Einen wahren Bewerberansturm hat die Universität Leipzig in den vergangenen Wochen erlebt: 48.553 Bewerbungen gingen ein, 17 Prozent mehr als im Vorjahr - ein neuer Rekordwert, teilt das Rektorat der Universität Leipzig mit. 55 Prozent der Bewerbungen kamen von Studieninteressierten aus den westlichen Bundesländern. Das Immatrikulationsverfahren läuft noch, doch schon jetzt lässt sich sagen: Zum vierten Mal in Folge nehmen mehr als 7.000 junge Menschen ein Studium an der traditionsreichen Universität auf.

Mehr als jeder zehnte von ihnen stammt aus dem Ausland.

“Die Zahlen sind beeindruckend. Ich denke, wir können stolz darauf sein, so viele junge Menschen bei uns begrüßen zu dürfen”, sagte Prof. Dr. Beate Schücking, Rektorin der Universität Leipzig, bei der Jahrespressekonferenz der Hochschule. “Aber bei aller Freude über Rekordwerte: Das Entscheidende ist, dass wir weiterhin eine Ausbildung auf dem gewohnt hohen Niveau anbieten können, in der größtmöglichen Bandbreite an Fächern.” Mit harten Einschnitten, wie sie der vom Land betriebene Stellenabbau nach sich ziehe, sei das kaum zu machen.

Die meisten Bewerbungen verzeichneten erneut das Fach Psychologie und die Lehramtsstudiengänge. Bei den Bewerbern pro Platz folgen auf die Psychologie die Kulturwissenschaften vor der Kommunikations- und Medien- sowie der Politikwissenschaft. An der Spitze der Studienanfänger-Tabelle steht der Studiengang Rechtswissenschaft, gefolgt vom Lehramt an Gymnasien und der Medizin.

Die endgültigen Immatrikulationszahlen werden erst in einigen Wochen feststehen. Wie in den Vorjahren werden noch zahlreiche Nachzügler in die Statistik eingehen, die ihren Studienplatz zwar angenommen, aber noch nicht alle nötigen Unterlagen eingereicht oder ihren Semesterbeitrag noch nicht bezahlt haben. Anhand der aktuellen Zahlen lässt sich bereits sagen, dass von den Neuimmatrikulierten mehr als jeder Dritte aus den westlichen Bundesländern stammt. Und dass der Trend einer steigenden Ausländerquote bei den Erstsemestern anhält.

“Natürlich hat das Lehramtsstudium, für das wir wieder mehr als 1000 neue Studierende immatrikuliert haben, bei uns eine immense Bedeutung, das ist auch politisch so gewollt und vom Freistaat durch eine Sonderfinanzierung unterstützt. Wir wollen aber in allen Bereichen weiter an der Qualität feilen”, sagte Prof. Dr. Thomas Hofsäss, der seit fünf Monaten das Amt des Prorektors für Bildung und Internationales innehat. “Ich denke, wir müssen die Lehre weiterentwickeln zu einer echten Verantwortungspartnerschaft zwischen Lehrenden und Lernenden. Das Studium sollten wir stärker von den Lernenden her denken statt vom Fach aus. Es geht schließlich nicht nur darum, Fachwissen zu generieren, da haben Studierende inzwischen auch eine andere Erwartungshaltung.”Hofsäss benannte mehrere Maßnahmen, die die Universität hierzu bereits ergriffen habe, vom Tag der Lehre mit einem intensiven Austausch über Lehr- und Lernkulturen bis hin zur Neuausrichtung des Career Centers. “Den Studienerfolg unterstützen durch erweiterte Beratungsangebote, das ist uns wichtig, und zwar in jeder Phase des Studiums und auch bei Lebenskrisen der Studierenden. Hier sind wir auf einem guten Weg.”

Beate Schücking hob in ihrer Jahresbilanz unter anderem den Profilierungsprozess in der Forschung hervor. “Wir haben, unterstützt durch externe Expertise, unsere Forschungsstärken in Profilbereichen gebündelt. In ihnen versammelt sich Exzellenz aus der Uni und von außeruniversitären Partnern. Damit sind wir für drittmittelgeförderte und wettbewerbsstarke Verbundforschung besser gerüstet denn je.”

Einen deutlichen Appell richtete die Rektorin an die künftige sächsische Staatsregierung, mit der sie vertrauensvoll zusammenarbeiten wolle. “Ich kann die neue Regierung nur nachdrücklich darum bitten, angesichts der dieser Tage erneut unter Beweis gestellten Attraktivität der Hochschulen den bisherigen hochschulpolitischen Kurs zu ändern”, erklärte Schücking, die auch Vorsitzende der Landesrektorenkonferenz ist. “Natürlich haben ich und meine Amtskollegen dabei auch weiterhin die BAföG-Millionen im Auge. Nach dem positiven Vorbild Hessens und Bremens könnten sie komplett den Hochschulen zugutekommen. Und sie sollten aus unserer Sicht genutzt werden, um den bis 2020 vorgesehenen Stellenabbau zu verhindern, der in letzter Konsequenz einen immensen Verlust an wissenschaftlicher Vielfalt bedeuten wird.”

Beate Schücking verwies in diesem Zusammenhang auch auf aktuelle Analysen, die das Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie für die Konrad-Adenauer-Stiftung durchgeführt hat. Demnach sind die Mittel, die den deutschen Hochschulen für Forschung und Lehre pro Studierendem zur Verfügung stehen, von 2000 bis 2011 durchschnittlich um rund 900 Euro gesunken. “Auch in Sachsen gab es laut der Studie einen Rückgang von 4,5 Prozent. Und ohnehin haben wir im Freistaat bekanntlich pro Student weniger Geld als im Bundesdurchschnitt”, ergänzte Schücking. “Dabei steckt in den Hochschulen ein großer Teil des Zukunftspotenzials Sachsens und ganz Mitteldeutschlands.”

Die Universität Leipzig habe 2014 wieder Millionen eingeworben für zukunftsträchtige Forschungsprojekte und Tausende neue Studierende angezogen. Aber sie habe “ohne Frage schwierige Monate hinter sich”, das Thema Stellenabbau sei allgegenwärtig. “Im Rektorat haben wir schwere Strukturentscheidungen treffen müssen, die verständlicherweise für Unmut in den betroffenen Bereichen gesorgt haben. Die Studierenden sind auf die Straße gegangen, einige haben das Rektorat besetzt, viele haben sehr kreative Formen gefunden, die Spardebatte in eine große Öffentlichkeit zu tragen. Wir haben demokratisch engagierte Studierende und Lehrende, das ist wichtig, das brauchen wir auch in Zukunft. Wir brauchen aber auch eine gute Perspektive, und ich bin verhalten optimistisch, dass wir sie bekommen werden.”

Quelle: Uni Leipzig

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