Im Januar startete die Leipzigerin Isabel Geyer ihre Petition โ€žEinheitliches Konzept fรผr den digitalen Unterricht an sรคchsischen Schulenโ€œ. Am 18. Januar hatten die ersten 1.000 Menschen unterschrieben. Denn Sachsen war in den zweiten Lockdown gegangen, ohne wirklich fรผr alle Schulen und Schรผler ein belastbares digitales Unterrichtsangebot zu haben. Das Thema ist nicht vom Tisch, auch wenn die meisten Schรผler seit Montag wieder zur Schule gehen.

โ€žDie coronabedingten SchulschlieรŸungen sind keine kurzen Phasen, sie bestimmen den Schulalltag unserer Schรผler/-innen. Daran wird sich voraussichtlich auch 2021 wenig รคndern. Selbst wenn die Schulen im Wechselmodell (Mix aus Prรคsenz- und Fernunterricht) wieder รถffnen, sind einheitliche und umfassende Vorgaben fรผr einen qualitativ gleichwertigen digitalen Unterricht unumgรคnglichโ€œ, hatte Isabel Geyer den Anspruch formuliert, den viele Eltern an einen gesicherten Unterricht haben, erst recht nach dem ersten Corona-Jahr, das gezeigt hat, wie schlecht auch Sachsens Schulen oft darauf vorbereitet waren, fรผr die Kinder einen digitalen Unterricht zu ermรถglichen.Isabel Geyer ist Mutter von drei schulpflichtigen Kindern. Sie arbeitet hauptberuflich als Leiterin einer Leipziger Kindertagesstรคtte und engagiert sich nebenbei als stellvertretende Elternsprecherin. Die studierte Erziehungswissenschaftlerin setzt sich darรผber hinaus auch fรผr bildungspolitische Themen ein.

Die Online-Petition fรผr ein โ€žEinheitliches Konzept fรผr den digitalen Unterricht an sรคchsischen Schulenโ€œ hat jetzt mit 6.000 Stimmen einen wichtigen Meilenstein erreicht. Die Petition ist auf dem Portal Open Petition aktuell die zweiterfolgreichste Petition in Sachsen sowie deutschlandweit auf dem sechsten Platz in der Kategorie โ€žBildungโ€œ.

โ€žDie vielen Stimmen zeigen ganz deutlich, dass Sachsens Bildungssystem weit entfernt ist von den technologischen und pรคdagogischen Mรถglichkeiten des 21. Jahrhundertsโ€œ, sagt Isabel Geyer, die Initiatorin der Petition. Der durch die Petition aufgebaute Druck hat bereits Wirkung gezeigt: So haben sich zunehmend mehr Lehrer fรผr einen Online-Unterricht eingesetzt. Aber erst, nachdem Sachsens Kultusminister Christian Piwarz Mitte Februar 2021 in einem Schreiben die Schulen und Lehrer aufforderte, die Mรถglichkeiten des digitalen Lernens einzusetzen.

Auch wenn am Montag, 15. Mรคrz, alle Schulen in Sachsen wieder รถffneten und eine teilweise Rรผckkehr zum Prรคsenzunterricht mรถglich wird, haben die Inhalte der Petition weiterhin groรŸe Relevanz, stellt Geyer fest.

โ€žDenn wie die Wirtschaft braucht auch das Bildungssystem eine digitale Transformation. Lerninhalte, Didaktik und Lernmittel mรผssen an eine zunehmend digitale Zukunft angepasst werden. Dafรผr sind nicht nur neue Konzepte nรถtig, es sind auch Mindeststandards erforderlich, damit die Schulen, Schulleiter und Lehrer wissen, wie digitale Methoden und Tools im Unterricht eingesetzt werden sollten โ€“ egal ob zu Hause oder in Prรคsenz.โ€œ

โ€žEs braucht Klarheit darรผber, wie digitaler Unterricht in Sachsen aufgebaut sein soll. Deshalb fordern wir das sรคchsische Kultusministerium auf, endlich ein einheitlich verbindliches Konzept zu erarbeiten, mit dem alle sรคchsischen Schulen arbeiten mรผssenโ€œ, heiรŸt es in der Petition.

Was natรผrlich auch finanzielle Folgen hat, was ja an der Diskussion um die verfรผgbaren Gerรคte gerade in finanziell รคrmeren Familien sichtbar wurde. Wer stellt die zur Verfรผgung? Schaffen das die Kommunen, die ja die Schultrรคger vor Ort sind? Und welche QualitรคtsmaรŸstรคbe gelten da? All das hรคtte im Sommer 2020 schon geregelt werden kรถnnen. Aber auch Sachsen setzte ja darauf, dass sich das dann irgendwie von allein regelt.

Aber genau diese Haltung hat dazu gefรผhrt, dass die Digitalisierung der Schulen seit Jahren hinterherhinkt.

โ€žUnsere Kinder mรผssen nicht mehr lernen, was eine Floppy Disc ist โ€“ sie sollten lernen, was agile Arbeitsmethoden sind und wie sich digitale Anwendungen zur Erarbeitung von neuen Wissensinhalten und konkreter Aufgaben sinnvoll nutzen lassen. Dass das sรคchsische Bildungssystem hier eindeutig hinterherhรคngt, haben die letzten zwรถlf Wochen hรคusliche Lernzeit gezeigtโ€œ, sagt Isabel Geyer.

Das Thema Digitalunterricht sei daher mit der Rรผckkehr zum Prรคsenzunterricht nicht erledigt โ€“ auch die Forderungen der Petition seien lรคngst nicht erfรผllt. Aus diesem Grund will sich die Initiatorin der Petition weiterhin dafรผr einsetzen, um das Quorum fรผr die Petition zu erreichen.

Hinweis der Redaktion in eigener Sache

Seit der โ€žCoronakriseโ€œ haben wir unser Archiv fรผr alle Leser geรถffnet. Es gibt also seither auch fรผr Nichtabonnenten alle Artikel der letzten Jahre auf L-IZ.de zu entdecken. รœber die tagesaktuellen Berichte hinaus ganz ohne Paywall.

Unterstรผtzen Sie lokalen/regionalen Journalismus und so unsere tรคgliche Arbeit vor Ort in Leipzig. Mit dem Abschluss eines Freikรคufer-Abonnements (zur Abonnentenseite) sichern Sie den tรคglichen, frei verfรผgbaren Zugang zu wichtigen Informationen in Leipzig und unsere Arbeit fรผr Sie.

Vielen Dank dafรผr.

Empfohlen auf LZ

So kรถnnen Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstรผtzen:

Ralf Julke รผber einen freien Fรถrderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar