Für FreikäuferLEIPZIGER ZEITUNG/Auszug Ausgabe 69, seit 19. Juli im HandelHurra, die Sommerferien sind da. Für manche der einzige Grund, warum sie Lehrer geworden sind. Dabei sind die sechs Wochen in der Mitte des Jahres eigentlich viel kürzer als man denkt. Die letzte Ferienwoche rufen viele Schulen schon wieder ins Gemäuer, weswegen nur noch fünf Wochen bleiben. Genug Zeit, zu arbeiten wie die Feuerwehr.
Nicht so auf Abruf, sondern so genau, denn wie jedermann weiß, wird bei der Feuerwehr nach jedem Einsatz alles genauestens sortiert. So ist das auch bei Lehrern, Arbeitsblätter, Gegenstände, Protokolle, Bücher aus dem vergangenen Schuljahr müssen gesichtet und sortiert, die Materialien für das neue Schuljahr können bereitgelegt werden – wenn man denn weiß, was im kommenden Schuljahr auf einen zukommt. Das ist vor allem in staatlichen Schulen eher nicht der Fall.
Deputate – also die Auflistung, welche Klassen der einzelne Lehrer in welchen Fächer für wie viel Stunden unterrichten wird – können in den Sommerferien noch ganz schön durcheinandergeraten oder sind bis zum Ende der Ferien noch nicht mal fertig geplant. An einem Leipziger Gymnasium war zum Schuljahresende noch völlig unklar, wer die 25 Englischstunden, die noch offen sind, übernehmen soll.
Einen Lehrer konnte das Landesamt für Schule und Bildung nicht bereitstellen. Konnte oder wollte? Es ranken sich zahlreiche Mythen um die Einstellungspraxis des Landesamts. Eins ist klar: Kollegen, die auf ein Leipziger Gymnasium wollten, hatten diesen Sommer wieder mal schlechtere Karten als prognostiziert und Referendare, also die, die man nun mindestens 18 Monate ausgebildet hat und zuvor in Sachsen fünf Jahre studiert haben könnten, hat man auch wieder weggeschickt.
Ungebundener Gymnasial-Referendar mit Mangelfach sucht Anstellung an einem Gymnasium in Leipzig und Umgebung. Er bekommt: Oberschule in Bautzen. Andere haben zumindest eine Anstellung bekommen, wenn auch unter anderen Voraussetzungen als erhofft.
Gymnasiallehrer aus Leipzig sucht Anstellung in der Nähe, Lehrer bekommt eine Anstellung in der Nähe und wenige Tage später die Information, dass er die deutliche Mehrheit an Stunden an einer Schule am anderen Ende der Stadt halten soll. Ein dritter Lehrer unterrichtet im zweiten Jahr wenigstens die Fächer, die er studiert hat. An anderer Stelle ist die Not in einem dritten Fach so groß, dass er stattdessen das Gros seines Deputats in diesem Fach ableistet.
Jeder kann seine Geschichte mit dem Landesamt erzählen und zumeist sind sie nicht positiv. Wenn das LaSuB ein privatwirtschaftliches Unternehmen, vielleicht ein Laden wäre: allein Mundpropaganda würde dafür sorgen, dass kaum einer das Geschäft betreten würde. Aber nicht nur jeder Lehrer, auch jeder Planer.
Hinter vorgehaltener Hand raunte neulich ein Leipziger Schulleiter: „Früher hatten wir wenigstens den Grundbereich abgedeckt und große Lücken im Ergänzungsbereich. Nun gehen wir schon mit Defiziten ins neue Schuljahr.“ Sollte sich eine Lehrerin mit einer Schwangerschaft verabschieden, wird am Tischtuch gezogen, das an einer anderen Stelle wieder zu kurz wird. Etwas dranzunähen scheint nicht möglich. Dabei scheint der Zulauf in den Staat aufgrund der Verbeamtung, die seit 1. Januar 2019 läuft, zugenommen zu haben.
Also wird zu Hause abgeheftet und sortiert und vielleicht ruft ja doch noch das Landesamt an. Bekanntermaßen – und das ist auch so ein Mythos – versucht „das Amt“ erst die unattraktiven Stellen loszuwerden, hoffend, dass Referendare diese Stellen annehmen. Die Filetstücke kommen später. Vielleicht ist das der Hoffnungsschimmer für diese erwähnte Schule, in der noch Stunden offen sind. Und wenn nicht, geht es wie die Jahre zuvor mit einem Stundenplan ins neue Schuljahr, der sich täglich ändert – solange bis alle Lücken gestopft sind oder eben auch nicht.
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