Im März wurden auch alle Schulen in Leipzig geschlossen. Lehrer/-innen und Schüler/-innen mussten lernen, wie Unterricht auch im „Homeschooling“ funktioniert. Und es funktionierte gerade in den höheren Klassen und an den Gymnasien recht gut. Aber echte Probleme bekamen gerade Kinder aus armen Haushalten, die nicht über die nötigen Geräte verfügen. Der Bund will zwar 150 Euro pro Kind zur Verfügung stellen, damit die Technik beschafft werden kann. Aber das dauert viel zu lange, kritisieren die Grünen.
Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Leipziger Stadtrat fordert von der Stadt Leipzig deshalb viel stärkere Anstrengungen, um allen Kindern und Jugendlichen an Leipziger Schulen digitales Lernen zu ermöglichen. Und zwar jetzt.
„Der von Bund und Ländern angekündigte Digitalzuschuss in Höhe von 150 Euro droht zu spät zu kommen. Bis Antragsverfahren und Fördervoraussetzungen geklärt sind, kann das Schuljahr schon vorbei sein“, erklärt dazu Tobias Peter, Fraktionsvorsitzender und bildungspolitischer Sprecher.
„Die Stadtverwaltung muss jetzt schnell und unbürokratisch digitale Endgeräte beschaffen und auf Leihbasis zur Verfügung stellen. Die Finanzierung kann über den Digitalpakt des Freistaats erfolgen. Dazu kann ein förderunschädlicher vorzeitiger Maßnahmenbeginn vereinbart werden.“
Denn die Nutzung digitaler Lerntools wie der Anton-App wird mittlerweile von vielen Schulen vorausgesetzt. Gerade in Familien mit geringeren Einkommen sind digitale Endgeräte für jedes Kind jedoch nicht selbstverständlich. Und niemand kann davon ausgehen, dass dort auch das nötige Wissen vorhanden ist, das richtige Gerät mit der benötigten Software zu finden. Das Leipziger Schulverwaltungsamt aber weiß, welche Geräte gebraucht werden, und könnte die Beschaffung auch organisieren.
Was eigentlich schon ab März hätte geschehen müssen und können, denn wie viele Kinder aufgrund fehlender Technik zum Schuljahresende hängenbleiben, erfährt man wohl erst, wenn die Lehrer/-innen die Bilanz zu Schuljahresende ziehen. Dann aber ist es zu spät, gerade jenen zu helfen, die schlicht aus Finanzgründen sowieso schon immer benachteiligt waren.
Die Grünen-Fraktion fordert zudem die Stadtverwaltung zu weiteren Anstrengungen auf, um gerade die Familien mit besonderen Herausforderungen zu unterstützen.
„Familien ohne eigenen Drucker sollten Print-Versionen der Arbeitsblätter zur Abholung in der Schule bereitgestellt werden“, schlägt Tobias Peter zum Beispiel vor. Zudem brauchten gerade Schülerinnen und Schüler, die unter beengten Bedingungen leben und oft zu wenig Platz und Ruhe für Hausaufgaben haben, Alternativen zum Homeschooling.
„Die Stadt sollte jetzt Konzepte entwickeln, wie unter Wahrung des Infektionsschutzes Lernräume in Schulen, aber auch Stadtbibliotheken oder anderen Einrichtungen ermöglicht werden können, damit in Ruhe gelernt werden kann. Corona darf nicht zu einer sozialen Spaltung an unseren Schulen führen. Auch und gerade jetzt müssen wir dafür sorgen, niemanden zurückzulassen.“
Die neue Leipziger Zeitung Nr. 78: Wie Corona auch das Leben der Leipziger verändert hat
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