Acht Jahre nach dem eigentlichen Fertigstellungstermin im Dezember 2009 soll das Paulinum der Universität Anfang Dezember eröffnet werden. Jahrelange Auseinandersetzungen um Namen, Nutzungsrechte und Ausstattung finden damit ihren Abschluss. Auf einer Pressekonferenz am Freitagvormittag warfen Unirektorin Beate Schücking und andere Hochschulvertreter einen Blick auf das kommende Programm.
Selbst die größte Misserfolgsstory findet offenbar irgendwann ein Ende. Anfang Dezember soll das Paulinum der Universität – offiziell mit dem Zusatztitel „Aula und Universitätskirche St. Pauli“ ausgestattet – endlich eröffnet werden. Was dem Flughafen in Berlin vielleicht noch bevorsteht, hat das Gebäude in Leipzig schon vollbracht: eine verzögerte Fertigstellung um acht Jahre. Ursprünglich sollten die Bauarbeiten bereits 2009 abgeschlossen sein – im Jahr des 600. Universitätsgeburtstages.
Doch seitdem ist einiges schiefgelaufen: Mal soll ein Unternehmen schlecht gearbeitet haben, mal ging eine Firma pleite, und immer wieder gab es Streitigkeiten mit dem Architekten Erick van Egeraat. Immerhin waren die Auseinandersetzungen über den Namen des Gebäudes zum Zeitpunkt der Bauverzögerungen schon überwunden.
Die jetzige Benennung geht zurück auf den sogenannten Harms-Kompromiss im Jahr 2008. Gemeinsam mit der damaligen Generalbundesanwältin und späteren Uni-Hochschulratsvorsitzenden Monika Harms hatten sich Vertreter von Stadt, Land, Hochschule und evangelischer Landeskirche auf Benennung und Nutzungskonzept geeinigt. Der Paulinerverein forderte eine Nutzungshoheit der Kirche, eine Bürgerinitiative verwies auf die Trennung von Staat und Religion.
Nun erinnert der Neubau optisch an die 1968 auf Weisung der SED gesprengte Universitätskirche St. Pauli, beinhaltet neben einem Andachtsraum aber auch eine Aula mit 550 Sitzplätzen. Eine – ebenfalls lange Zeit umstrittene – Glaswand trennt die beiden Räume, kann aber bei Bedarf geöffnet werden.
Dass aber selbst nach der offiziellen Einweihung noch immer nicht alle Probleme gelöst sein werden, zeigte sich einmal mehr auf der Pressekonferenz am Freitagvormittag. Dort kam unter anderem das Thema Kanzel auf. Laut Unirektorin Beate Schücking ist im Paulinum eine „Klimamessung über drei Semester“ geplant. Anschließend lägen empirische Daten vor, anhand derer man entscheiden könne, ob die alte und sanierungsbedürftige Kanzel in dem Gebäude aufgestellt werden kann. Als Ort käme jedoch nur die Aula in Betracht.
Von dieser offenen Frage abgesehen zeigten sich die anwesenden Hochschulvertreter jedoch sehr erfreut über die nahende Eröffnung. Neben Schücking saßen der Universitätsmusikdirektor David Timm, der Universitätsprediger Peter Zimmerling und der Universitätskustos Rudolf Hiller auf dem Podium.
Sie stellten unter anderem das Programm der kommenden Tage, Wochen und Monate vor, das eine Mischung aus weltlichen und geistlichen Veranstaltungen vorsieht. Die Kombination aus Aula und Universitätskirche bezeichnete Schücking als „Alleinstellungsmerkmal“ in Deutschland.
Den Rahmen für die Eröffnung bilden Festakt und -konzert am kommenden Freitag sowie Festgottesdienst und Orgelkonzert am Sonntag. Bei den Veranstaltungen sollen unter anderem der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) und Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) anwesend sein. Während diese beiden Tage vor allem für prominente Gäste reserviert sind, ist das Paulinum am Samstag für alle Interessierten geöffnet. Geplant sind dann unter anderem die Generalprobe des Universitätsgottesdienstes und ein Science Slam; zudem besteht die Möglichkeit, das Gebäude zu besichtigen und Informationen einzuholen. Am darauffolgenden Montag, dem Dies Academicus, finden schließlich wissenschaftliche Vorträge im Paulinum statt.
Weitere Veranstaltungen in den kommenden Wochen sind unter anderem die zehnten Leipziger Universitätsmusiktage, Weihnachtsoratorien und ein Vortrag zur „Toleranz“. Der Altarbereich kann dienstags bis freitags von 11 bis 15 Uhr sowie samstags von 10 bis 14 Uhr besichtigt werden. Sonn- und feiertags findet 11 Uhr der Universitätsgottesdienst statt.
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