Ein Problem vieler Menschen, die Zuflucht in Leipzig gefunden haben, ist natürlich, dass sie keine abgeschlossene Schulausbildung haben. Sie stammen fast alle aus Ländern, in denen Krieg und Bürgerkrieg auch die Schulen zerstört haben, die Lehrer vertrieben oder gar getötet wurden. Viele wuchsen in solchen zerstörten Landschaften auf. Aber wenn sie in Leipzig Tritt fassen wollen, brauchen sie eine belastbare Schulausbildung. Was Burkhard Jung in der Forderung bündelte: Wir brauchen Schulpflicht bis 25.

Dafür sprach sich der Oberbürgermeister auch in einem Interview gegenüber der LVZ aus, wo er für eine Schulpflicht bis 25 Jahre „für alle Personen, die keine Ausbildung und kein Zeugnis haben“ plädierte.

Was noch sehr unkonkret war. Denn: Um wie viele Menschen handelt es sich? Und wie kann Leipzig damit umgehen, das ja nun wirklich selbst schon unter mangelnden Schulkapazitäten leidet?

Die Freibeuter-Fraktion im Leipziger Stadtrat fragte die Zahlen lieber nach und hat jetzt vom Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule auch Antwort bekommen.

„Mit einer Erweiterung des Rechts auf Schulbesuch bzw. der Verlängerung der Bleibemöglichkeit an Schulen soll allen 18- bis 25-Jährigen ohne Schulabschluss ermöglicht werden, ihrem persönlichen Leistungsvermögen entsprechend auch Schulen des ersten Bildungswegs zu besuchen“, betont das Dezernat in seiner Antwort. Und hat auch entsprechende Zahlen aus dem Jobcenter, wo diese Menschen ja registriert werden, wenn sie ihr Anmeldeverfahren durchlaufen haben. Nur sind ihre Vermittlungschancen in einen Job ziemlich schlecht, wenn sie nicht mal einen Schulabschluss haben, geschweige denn einen Berufsabschluss.

Übrigens ein Thema, das auch die sächsische Integrationsministerin Petra Köpping (SPD) schon thematisiert hat. Zur Eröffnung der Chemnitzer Integrationsmesse am 14. Juni kündigte sie an, dass es noch in diesem Jahr ein schulisches Angebot für 18- bis 21-jährige junge Geflüchtete, die nicht mehr der Schulpflicht unterliegen, geben soll.

Wie viele Menschen es allein in Leipzig betrifft, umreißt das Sozialdezernat so: „Nach Angaben des Jobcenters Leipzig hatten im September 2017 in Leipzig 1.518 erwerbsfähige Leistungsberechtigte im Alter von 18 bis 25 Jahren keinen Schulabschluss. Davon stammen 646 Personen aus den acht herkunftsstärksten Asylländern (Syrien, Afghanistan, Irak, Iran, Eritrea, Nigeria, Pakistan und Somalia).“

Man ahnt schon, dass das eigentlich mehr braucht als nur eine hübsche Verordnung: Das braucht zusätzliche Lehrer, aber auch zusätzliche Klassenzimmer.

Aber auf die Frage „Wie viele Räumlichkeiten werden für die Beschulung bis 25 Jahre gebraucht?“, konnte das zuständige Dezernat noch keine genauere Antwort geben: „Die Anzahl der benötigten Räume hängt von der Größe der tatsächlich zu beschulenden Personen und der Klassengröße ab. Die Anzahl der benötigten Räumlichkeiten wird geringer, wenn Räume mehrfach belegt werden (wie z. B. am Leipzig Kolleg und der Abendoberschule/dem Abendgymnasium).“

So jedenfalls liest man es in der Antwort der Verwaltung. Wahrscheinlich ist nicht die Größe der zu beschulenden Personen gemeint, sondern deren Anzahl. Aber stehen überhaupt aktuell freie Schulräume zur Verfügung, wollte die Freibeuter-Fraktion wissen. „Wenn nein, bis zu welchem Zeitpunkt können entsprechende Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden?“

Und da wird es schon eng, gesteht die Verwaltung zu: „Freie Räume stehen derzeit nicht während der üblichen Unterrichtszeiten zur Verfügung. Eine Nachnutzung von Klassenräumen an weiterführenden Schulen könnte geprüft werden.“

Was schon sehr vorsichtig klingt. Also hat auch noch niemand einen Prüfauftrag ausgelöst. Die rechtlichen Rahmenbedingungen fehlen noch. Und die notwendigen Lehrer. Auch die Integration der Asylsuchenden hat man in Dresden nicht wirklich ernst genommen und so auch hier zwei Jahre vertan, um etwas Notwendiges für gelingende Integration zu tun.

Die neue LZ Nr. 48 ist da: Zwischen Weiterso, Mut zum Wolf und der Frage nach der Zukunft der Demokratie

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Im Frühjahr 2015 habe ich mit einem Kollegen (wir betrieben damals eine kleine Schule) mit einer Vertreterin des BAMF gesprochen. Thema: Migranten ohne Schulabschluss. War nicht förderfähig, gab keine Rechtsgrundlage, nichts zu machen. Ergo: mal wieder ein Thema verpennt. Politikversagen, Staatsversagen. Prognose: das Thema wird nicht angegegangen, die Betroffenen werden nicht unterstützt sondern in ein paar Jahren als dumm, faul und gefrässig beschimpft!

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