Nachdem das sächsische Wissenschaftsministerium im vergangenen Dezember entschieden hatte, gegen Thomas Rauscher keine dienstrechtlichen Schritte einzuleiten, war es um den rassistisch twitternden Juraprofessor ruhig geworden. Doch hinter den Kulissen geht der Streit weiter: Rauscher wurde bereits vor Weihnachten als Erasmus-Beauftragter seiner Fakultät abberufen. Der 63-Jährige wehrt sich gegen diese Entscheidung.
Der Leipziger Juraprofessor Thomas Rauscher ist als Erasmus-Beauftragter seiner Fakultät abberufen worden. Dies bestätigten auf Anfrage der L-IZ sowohl Rauscher selbst als auch Tim Drygala, der Dekan der Juristenfakultät. Rauscher teilte mit, dass er bereits im Dezember schriftlich die Abberufung durch die Prodekanin der Fakultät erhalten habe. Dagegen habe er wenige Tage später Widerspruch eingelegt. Laut Rauscher muss nun die Universität über den Fall entscheiden. „Abhängig vom Ausgang des Widerspruchsverfahrens werde ich die Erhebung einer Klage prüfen.“
Die Abberufung wertet Rauscher nach eigenen Angaben als „Disziplinarmaßnahme“. Auf der Homepage seines Instituts hatte er sich bereits kurz vor Weihnachten öffentlich dazu geäußert: „Mir wurde am 15. Dezember 2017 um 23:26 Uhr per E-Mail ein nicht datierter und nicht unterschriebener Bescheid über einen ‚Widerruf‘ meiner Bestellung zum Erasmus-Beauftragten übersandt. Nachdem ich diese Form gerügt und einen einer juristischen Fakultät würdigen ordentlichen Bescheid verlangt hatte, erhielt ich am 20. Dezember 2017 einen unterschriebenen Bescheid, in dem ich unter Fristsetzung zum selben Tag zur Aktenherausgabe aufgefordert wurde.“
Rauscher kündigte an, sich zumindest bis zum 31. Dezember 2017 um die eingehenden Bewerbungen zu kümmern. Auf der Homepage der Fakultät wird er mittlerweile nicht mehr als Erasmus-Beauftragter genannt. Die letzte Änderung der Seite datiert vom 11. Januar 2018.
Keine Angabe zu den Gründen
Die offiziellen Gründe für die Abberufung sind bislang nicht bekannt. Aus der Pressestelle der Universität heißt es, dass die dafür zuständige Person kurzfristig nicht zu erreichen war. Eine kurzfristige Anfrage der L-IZ an die Prodekanin blieb zunächst unbeantwortet.
In den vergangenen Monaten war Rauscher wegen rassistischer Äußerungen auf Twitter bundesweit in die Schlagzeilen geraten. Er plädierte unter anderem für ein „weißes Europa“ und äußerte sich abfällig über Afrikaner und Araber. Sowohl die Universitätsleitung als auch das sächsische Wissenschaftsministerium (SMWK) distanzierten sich von den Äußerungen. Eine studentische Protestgruppe veranstaltete eine Kundgebung mit mehreren hundert Personen und forderte die Entlassung des Hochschullehrers. Anfang Dezember erklärte das SMWK jedoch, dass die Äußerungen auf Twitter von der Meinungsfreiheit geschützt seien und es deswegen keine dienstrechtlichen Schritte einleiten werde.
Nachdem Rauscher vor etwa zwei Jahren schon einmal für Diskussionen gesorgt hatte, verlor er die Stelle als Auslandsbeauftragter seiner Fakultät. Als Erasmus-Beauftragter war er anschließend aber weiterhin für die Auslandsaufenthalte der Jurastudenten zuständig.
Keine Kommentare bisher