Die Ausnahmebedingungen in der Corona-Zeit haben auch einen Streit an der HTWK Leipzig fast unsichtbar gemacht. Der StuRA der Hochschule hat vergeblich versucht, die Wiederberufung der Kanzlerin zu verhindern, mit der die Studierenden in den letzten Jahre einfach nie auf einen grรผnen Zweig kommen konnten. Jetzt hofft man, dass man in den nรคchsten acht Jahren doch irgendwie mit der Kanzlerin auskommen kรถnnte. Unter Vorbehalt.
Der StuRa ist mit seinen Bemรผhungen gegen die erneute Bestellung von Professorin Swantje Rother zur Kanzlerin zwar gescheitert, kann insgesamt jedoch eine positive Bilanz ziehen, teilt dieser nun mit. Der StudierendenRat der HTWK Leipzig setzte sich bereits seit Mitte 2019 gegen die Wiederbestellung der bislang amtierenden Kanzlerin ein.
โWir sahen und sehen mit Professorin Rother die Entwicklung unserer Hochschule langfristig gefรคhrdet. Zudem sind immer wieder Studierende und insbesondere studentische Vertreter/-innen direkt von Rothers respektlosen und abwertenden Umgang betroffen. Deswegen haben wir uns zum Ablauf ihrer Amtszeit auf den hochschulinternen Gremien-Weg fรผr eine Neubesetzung der Position ab 2021 eingesetzt. Die Vertreter/-innen des StuRa fรผhrten dazu unzรคhlige Gesprรคche mit Studierenden, Mitarbeitenden, den Leiter/-innen der Fakultรคten und Zentralen Einrichtungen, dem Rektor sowie dem Hochschulratโ, berichtet Mara Boege, stimmberechtigtes Mitglied und Referentin des StuRa der HTWK.
Im Einvernehmen mit dem Hochschulrat der HTWK Leipzig unterbreitete der Rektor, Prof. Mark Mietzner, dem zustรคndigen Staatsministerium fรผr Wissenschaft, Kultur und Tourismus dennoch den Vorschlag zur erneuten Bestellung Rothers.
โOhne eine Auseinandersetzung mit uns รผber die studentischen Sorgen und Anliegen durch Rektor oder Hochschulrat, wendeten wir uns schlieรlich als Studierendenschaft in einem Offenen Brief an den Staatsminister persรถnlich. Unser Anliegen unterstรผtzen dabei knapp 300 Menschen und Organisationen โ zum Groรteil Studierende sowie andere StudierendenRรคte. Ebenso bestรคtigten auch einige Mitarbeitende und Lehrende sowie letztendlich sogar die Gewerkschaft ver.di รถffentlich unsere Vorwรผrfe gegen Rotherโ, fรผhrt Lea Kunz, ebenfalls Stimmberechtigte und Referentin des StuRa, aus.
Doch der Wissenschaftsminister, Sebastian Gemkow, sah sich und sein Ministerium bei der Entscheidung der Bestellung von Swantje Rother ausschlieรlich auf die Prรผfung von Formalien beschrรคnkt. Das SMWKT vertraue zudem auf die Entscheidung des Rektors und erklรคrte, dass die geรคuรerten Vorbehalte aus den unterschiedlichen Aufgaben- und Interessensbereichen von Kanzlerin und StuRa resultierten.
Noch im August antwortete der StudierendenRat mit einem zweiten Brief an den Staatsminister und รคuรerte den dringenden Wunsch einer persรถnlichen Vorsprache und Erlรคuterung der schwerwiegenden Bedenken, die eine erneute Bestellung Swantje Rothers fรผr die Studien- und Arbeitsbedingungen an der Hochschule nach sich ziehen wรผrde.
โNach Monaten ohne Antwort, bestellte das SMWKT Rother wohl Anfang November fรผr weitere acht Jahre. Einige Tage nach dieser Entscheidung bequemte sich auch der Staatsminister zu einer persรถnlichen Antwort zum Anliegen der Studierendenschaft. Er informierte uns รผber seine Entscheidung, womit einer zweiten Amtszeit Rothers nichts mehr im Wege stand. Fรผr uns stellt diese Antwort eine Anmaรung dar. Dieser รผberhebliche Umgang mit unseren Anliegen zeigt den Stellenwert von studentischen Interessen fรผr Herrn Gemkow. Ebenso kรถnnte man glauben, dass das SMWKT die Zustimmung nur erteilte, damit Rother ihre Klage auf die Kanzler/-innen-Position an der TU BA Freiberg fallenlieร โ was wohl bereits im Sommer 2020 passierteโ, mutmaรt Jonas Lรผck, Referent fรผr Hochschulpolitik.
Nach eineinhalb Jahren Bemรผhungen gegen die erneute Bestellung zieht der StuRa nun Bilanz.
โUnser eigentliches Ziel mรถgen wir zwar verfehlt haben, jedoch haben wir in dieser Zeit unheimlich viel Solidaritรคt und Unterstรผtzung erfahren dรผrfen. Wir konnten Studierende und Mitarbeitende vernetzen, welche vom unprofessionellen Umgang Rothers betroffen sind. Und wir konnten die Hochschulangehรถrigen sowie die รffentlichkeit fรผr die unsachliche und willkรผrliche Amtsausfรผhrung Rothers sensibilisieren. Der StuRa wird weiterhin allen Betroffenen mit offenem Ohr, Rat und Tat zur Seite stehen. Wir raten allen, sich miteinander zu vernetzen und Vorfรคlle zu protokollieren. Denn unsere Stรคrke gewinnen wir durch Solidaritรคtโ, betont Nico Zech, bis September dieses Jahres Sprecher des StuRa.
โAllen Mitarbeitenden mรถchten daher wir ans Herz legen, sich auch gewerkschaftlich zu vernetzen.โ
Der StudierendenRat akzeptiere selbstverstรคndlich die Bestellung als demokratische Entscheidung des Rektors, des Hochschulrates sowie des SMWKT, betont die Studierendenvertretung.
โUnsere Kritik bleibt damit jedoch ebenso berechtigt und bestehen. Wir sind uns bewusst, dass unsere studentische Arbeit auch weiterhin Behinderungen erfahren wird und wir Wege fรผr studentisches Engagement trotz diverser Schikanen der Kanzlerin finden mรผssen. Dabei werden wir es uns in den nรคchsten acht Jahren nicht nehmen lassen, ganz genau hinzuschauen und die Arbeitsweise der Kanzlerin fortlaufend begleiten. Das sind wir letztlich auch all unseren Unterstรผtzer/-innen schuldigโ, kรผndigt Sabine Giese, Sprecherin des StuRa, an.
StuRA wendet sich jetzt mit einem Offenen Brief an Wissenschaftsminister Gemkow
StuRA wendet sich jetzt mit einem Offenen Brief an Wissenschaftsminister Gemkow
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