geben, Medienerziehung aktiv in den Kindergartenalltag zu integrieren. Kinder kommen heute immer früher in Kontakt mit Medien. Wir wollen einen kindgerechten und verantwortungsbewussten Umgang damit befördern – vorsichtig und in enger Abstimmung mit den Eltern.“
Mit der Waldfibel-App etwa können die Kinder mit ihren pädagogischen Fachkräften – als Ergänzung zu praktischen Erfahrungen in der Natur – einen interaktiven Waldspaziergang unternehmen und dabei nicht nur Waldbewohner aufspüren, sondern auch Baumarten bestimmen und Wissen über die Waldregeln erwerben. Antolin wiederum kann zum Einsatz kommen, um das Hör-Verstehen zu üben, indem die Vorschulkinder Fragen zu einer gemeinsam gelesenen Geschichte oder einem Buch beantworten.
Zwei Kinder durften das am Mittwoch auch gleich mal ausprobieren. Und waren am Ende gar nicht wieder vom Bildschirm wegzubekommen. Die Sache dürfte nicht ganz so einfach werden, wie sich das die Programmierer und Förderer gedacht haben.
Unterstützung für das pädagogische Personal oder Gewöhnung an die Technik?
Das Fachpersonal in den Kindergärten soll beim Einsatz der neuen Technik durch ein pädagogisches Konzept unterstützt werden, welches das Amt für Jugend und Familie in Kooperation mit dem Medienpädagogischen Zentrum (MPZ) erarbeitet hat.
Denn hier ist der eigentliche Knackpunkt: Das Konzept soll Anregungen dazu geben, wie die Vermittlung von Medienkompetenz ganzheitlich in den pädagogischen Kontext des Kindergartenalltags integriert werden kann, formuliert es das Amt für Jugend und Familie. „Im Vordergrund steht dabei das spielerische Lernen. Es hilft den Kindern, Medienerlebnisse aktiv zu verarbeiten und auch mit Medien durch Ausprobieren und Erleben zu lernen.“
Und das lieber in der Gruppe vorm großen Bildschirm, als allein vorm kleinen Notebook. Das Amt für Jugend und Familie: „Ergänzend werden die Erzieherinnen und Erzieher geschult – vom MPZ zur Medienarbeit im Kindergarten, von der Lecos zum Umgang mit der Technik. Die technische Betreuung der Geräte übernimmt ebenfalls die Lecos.“
Hilfreich könnten die großen Displays natürlich auch in anderen Bereichen sein: „Über die Medienerziehung hinaus können die interaktiven Displays auch für die Personalarbeit in den Kindergärten genutzt werden. Auf den großen Monitoren können beispielsweise Präsentationen in Dienstberatungen und Elternabenden gezeigt werden. Auch die Teilnahme an Online-Schulungen für die pädagogischen Fachkräfte ist möglich. Das spart Zeit und den Anfahrtsweg zu externen Schulungsorten.“
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