Wie weiter mit der Umweltbibliothek des Ökolöwen? Für den Doppelhaushalt 2015/2016 hat die Grünen-Fraktion deutlich mehr Geld beantragt. Mit den aktuell knapp 20.000 Euro lässt sich keine professionelle Betreuung organisieren. Werbung machen für das einmalige Angebot eigentlich auch nicht. Warum dann nicht gleich ins Umweltinformationszentrum (UIZ) integrieren, fragt sich die CDU-Fraktion.

Die CDU-Fraktion hat jetzt einen Änderungsantrag vorgelegt. Sie will die Spezialbibliothek mit ihrem Bestand von über 18.000 Bänden ins Umweltinformationszentrum der Stadt Leipzig integrieren. Das ist eine Einrichtung der Stadt und zwar eine Informationseinrichtung des Amtes für Umweltschutz. Ein ganz delikates Angebot, denn der Ökolöwe, der die Umweltbibliothek bislang in seiner Trägerschaft hat, liegt bei zahlreichen Themen der Leipziger Umweltpolitik just mit dem Amt für Umweltschutz im Clinch.

Aber die CDU-Fraktion findet eine Förderung von 75.000 Euro im Jahr für die Umweltbibliothek “weder sachgerecht noch wirtschaftlich”. Und sie möchte den Grünen-Antrag deshalb gern  geändert haben: “Die Stadtverwaltung verhandelt mit dem Trägerverein ‘Ökolöwe- Umweltbund Leipzig e.V.’ über eine Eingliederung der Umweltbibliothek als Umweltbildungseinrichtung in das Umweltinformationszentrum der Stadt Leipzig. Das entsprechende Verhandlungsergebnis ist, da es sich um eine Ausweitung der freiwilligen Aufgabe Umweltbildung handelt, dem Stadtrat zur Beschlussfassung vorzulegen.”

Als Hauptgrund für diese städtische Übernahme nennt die Fraktion die geringe Frequenz der Spezialbibliothek: “Der Verwaltungsstandpunkt zeigt überzeugend, dass eine Aufnahme der Umweltbibliothek in die institutionelle Förderung, zudem mit einem Betrag von 75.000 Euro p.a., weder sachgerecht noch wirtschaftlich ist. Dies vor allem auch vor dem Hintergrund der doch recht spärlichen Nutzerzahlen: ca. 300 Nutzer jährlich bei durchschnittlich 8 Nutzungsfällen täglich.”

Und dann kommt eine durchaus interessante Überlegung: “Die Umweltbibliothek in ihrer gegenwärtigen Struktur schöpft ganz offensichtlich ihre aus der Geschichte und den Buchbeständen resultierenden Potenziale ungenügend aus und hat eine zu geringe Reichweite in die Stadtgesellschaft hinein. Die Bündelung von Umweltbildungseinrichtungen kann dieser Situation abhelfen, indem so Synergien erschlossen werden und die Reichweite auch der Umweltbibliothek erhöht wird.”

Das Argument mit der Unwirtschaftlichkeit hat die CDU-Fraktion aus der Stellungnahme der Stadtverwaltung, die durchaus voller Tücken ist. So heißt es darin: “Den Erhalt der Bibliothek in Anbetracht dieser Nutzungszahlen in der geforderten Höhe zu subventionieren, widerspricht jeglicher Wirtschaftlichkeitsbetrachtung. Um den Fortbestand der Bibliothek zu sichern, sollten auch andere kostentragende Modelle geprüft werden (bspw. Senkung von Personalkosten, Erhöhung der Erträge durch Einführen von Nutzungsgebühren). Denn unbestritten handelt es sich bei der Umweltbibliothek um eine zentrale und renommierte Informationsstelle für alle Umweltfragen und sollte als solche möglichst erhalten bleiben.”

Dass hier überhaupt der Passus “Senkung der Personalkosten” auftaucht, zeigt schon von der mehr als gespaltenen Haltung der Leipziger Verwaltung zu den Kosten eines Arbeitsplatzes. In der Verwaltung ist ein solcher Arbeitsplatz nicht unter 50.000 Euro im Jahr zu haben. In der Umweltbibliothek aber sind schon mehrere Kürzungsrunden gelaufen, die genau zu dem geführt haben, was die Verwaltung jetzt fordert: eine nochmalige Senkung der Personalkosten.

Aktuell wird die Bibliothek noch mit Bundesfreiwilligen am Leben erhalten. Und dabei hat die Umweltbibliothek sogar länger geöffnet als das UIZ. Das ist tatsächlich nur dienstags und donnerstags  von 10 – 12 Uhr und 14 – 17 Uhr geöffnet. Zeiten, zu denen sich wahrscheinlich gar kein Nutzer in die Prager Straße 118 – 136 verirrt, wo das UIZ untergebracht ist. Also müsste die Betreuung im UIZ personell aufgestockt werden. Genau das, was die Grünen ja eigentlich für die Umweltbibliothek beantragt haben. Es sei denn, man will die Bibliothek, die vor allem von Studierenden, Dozenten und Umweltinteressierten genutzt wird, endgültig aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit verdrängen.

Für die CDU aber belegt der Verwaltungsstandpunkt, dass die Bibliothek einfach zu teuer ist: “Ihr Fortbestehen kann aber nicht einzig von der Erhöhung der Finanzhilfen der Stadt Leipzig abhängig gemacht werden. Der geeignetste Partner für eine solche Bündelung ist das Umweltinformationszentrum. Diese Einrichtung der Stadt Leipzig leistet anerkannt gute und zuverlässige Arbeit und ist gleichzeitig über ihren Förderverein breit in der Stadtgesellschaft verankert und vernetzt.”

Dass sich der Förderverein des UIZ 2001 tatsächlich erst gegründet hat, damit das 1993 gegründete UIZ überhaupt ein gescheites Vortrags- und Informationsangebot für die Stadtgesellschaft entwickeln kann, sei nur am Rande erwähnt. Ebenso, dass die Umweltbibliothek eigene Bildungsveranstaltungen – auch für Kinder und Jugendliche – anbietet.

Der Antrag der CDU-Fraktion als pdf zum Download.

Der Verwaltungsstandpunkt aus dem Januar als pdf zum Download.

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