Heftige Kritik gab es am Montag, 19. Dezember, von Grünen und Linken nicht nur für die Finanzierungsgrößen in der Hochschul-Zuschussvereinbarung, die an diesem Tag unterschrieben wurde. Auch das Ziel, die Studierendenzahl an sächsischen Hochschulen von 105.000 auf 95.000 zu reduzieren, wurde kritisiert. Dabei sinken die Zahlen doch schon, wirft Holger Mann, Sprecher für Hochschule und Wissenschaft der SPD-Fraktion, in die Debatte.
Zum Wintersemester 2016/17 schrieben sich nach dem vorläufigen Ergebnis der Bundesstatistik 19.598 Studierende im 1. Hochschulsemester in Sachsen ein. Im Vergleich zum Wintersemester 2015/16 mit 21.104 Studierenden sank die Zahl demnach um 1.506. Diese Zahlen hat Anfang November auch schon Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) geliefert.
Aber das Ministerium ergänzte noch den wichtigen Fakt: „Da es auch in den letzten Jahren eine Differenz zwischen Schnell- und Endmeldung von einigen hundert Studienanfängern gegeben hat, ist zu erwarten, dass die endgültige Statistik für die Hochschulen insgesamt wieder über 20.000 Studienanfänger ergeben wird. Die endgültigen Zahlen liegen erst in einigen Wochen vor, wenn die Nachrücker mit eingerechnet sind.“
Denn der Ansturm auf sächsische Hochschulen ist ungebrochen. Die Uni Leipzig meldete sogar einen Bewerberrekord. Eingeschrieben hatten sich im November schon 20.535 Studierende. Seit dem Jahr 2007 schwanken die Studienanfängerzahlen in Sachsen zwischen 20.000 und 21.000. Meist ist es die begrenzte Aufnahmekapazität der Hochschule, die mehr Erstsemesteraufnahmen begrenzt.
Dass die Sache für Sachsen relativ unberechenbar ist, hat damit zu tun, dass der Freistaat seit Jahren auch Hochschulkapazitäten für andere Bundesländer bereitstellt. Was wieder dem Freistaat zugute kommt.
„Sachsen bleibt damit Studierendenimportland, denn es starten deutlich mehr junge Menschen ihr Studium bei uns, als Sachsen an eigenen Abiturienten und Fachhochschulabsolventen 2015/16 ausgebildet hat (2015/16 haben 11.496 die Allgemeine Hochschulreife und 1.891 die Fachhochschulreife nach Medieninformation des SMK erlangt). Mit ihrem hohen Zuspruch an jungen Leuten wirken die Hochschulen auch dem Bevölkerungsrückgang bei gleichzeitig erhöhtem Bedarf an akademischen Fachkräften entgegen. Sie sind wichtig für die Verjüngung Sachsens“, erklärte Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange im November.
Aber in die Zukunft schauen kann sie im Grunde nur bei den Schulabsolventen im eigenen Land.
Deswegen sei das, was nun in der Zuschussvereinbarung festgeschrieben sei, auch eher eine Art Flexibilität, erklärt Holger Mann.
„Heute endet ein langer Verhandlungsprozess in der sächsischen Hochschulpolitik, der mit den Koalitionsverhandlungen im November 2014 begann. Nunmehr steht fest, dass es bis zum Jahr 2024 keine Stellenstreichungen gibt und 754 Stellen, die ursprünglich wegfallen sollten, an den sächsischen Hochschulen erhalten bleiben. Wir läuten nach 22 Jahren Stellenabbau damit eine Zeitenwende ein: Stellenkonstanz und ein besseres Betreuungsverhältnis werden ein Impuls für gute Lehre sein. Aber auch gute Arbeit an Hochschulen, Gleichstellung und Inklusion gewinnen mit der neuen Hochschulentwicklungsplanung an Bedeutung. Insgesamt wird ein Paket geschnürt, das die Grundfinanzierung der Hochschulen langfristig stabilisiert und für Veränderungen bei den Bund-Länder-Pakten ab 2020 Vorsorge trifft.“
Denn das Auslaufen des Bund-Länder-Paktes ist das große Fragezeichen: Wird Sachsen auch nach 2020 die nötige finanzielle Unterstützung bekommen, um auch für andere Bundesländer Studienplatzkapazitäten vorzuhalten? Oder bricht das Programm dann einfach ab? Geklärt ist noch nichts, auch wenn die Kultusministerkonferenz bis 2025 von relativ stabilen Studierendenzahlen in der ganzen Bundesrepublik ausgeht.
„Hochschulen und auch die sächsische Hochschulpolitik sind nicht statisch: Wir gießen jetzt ein festes Fundament und haben mit den getroffenen Vereinbarungen genug Flexibilität, um auf Veränderungen ab 2020 zu reagieren“, meint Holger Mann. „Angesichts bereits jetzt sinkender Studierendenzahlen in Sachsen wird mit der heutigen Unterzeichnung eine verlässliche und gute finanzielle Basis für Forschung und Lehre gelegt.“
Und bei den verfügbaren Mitteln habe sich Sachsen auch verbessert, so Mann. Bei den laufenden Grundmitteln je Studierenden gab Sachsen in 2014 7.360 Euro aus; 2013 waren es noch 6.690 Euro. Damit liegt Sachsen über dem Bundesdurchschnitt von 7.030 Euro je Studierenden in 2014 (2013: 6.850 Euro) und holt bei der Grundfinanzierung auf.
Meldung des Wissenschaftsministeriums zu den Erstsemesteranmeldungen im November.
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