Die ersten beiden Corona-Jahre haben gezeigt, wie schlecht auch sächsische Schulen auf so eine Pandemie vorbereitet waren. „Die Corona-Pandemie hat uns die Defizite, aber auch die Chancen der Digitalisierung im Bildungssystem aufgezeigt und der Digitalpakt Schule gibt uns die Werkzeuge in die Hand, um diese voranzutreiben“, stellte die Freibeuter-Fraktion jetzt in einem Stadtratsantrag fest, der eine deutliche Verbesserung für den hybriden Unterricht fordert.

„Ein hybrider Unterricht, die Teilnahme von Schüler/-innen in teils körperlicher, teils digitaler Präsenz, ist möglich, aber weitgehend noch nicht durchführbar“, stellten sie noch einmal das fest, was insbesondere Familien Sorgen bereitet hat, die nicht über das Geld verfügten, ihren Kindern schnell mal ein leistungsfähiges Gerät zu kaufen, mit dem sie einfach mal so ins Homeschooling gehen konnten.Eine Sorge, die auch das Dezernat Jugend, Schule und Demokratie teilt. Und das nicht nur, weil die Schließung der Schulen zum Höhepunkt der Pandemie all die technischen Versäumnisse der jüngeren Vergangenheit sichtbar gemacht hat. Denn schon jetzt zeichnet sich ab, dass ein erheblicher Teil der Schüler/-innen (nicht nur in Leipzig) mit erheblichen Defiziten aus diesem nun zweiten Corona-Schuljahr gehen wird.

Was ja das Sächsische Kulturministerium dazu gebracht hat, ein erhebliches Nachholprogramm mit Schulassistenten für all die Kinder aufzulegen, die noch dringend Stoff nachholen müssen, um im nächsten Schuljahr nicht baden zu gehen.

Besonders gelitten haben ja – das stellt auch Leipzigs Schuldezernentin Vicky Felthaus fest – die Kinder aus den finanziell sowieso gebeutelten Familien. Wobei die technische Ausstattung bei ihnen nur ein Teil des Problems ist. Gerade sie leiden darunter, wenn der wichtige Ankerpunkt Schule fehlt und der Tagesablauf jede Struktur verliert.

Weshalb, so Felthaus, auch alles getan werden sollte, die Schulen möglichst mit funktionierenden Hygienekonzepten (die ja inzwischen erprobt sind) offenzuhalten. Auch im Herbst.

Was freilich nicht obsolet macht, dass prinzipiell für alle Schüler/-innen ein hybrider Unterricht möglich sein muss. Denn so schnell wird uns Corona nicht loslassen.

„Grundsätzlich besteht Konsens darüber, dass die kommende Zeit genutzt werden muss, um E-Learning/hybriden Unterricht sowohl didaktisch als auch technisch zu stabilisieren“, bestätigt das Schuldezernat das Anliegen der Freibeuter. Und mit Geldern von Bund und Land soll jetzt bis zum Ende des nächsten Schuljahres die technische Ausstattung so weit aufgerüstet sein, dass Leipzig von einer Vollausstattung reden kann.

„Über die Förderrichtlinie ,Digitale Schulen‘ sowie die ,Mobile-Endgeräte-Förderverordnung‘ des Freistaates hatte die Stadt Leipzig die Möglichkeit, Fördermittel des DigitalPakts in Höhe von bisher insgesamt rund 31 Millionen Euro zu beantragen (27,5 Millionen und 3,3 Millionen Euro). Die Förderung wird gewährt für Maßnahmen, die bis zum 31.12.2024 umgesetzt und abgerechnet sind. Weitere Fördermittel in Höhe von ca. 5,4 Millionen Euro wurden der Stadt Leipzig über die IT-Administrations-Förderverordnung und die Lehrer-Endgeräte-Förderverordnung avisiert. Ergänzend nutzt die Stadt Leipzig Fördermittel, um die Breitbandversorgung der Leipziger Schulen zu verbessern.“

Über die Breitbandversorgung wurde ja schon vor Corona jahrelang diskutiert. Meist unter völlig anderen Gesichtspunkten, stark von Soft- und Hardware-Anbietern getrieben, die den Schulverantwortlichen die Schönheit des digitalen Lernens beibringen wollten. Das eine solche Ausstattung einmal im Fall einer Pandemie unersetzlich sein würde, war da kein Thema. Genau sowenig wie das Fehlen leistungsfähiger Endgeräte in den Haushalten vieler Schüler/-innen.

Jetzt muss beides zugleich angepackt werden, bestätigt das Schuldezernat: „Die Fördermittel werden zur Schaffung einer digitalen Infrastruktur an kommunalen Schulen, speziell dem Ausbau der passiven und aktiven Infrastruktur sowie zur Verbesserung der Ausstattung mit digitalen Endgeräten eingesetzt. D. h. die Stadt Leipzig arbeitet bereits intensiv daran, die technischen Voraussetzungen für E-Learning gemäß § 38b des Sächsischen Schulgesetzes bzw. hybriden Unterricht zu schaffen bzw. weiter zu optimieren.“

Und dabei kann sich die Stadt auch auf eine Lehrerschaft verlassen, die in der Corona-Zeit schon die Möglichkeiten der vorhandenen Technik ausprobiert und ausgereizt hat.

„Mit großem Engagement haben Lehrkräfte und Schulen im Kontext der Pandemie bereits digitale Medien und Techniken eingesetzt sowie digitale Lehr- und Lernkonzepte entwickelt und umgesetzt“, betont das Dezernat und verweist darauf, das das Kultusministerium derzeit auch an einer Handreichung für die Schulen arbeitet, die den Rahmen für das E-Learning in den Schulen setzen soll. Was auch heißt, das Leipzig sich beim Ausbau des E-Learnings an dieser Handreichung orientieren muss.

„Es ist zu erwarten, dass die durch den Freistaat Sachsen etablierten digitalen Werkzeuge (LernSax, MeSax, OPAL Schule, Schullogin etc.) und Fortbildungen dazu weiter ausgebaut werden müssen“, betont das Schuldezernat.

„Wie vom Antragsteller ausgeführt, sind auch Zuständigkeiten und rechtliche Fragen zwischen dem Freistaat Sachsen und den Schulträgern zu klären. Dazu gehören bspw. rechtliche, organisatorische und technische Fragen der Teilnahme von Schüler/-innen im häuslichen Umfeld am Präsenzunterricht. Die Verwaltung prüft, welche entsprechenden Maßnahmen dafür aus Sicht des Schulträgers erforderlich sind und kommuniziert diese in den ihr zur Verfügung stehenden Gremien (z. B. des Sächsischen Städte- und Gemeindetages).“

Denn die Stadt als Schulträger ist zwar für die technische Ausstattung der Schulen zuständig. Ob Schulen freilich schließen und wie sie den Präsenz- oder Online-Unterricht organisieren (müssen), liegt in der Verantwortung des Landes.

Für die Ausstattung der Kinder mit den benötigten Endgeräten hat Leipzig ja ein umfassendes Beschaffungsprogramm aufgelegt. Mit dem Breitbandausbau wird es nicht ganz so schnell gehen, was schlicht im Installationsaufwand begründet liegt. Aber auch Leipzig wird – getrieben durch Corona – einen technischen Sprung hinlegen, an den in den Vorjahren so noch nicht zu denken war.

Wobei Vicky Felthaus betont, dass sie sich nichts mehr wünscht, als dass die Schulen offen bleiben und Präsenzunterricht für alle Kinder auch im Herbst möglich bleiben wird.

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