Die Deutsche Telekom wird auch nach der Schließung der hauseigenen HfTL ein Teil der Hochschullandschaft in Leipzig bleiben. Auf einer Pressekonferenz am Freitag, den 30. November, präsentierte das Unternehmen gemeinsam mit der HTWK die Details einer Stiftungsfakultät an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Die Telekom möchte 17 Professuren stiften und dabei sämtliche Kosten übernehmen.
Die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) Leipzig erhält eine neue Fakultät – mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Telekom. Das Unternehmen mit mehr als 200.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von knapp 75 Milliarden Euro im Jahr 2017 möchte insgesamt 17 Professuren stiften. Die neue Fakultät soll „Digitale Transformation“ heißen. Im Gegenzug wird die Hochschule für Telekommunikation Leipzig (HfTL) schließen.
Die Details des am Freitag, den 30. November, unterzeichneten Vertrags präsentierten Vertreter von Hochschule, Telekom, Wissenschaftsministerium und der Stadt Leipzig im Anschluss auf einer Pressekonferenz.
Im laufenden Wintersemester wurden bereits 126 Studierende in zwei Bachelorstudiengänge immatrikuliert. Dabei handelt es sich um „Telekommunikationsinformatik“ und „Informations- und Kommunikationstechnik“. Beide Studiengänge sollen jeweils sieben Semester umfassen.
Während Absolventen der „Telekommunikationsinformatik“ nach ihrem Studium unter anderem mit Cloud-Diensten, Online-Spielen und IT-Systemen arbeiten sollen, möchte der zweite Studiengang Fähigkeiten vermitteln, die laut Beschreibung „in der Bild- und Signalverarbeitung bis hin zur Steuerung komplexer Netze wie dem Internet oder den existierenden Mobilfunksystemen“ genutzt werden können.
Kompetenzzentrum als langfristiges Ziel
„Die Telekom hat vor einiger Zeit den Wunsch geäußert, das Studium anders aufzustellen“, erklärte die sächsische Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD). Der nun unterzeichnete Vertrag sei Ergebnis „monatelanger Verhandlungen“ und „bundesweit einmalig“. Etwa 500 Personen sollen letztlich an der Fakultät studieren können.
Einmalig sei vor allem, dass die Telekom die Professuren nicht nur für einige Jahre stiftet, sondern unbefristet, ergänzte HTWK-Rektorin Gesine Grande. Perspektivisch soll sich die Fakultät mit anderen Fakultäten der Hochschule vernetzen. „Ein Kompetenzzentrum für angewandte Digitalisierung ist das Ziel“, so Grande.
Telekomsprecherin Elke Frank betonte, dass die akademische Nachwuchssicherung für das Unternehmen wichtig sei: „Wir benötigen Studiengänge, die die voranschreitende Digitalisierung aufnehmen.“ Ulrich Brieler, Referatsleiter Wissenschaft der Stadt Leipzig, kündigte auf der Pressekonferenz an, dass im Rathaus demnächst ein Referat für „digitale Innovationen“ entstehen soll. „Das soll ein enger Partner der Stiftungsfakultät werden“, ergänzte Brieler. Details möchte die Verwaltung in einigen Wochen nennen.
Freiheit der Wissenschaft gewährleistet
Anfang des Jahres hatte der Wissenschaftsrat eine Erklärung veröffentlicht, wonach die HfTL den wissenschaftlichen Maßstäben einer Hochschule nicht entspräche. Es gebe zu wenig Forschung und Lehrende sowie Verstöße gegen die Autonomie der Hochschulen. Schon damals war bekannt, dass die Verhandlungen für eine Stiftungsfakultät laufen.
Alle Studierenden der HfTL sollen ihr Studium in der Regelstudienzeit abschließen können. Für alle andere werde eine individuelle Lösung gefunden, versicherte Telekomsprecherin Frank auf der Pressekonferenz. Ein Mitglied des Studierendenrates der HfTL hatte eine entsprechende Frage gestellt – weitere Nachfragen wurden untersagt, da es sich um eine Veranstaltung für die Presse handle.
Anderen möglichen Bedenken widmete sich Hochschulministerin Stange. „Die Freiheit der Wissenschaft bleibt gewährleistet“, sagte sie. „Berufung und Immatrikulation liegen in den Händen der HTWK.“ Der angeblich zu große Einfluss der Wirtschaft auf Hochschulen mittels Stiftungsprofessuren oder Stipendien ist immer wieder Gegenstand von Kritik.
Holger Mann, hochschulpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im sächsischen Landtag, sprach am Freitag nach der Vertragsunterzeichnung vom „vielleicht wichtigsten Tag der HTWK seit ihrer Gründung 1992“. Die akademische IT-Ausbildung in Leipzig sei damit gesichert.
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