Eigentlich soll Leipzigs Universität ihre Klassische Archäologie nicht verlieren. Diese ist zwar von den 2011 verordneten Stellenkürzungen an sächsischen Hochschulen betroffen, aber jetzt darf sie wieder immatrikulieren, lässt der Fachschaftsrat Archäologie verlautbaren. Nur wie die Lehre künftig gesichert werden soll, das scheint noch immer nicht klar zu sein.

Im kommenden Wintersemester sollen wieder neue Studierende im Studiengang Archäologie der Alten Welt immatrikuliert werden können. Obwohl das Rektorat der Universität vor zwei Jahren den Wegfall der Professur für Klassische Archäologie für September 2017 angekündigt hatte, wird der Studiengang erst einmal wie gehabt fortgeführt, freut sich der Fachschaftsrat. Studienanfänger werden die Gelegenheit erhalten, ihr Studium ordnungsgemäß in Leipzig zu absolvieren.

Aber ist der einzige Studiengang für Archäologie in Sachsen damit gerettet? Fragt Marco Blechschmidt, Pressesprecher Fachschaftsrat Archäologie. Antwort: Mitnichten!

„Es scheint sich immer weiter herauszukristallisieren, dass das Rektorat der Universität offenbar nur auf Zeit gespielt hat und versucht – ähnlich wie im Falle der Pharmazie – die Lage auszusitzen“, sagt er.

Gerackert, um die beliebte Ausbildung an der Uni Leipzig zu erhalten, hat man ja seit über einem Jahr.

Als Reaktion auf den am 1. Dezember 2015 vom Fachschaftsrat des Studienfaches Archäologie der Alten Welt und Mitarbeitern der Klassischen Archäologie sowie Ur- und Frühgeschichte  publizierten Offenen Brief kam es auch zu einem konstruktiven Gespräch mit dem Prorektor für Bildung und Internationales der Uni Leipzig, Thomas Hofsäss. Bei dem äußerte dieser nach Auskunft von Blechschmidt, dass es „auch nach 2020 eine Klassische Archäologie in Leipzig geben wird“ und dass „niemand hängen gelassen wird“.

Doch nun scheine es so, als wolle man die Altertumswissenschaften dennoch zu einem Auslaufmodell erklären. Bei einem Gespräch mit Vertretern der Studienkommission zum neuen Studiengang „Archäologie, Sprachen und Geschichte alter Kulturen“, der in Kombination mit der Alten Geschichte, Ägyptologie, Altorientalistik, Klassischen Philologie, Byzantinischen und Neugriechischen Philologie sowie Alttestamentlicher Wissenschaft entstehen soll, habe Hofsäss nun geäußert, dass die Klassische Archäologie maximal eine Juniorprofessur für sechs Jahre erhalten wird.

In diesem Fall müsste die Ur- und Frühgeschichte dies auffangen, obwohl sie schon jetzt finanziell und personell an der Grenze des Machbaren operiert, schätzt Blechschmidt ein. An eine qualitativ konkurrenzfähige, archäologische Lehre wäre in diesem Fall nicht im Entferntesten zu denken. Die Rektorin möchte zwar junge Wissenschaftler durch Juniorprofessuren unterstützen, aber das hilft in diesem Fall nicht weiter.

„Lobenswert, aber die gewünschte Profilbildung der Fächer ist mit Juniorprofessuren, ohne Aussicht auf Anhebung in eine reguläre Professur (sogenannte ‚tenure track‘), bei weitem nicht zu bewerkstelligen“, äußert sich Blechschmidt.

Trotz der angekündigten Kommunikationsbereitschaft durch Vertreter des Rektorates scheint sich die aktuelle Lage für die Archäologie und weiterer Altertumswissenschaften eher zu verschärfen als zu entspannen. Gleichzeitig vermisst der Fachschaftsrat eine stringente und transparente Linie der Universitätsleitung in Bezug auf die Zukunft der sogenannten „Kleinen Fächer“.

„Man kann nicht A sagen und B meinen, wenn da nicht schnell eine Lösung gefunden wird, dann ist ein zweijähriger Prozess, der vielversprechend begonnen hatte und für den ein enormer zeitlicher Aufwand geflossen ist, offenbar für die Katz gewesen“, zieht Marco Blechschmidt sein Resümee.

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