Es wird eng in Leipzigs Schulen. Und es kommt immer mehr Druck auf die Kombüse, was den Neubau oder die Instandsetzung von Gebäuden betrifft. Den Glauben, dass das Land Sachsen in kurzer Frist genügend Geld für die notwendigen Investitionsprogramme in Leipzig zur Verfügung stellen wird, hat Leipzigs Stadtverwaltung wohl nicht mehr so ganz. Die ehemalige Neruda-Schule soll komplett mit Eigenmitteln saniert werden.
Das Projekt kommt also auf die von der Verwaltung vorgelegte “Mittelfristige Finanzplanung” für Schulen noch obendrauf. Und es wird nicht das letzte bleiben. Im Investitionsplan ist es zwar verzeichnet mit einem Kostenansatz von 5,4 Millionen Euro, aber in den entscheidenden Jahren 2017 und 2018 ist es noch nicht mit einem Kostenansatz unterlegt. In dem jetzt vom Sozialdezernat vorgelegten Planungsbeschluss “Reaktivierung Grundschulstandort, Straße des 18. Oktober 8b, 04103 Leipzig (ehemalige Pablo-Neruda-Schule)” heißt es dazu: “Die Mittel für die Jahresscheiben 2017 und 2018 sind nicht in der mittelfristigen Investitionsplanung eingeordnet und werden daher im Rahmen der Haushaltsplanung 2017/2018 angemeldet.”
Das Gebäude wird dringend gebraucht. Eigentlich jetzt schon: Als Ausweichstandort für fehlende Grundschulkapazitäten im Bereich Leipzig-Süd. Eigentlich könnte man gleich zwei zusätzliche Schulen an der Stelle gebrauchen. Aber noch ist man bei möglichen Planungen im Umfeld des Bayrischen Bahnhofs nicht weiter gekommen.
Also soll jetzt die alte Plattenschule möglichst schnell wenigstens wieder voll funktionsfähig werden. Vorerst als Ausweichquartier für die Grundschule, später als Oberschule. “Durch die Dringlichkeit der Bereitstellung von Grundschulkapazitäten soll die Maßnahme aus Eigenmitteln realisiert werden”, betont das Sozialdezernat. “Der Baubeschluss wird regulär erarbeitet. Die Akquirierung von Fördermitteln unter der Voraussetzung der Feststellung eines fördermittelunschädlichen Maßnahmebeginns wird geprüft.”
Man versucht also zumindest, in Dresden noch zusätzliche Mittel zu bekommen. Ausgang offen. Die derzeit vom Land geplanten 40 Millionen Euro jedes Jahr für Schulbauförderung in ganz Sachsen sind schlicht zu wenig – gerade wenn eine Stadt wie Leipzig auf einem gewachsenen Investitionsstau allein bei neuen Schulgebäuden von mindestens 150 Millionen Euro hockt. Wahrscheinlich sind es viel mehr.
“Es ist im Planungsprozess zu prüfen, ob auf der bestehenden Freianlage eine 2-Feld-Sporthalle eingeordnet werden könnte. Der Neubau einer Sporthalle ist aber nicht Bestandteil dieser Vorlage”, betont das Dezernat. Die 5,4 Millionen Euro werden reineweg dafür benötigt, den über 40 Jahre alten Plattenbau wieder als funktionsfähigen Schulbau zu ertüchtigen. “Die Sporthalle wird mit dem Umzug der Oberschule zum Standort benötigt. Hierfür wird es eine gesonderte Beschlussfassung geben. Bei Inbetriebnahme durch die Grundschule wird die Absicherung des Schulsports in den benachbarten Sporthallen organisiert.”
Zumindest vorübergehend will man das Haus als Grundschule nutzen, bevor dann die Georg-Schumann-Schule einziehen kann. “Der dauerhaften Nutzung des Gebäudes als Grundschulstandort steht das Entwicklungskonzept zum Deutsch-Französischen-Bildungszentrum entgegen. Somit wird das Gebäude interimsweise als Grundschule genutzt. Langfristig soll das Gebäude die Georg-Schumann-Schule (Oberschule) aus der Glockenstraße aufnehmen. Erst mit diesem Umzug kann das Konzept des FRANZ sinnfällig abgeschlossen werden, da die zweizügige Oberschule mit Sonderprojekt Produktives Lernen wichtiger Bestandteil der Campus-Idee ist.”
FRANZ – das ist der französische Bildungscampus mit dem Reclam-Gymnasium, der Neruda-Grundschule und künftig der Georg-Schumann-Oberschule.
Das alte Schulgebäude an der Glockenstraße / Nürnberger Straße soll erhalten werden. Es wird wahrscheinlich als weitere Oberschule benötigt.
Doch gleich nebenan in der neuen Pablo-Neruda-Schule wächst ja das nächste Problem heran: “Da die benötigte Kapazität an Grundschulplätzen bereits ab dem Schuljahr 2016/2017 nicht mehr im Neubau der Pablo-Neruda-Schule aufgefangen werden kann, muss eine alternative Lösung gefunden werden.”
Womit das Leipziger Sozialdezernat jetzt bestätigt, was der Sächsische Rechnungshof 2014 kritisiert hat: Die neue Neruda-Schule ist zu klein konzipiert worden, sie hätte statt drei Zügen vier Züge haben müssen.
Aber wohin sollen dann jetzt die ABC-Schützen, die künftig in der schönen neuen Schule keinen Platz mehr finden? Es wird ein Interim geben am selben Standort, heißt es in der Vorlage.
“Diese wird die Errichtung eines Interims am Standort Straße des 18. Oktober 8b sein. Hierfür wird eine gesonderte Beschlussfassung inkl. Finanzierung erarbeitet.”
Straße des 18. Oktober 8b ist der Standort der alten Neruda-Schule. Das Wort “Systembauweise” steht auch in der Vorlage. Ein Provisorium also, bis auch für eine weitere Grundschule im Plangebiet eine Lösung gefunden wird.
Die Revitalisierung des alten Plattenbaus der Neruda-Schule soll 2017 mit 3,1 Millionen Euro fnanziert werden, 2018 mit 1,2 Millionen. Die Vorplanungen sollen 2015/2016 passieren. Da sollen schon einmal 1,1 Millionen Euro zur Verfügung stehen.
“Eine Fertigstellung zum Schuljahresbeginn 2018/2019 soll zwingend angestrebt werden”, stellt das Sozialdezernat fest. Die Sache ist dringlich. Jetzt braucht’s die schnelle Zustimmung des Stadtrates zur “Reaktivierung des Grundschulstandortes”.
Die Vorlage zur Revitalisierung der alten Neruda-Schule.
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