Amtsinhaberin Beate Schücking möchte Rektorin bleiben; Jan Palmowski von der Universität im englischen Warwick macht ihr den Posten streitig: Am Dienstagnachmittag muss sich der Erweiterte Senat der Uni Leipzig zwischen Kontinuität und Wandel entscheiden. Nach fast zwei Jahren Laufzeit und einem im Januar 2016 abgebrochenen Erstversuch steht das Rektorverfahren damit vor dem Abschluss.
Wenn am Dienstagnachmittag der Erweiterte Senat der Universität Leipzig einen neuen Rektor gewählt oder die Amtsinhaberin bestätigt hat, dürfte die Erleichterung spürbar sein – unabhängig vom Ausgang. Denn vor einem Jahr stand die Hochschule vor einem Scherbenhaufen, als das Verfahren wegen interner Streitigkeiten und des Rückzugs sämtlicher Kandidaten im ersten Versuch gescheitert war. Nun sieht es nach einem Happy End aus: Abgesehen von einem weiteren Rückzug ging der zweite Anlauf geräuschlos über die Bühne.
Die 82 Mitglieder des Erweiterten Senats müssen sich zwischen Amtsinhaberin Beate Schücking und Herausforderer Jan Palmowski entscheiden.
Der 48-jährige Historiker ist zugleich Vizepräsident der Universität Warwick in England. Im Interview mit der Hochschulzeitung „student!“ nennt Palmowski Erfolge in der Exzellenzinitiative und beim Einwerben von Drittmitteln als Prioritäten. Zudem seien ihm „Fortschritte in der Internationalisierung“ und die „Vermittlung von Praktika“ wichtig. Als ehemaliges Mitglied der Kommission für die Exzellenzinitiative und durch seine Tätigkeit im Wissenschaftsrat verfügt er über einschlägige Erfahrungen.
Beate Schücking, seit 2011 Rektorin der Uni Leipzig und damit die erste Frau in diesem Amt, setzt ebenfalls auf die Exzellenzinitiative und will deshalb die Profilbildung an der Hochschule weiter vorantreiben. Im „student!“-Interview gibt sie Nachwuchsförderung und verstärkte Kooperation mit Nachbaruniversitäten als weitere Ziele einer zweiten Amtszeit an. Am Samstag stellte die 61-jährige Medizinerin im Rahmen einer Kandidatenvorstellung im Audimax zudem ein 4-Punkte-Programm vor. Dieses besteht aus Forschungsförderung, Lehrinnovation, Transferausbau sowie Struktur- und Prozessoptimierung. Das Biodiversitätszentrum, den Stopp des Stellenabbaus und die ausgehandelte Zuschussvereinbarung mit dem sächsischen Wissenschaftsministerium verbucht Schücking als Erfolge für sich.
Im Sommer 2015 hatte es den Anschein, als dürfte Schücking nicht noch einmal für den Rektorposten kandidieren. Der Hochschulrat hatte sie nicht auf den Wahlvorschlag für den Erweiterten Senat gesetzt und stattdessen zwei externen Historikern den Vorzug gegeben.
Es entbrannte eine heftige Auseinandersetzung zwischen Hochschulrat auf der einen sowie dem Akademischen und Erweiterten Senat auf der anderen Seite. Der Uni-Stura forderte mehrmals Rücktritt und Abschaffung des Hochschulrats. Aus mehreren Parteien kamen Aufrufe, das Gremium zu reformieren. Als der Erweiterte Senat mit einer Klage drohte, zogen die beiden verbliebenen Kandidaten ihre Bewerbung zurück. Das Verfahren wurde daraufhin neu gestartet.
Im zweiten Anlauf landete Schücking schließlich doch auf dem Wahlvorschlag des Hochschulrates, gemeinsam mit Palmowski und Enrico Schleiff von der Universität in Frankfurt/Main. Letzterer zog seine Bewerbung jedoch kurzfristig zurück.
Der Erweiterte Senat tagt morgen ab 14 Uhr in Hörsaal 9 auf dem Campus am Augustusplatz. Die Sitzung ist für alle Mitglieder der Hochschule offen.
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