Am Dienstag, 26. Mai, veröffentlichte das Sächsische Landesamt für Statistik mal wieder eine jener Meldungen, die ohne Vorgeschichte eigentlich nicht zu verstehen ist. Und die auch gleichsam nebenbei den bunten Traum, man könne in Sachsen problemlos das Studium in der Regelstudienzeit absolvieren, in den Müll befördert.
Insgesamt 22.602 bestandene Abschlussprüfungen konnten die sächsischen Hochschulen 2014 melden, teilt nun das Statistische Landesamt mit. Das waren fast genauso viel wie ein Jahr zuvor (+0,2 Prozent). 22.568 standen für 2013 in der Statistik.
Zu den 12.093 universitären Abschlüssen, 6.970 Fachhochschul- bzw. Verwaltungsfachhochschulabschlüssen, 1.517 Lehramtsprüfungen und 532 künstlerischen Abschlüssen zählten darunter auch die 15.122 Bologna-Abschlüsse Bachelor (9.349) und Master (5.773). Somit waren 2014 über zwei Drittel der erfolgreichen Abschlussprüfungen insgesamt internationale Abschlüsse (2013: 60 Prozent). Wobei das mit dem “international” ja bekanntlich eher eine Illusion ist. Die Einführung der Bologna-Studiengänge hat die Bereitschaft deutscher Hochschulabsolventen, ins Ausland zu wechseln, nicht erhöht. Die Chancen auch nicht.
Jeder fünfte Absolvent (4.631) schloss sein Studium mit dem „Bachelor an Universitäten“ ab, so die Landesstatistiker weiter. Weiterhin gab es 1.456 erfolgreiche Promotionen. Fast die Hälfte (11.133 bzw. 49,3 Prozent) aller Abschlussprüfungen wurden von Studentinnen bestanden. Vor allem bei den Lehramtsabschlüssen waren die Frauen in der Mehrzahl, 1.093 bzw. 72,1 Prozent der Lehramtsabsolventen waren weiblich.
Über die Hälfte der Prüfungen insgesamt wurde in den Fächergruppen „Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften“ (6.077) und „Ingenieurwissenschaften (5.892) mit Erfolg abgelegt.
Und dann kam in der Meldung das eigentlich Wichtige, das auch ein bisschen was über die Studienbedingungen in Sachsen erzählt: Nur reichlich ein Drittel der Absolventen (34,6 Prozent) beendete das Studium innerhalb der Regelstudienzeit. Über die Hälfte der bestandenen Abschlussprüfungen (53,1 Prozent) erfolgte bis zu vier Fachsemester später als vorgeschrieben. Der Rest noch später.
Wobei das Wort “vorgeschrieben” die Krux der Verwalter beschreibt: Sie möchten die Studierenden gern zwingen, die verschulten Studiengänge flott nach Zeitplan zu durchlaufen – aber sie haben die Rahmenbedingungen dafür, dass es mehr Studierende auch schaffen, nicht aufgebaut.
Nur 7.287 Studierende schafften 2014 ihren Abschluss in der Regelstudienzeit, 34,6 Prozent aller, die ihren Abschluss geschafft haben. Im Vorjahr waren es noch 7.377 Studierende (35,3 Prozent). Der Wert verschlechtert sich also wieder, statt sich zu verbessern. Und das liegt auch an der Betreuung der Studierenden, die unter dem seit Jahren anhaltenden Kürzungszwang natürlich nicht besser wird. Das schlägt nicht nur auf die Studienleistungen durch, sondern auch auf die Belastung der Dozenten mit Prüfungen und Abschlussarbeiten.
Und besonders heftig erfahren das jetzt auch jene Studierenden, die an Sachsens Hochschulen einen Bachelor oder Master machen wollen. Die Verschulung des Studienprogramms hat zu einer deutlichen Vermehrung von Prüfungen und schriftlichen Tests geführt. Das bedeutet mehr Prüfungsaufwand für die Betreuer, das bedeutet aber auch häufiger, dass Studierende am Ende des Semesters nicht die nötigen Leistungspunkte beisammen haben und damit die entsprechenden Stockungen im Studium erleben. Der Bologna-Zug ist ins Stocken geraten. Ihn gar noch mit einer Personalkürzung zu verbinden, war eine ganz dumme Idee.
Besonders heftig betroffen sind die Ingenieurwissenschaften, wo nur 20,9 Prozent der Absolventen das Studium in der Regelstudienzeit geschafft haben. Die Sprach- und Kulturwissenschaften (die an der Uni Leipzig besonders stark vertreten sind) kommen auf einen doppelt so hohen Wert. In den vergangenen Jahren war es so, dass ein Viertel der Studierenden noch ein bis zwei Semester dranhängen musste, um den Abschluss zu bekommen, ein weiteres Viertel musste noch 3 bis 4 Semester dazurechnen.
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