Am Beispiel der Nachbarschaftsschule trete nun durch den offen ausgebrochenen Protest der Eltern- und SchülerInnenschaft deutlich zu Tage, dass mit dem neuen Schuljahr der Druck auf die Schulen in Leipzig durch die sehr hohen Schülerzahlen immer größer geworden sei, mahnen die Leipziger Grünen in einer Stellungnahme zur Nachbarschaftsschule an.

Besondere Angebote, neue Lehrmethoden und inklusive Schulansätze haben darunter zu leiden. Weil Stadt und Land versäumten, ausreichend Schulen im Stadtgebiet einzurichten, wird die Qualität geopfert.

“Der Protest ist nicht von heute auf morgen entstanden, sondern gärte seit Langem unter den Eltern und ist nun mit Beginn des neuen Schuljahres und den damit verbundenen neuen Entwicklungen offen ausgebrochen”, stellt Katharina Krefft, bildungspolitische Sprecherin und Fraktionsvorsitzende der Grünen, fest. “Die Streichung zahlreicher, die NASCH und ihr pädagogisches Konzept prägender Ansätze und Methoden brachte das Fass zum Überlaufen und zeigt deutlich den Unwillen von Bildungsagentur und Freistaat, die Nachbarschaftsschule als alternative Schulform länger zu akzeptieren.”

Die sächsische Kultusministerin Brunhild Kurth hatte zwar noch kurz vor der Wahl ihr Herz für die freien Schulen in Sachsen bekundet. Aber wenn Lehrer abgezogen werden und Projekte nicht mehr umsetzbar sind, dann unterliegen auch die Freien Schulen dem Spar- und Kürzungsdiktat der Landesregierung, die – statt genügend Lehrer einzustellen – lieber die Klassen auffüllt.

“Wir fordern den Oberbürgermeister daher einmal mehr auf, mit dem Freistaat in Verhandlung zur Übernahme der Nachbarschaftsschule in kommunale Trägerschaft zu treten”, erklärt Krefft. “Als ehemaliger Schulleiter des Evangelischen Schulzentrums sollte ihm der Wert der NASCH, des gemeinsames Lernens und des reformpädagogischen Ansatzes wie auch die erfolgreiche Arbeit der vergangenen 25 Jahre seit der friedlichen Revolution bestens bekannt und bewusst sein. Mit dem von meiner Fraktion, mittels unseres im Verfahren befindlichen Stadtratsantrages, angedachten und für Sachsen neuen Weg verbinden wir die Chance, als Stadt die Personal- und Konzepthoheit zu übernehmen, währenddessen die Finanzierung der Schule, wie bei allen Schulen unabhängig von der Trägerschaft, weiterhin über den Freistaat absichert wäre. Nur so kann die Stadt Leipzig direkten Einfluss auf die Entwicklung der NASCH nehmen und die bedauerlichen Entwicklungen der vergangenen Jahre umkehren.”

Demgegenüber steht das jahrelange Engagement der beiden Oberbürgermeister Tiefensee und Jung für die Sanierung der Schulgebäude in Lindenau. Hat man also doch nur eine simple staatliche Schule saniert und hält von der praktizierten Schulalternative gar nichts?

Wahrscheinlich ist das so, stellt Katharina Krefft fest: “Das Bekenntnis der Bildungsagentur zur NASCH wirkt im Blick des Geschehenen unglaubwürdig. Die Bildungsagentur muss als zuständige Institution alles tun, um das Konzept der Nachbarschaftsschule zu erhalten und zu stärken. Stattdessen wird seit Jahren gegen die Interessen der Elternschaft und des NASCH-Vereins agiert und das Modellprojekt schleichend beerdigt. Dies ist nicht hinnehmbar und erfordert auch durch das Kultusministerium und die Bildungsagentur ein entschlossenes Handeln statt dünner Lippenbekenntnisse!”

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