Es waren die ersten, die mit Trillerpfeifen und Transparenten protestierten gegen die beabsichtigte Schließung ihres Studienganges: die Leipziger Pharmazie-Studierenden. Sie blieben nicht die letzten. Bis zur Landtagswahl wurde der Stellenabbau an Sachsens Hochschulen munter weiter forciert. Doch mit dem Koalitionsvertrag zwischen CDU und SPD ist erst einmal die Bremse drin. Und am Montag, 19. Januar, konnte die Universität Leipzig erst mal verkünden: Es werden weiter Pharmazie-Studierende immatrikuliert.

Die Universität Leipzig wird auch zum kommenden Wintersemester in den bundesweit zulassungsbeschränkten Studiengang Pharmazie immatrikulieren. Das teilten am Montag, 19. Januar, nach einem Gespräch Sachsens Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange und Uni-Rektorin Beate Schücking mit. Wie im Vorjahr sollen erneut 36 Studierende neu aufgenommen werden.

Ministerin Stange erklärt zu der Einigung: „Ich freue mich, dass wir den Fortbestand der Pharmazie-Ausbildung in Leipzig für ein weiteres Jahr gewährleisten können. Der Freistaat will dem Bedarf an Apotheker-Nachwuchs Rechnung tragen und die Ausbildung sichern – dazu haben sich SPD und CDU im Koalitionsvertrag bekannt. Im Rahmen der Hochschulentwicklungsplanung 2025 werden wir gemeinsam mit der Hochschule eine dauerhafte Lösung suchen.“

Bislang gab es nur so eine Art Patt-Situation. Während Stanges Vorgängerin im Amt, Sabine von Schorlemer, stur auf der Umsetzung ihrer Streichungen von 1.000 Dozentenstellen an Sachsens Hochschulen bestand und auch die Schließung des Studiengangs Pharmazie an der Uni Leipzig befürwortete, hatte die zuständige Sozialministerin, Christine Clauß, ihr Veto eingelegt, wohl wissend, dass der Freistaat sich seinen Pharmazeutennachwuchs selbst sichern muss und sich nicht darauf verlassen kann, dass das vielleicht die Nachbarländer übernehmen, die derzeit ebenfalls in Kürzungsprogrammen für ihre Hochschulen stecken.

Die Universitätsleitung hatte 2011 vor dem Hintergrund des vom Land geforderten Stellenabbaus entschieden, das Institut für Pharmazie perspektivisch zu schließen. Leipzig ist der einzige Standort für diesen Studiengang in Sachsen. Überlegungen, für die Pharmazieausbildung eine länderübergreifende Lösung mit der Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg zu finden, liegen derzeit auf Eis. Die Gespräche dazu sollen wieder aufgenommen werden, teilt nun das sächsische Wissenschaftsministerium mit.

Nun stellt der Freistaat Sachsen für die Absicherung der Ausbildung um ein weiteres Jahr zusätzliche Mittel zur Verfügung, um die immatrikulierten Studierenden erfolgreich zum Abschluss zu bringen. Die Universität kann mit dem Geld Lehrkräfte über befristete Beschäftigungsverhältnisse für die Pharmazie-Ausbildung binden.

Das Thema ist also noch nicht ganz geklärt. Auch nicht im Sinne des Koalitionsvertrages, wie der Leipziger Landtagsabgeordneter Holger Mann feststellt: “Ich begrüße die Übereinkunft von Universität Leipzig und Wissenschaftsministerium, die Ausbildung des Apothekernachwuchses weiterhin im Freistaat Sachsen aufrecht zu erhalten und erneut zum Wintersemester 2015/16 eine Immatrikulation auf bisherigem Niveau fortzusetzen. Damit ist eine Ausbildung für diese Studierende vor Ort bis mindestens 2019 gesichert.”

Dies sei aber eben nur ein erster Schritt zur Umsetzung des Koalitionsvertrages, in dem es heißt: “Wir wollen dem Bedarf an Apotheker-Nachwuchs Rechnung tragen und die Ausbildung sichern.”

“Natürlich liegt es in der Entscheidung der Universität Leipzig, neue Schwerpunkte zu definieren und somit auch Studienangebote aufzugeben”, kommentiert Holger Mann. “Allerdings standen diese Entscheidungen im letzten Jahr noch unter anderen Vorzeichen: Die schwarz-rote Koalition bietet über eine neue Hochschulvereinbarung neue Perspektiven sowie Planungssicherheit für die sächsischen Hochschulen, da 754 Haushaltsstellen ab 2017 erhalten bleiben. Zudem sollen mit der aufzulegenden Hochschulentwicklungsplanung 2025 gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedarfe berücksichtigt werden. Das Thema Apotheker-Nachwuchs wird hierbei weiter zu diskutieren sein, um sowohl Studierenden wie auch dem wissenschaftlichen Personal eine verlässliche Perspektive in Lehre und Forschung zu geben.“

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