Wozu fragt eine Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Leipzig Unternehmer, Angestellte und Schüler nach ihrem Bild vom Unternehmer ab, wenn es keinen verborgenen Sinn gibt dabei? Der Sinn ist natürlich augenfällig: Fachkräftemangel heißt natürlich auch Unternehmermangel. Künftig werden auch Tausende junger Leute gebraucht, die das Fachwissen und den Mut haben, ein Unternehmen zu gründen.
In der Umfrage, die die IHK am 7. August vorstellte, wurde durchaus deutlich, dass auch Angestellte und Schüler von Unternehmern geradezu erwarten, dass sie Arbeitsplätze schaffen, Motor der Entwicklung sind, Innovationen vorantreiben und Wohlstand schaffen. Manchmal staunt man schon, was von Gründern und Betriebsinhabern alles erwartet wird. Wohl zu Recht. Denn erst mit dem Wunsch, das alles auch leisten zu wollen, entsteht Wettbewerb, entstehen immer neue Angebote, neue Produkte, neue Dienstleistungen, kommt dieser ganze Kreislauf in Schwung, den platte Wirtschaftsexperten immer nur auf so simple Dinge wie Angebot und Nachfrage reduzieren.
Selbst in der Eigensicht von Unternehmerinnen und Unternehmern, Angestellten und Schülern erwartet man von dieser Spezies augenscheinlich eine Menge mehr. Auch die Politik, die so gern Wirtschaftsförderer spielt, ohne von den Kreisläufen und Zusammenhängen in der Wirtschaft zumeist eine Ahnung zu haben.
Aber wo lernt man das? – In der Schule nicht. So bekam es auch Jörg Hübner, Leiter Kommunikation/Öffentlichkeitsarbeit der IHK zu Leipzig, zu hören, als er das jüngste Projekt der IHK vorbereitete: Mit Beginn des neuen Schuljahres 2014/2015 startet die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Leipzig mit “Unternehmen machen Schule” eine neue Initiative an Oberschulen und Gymnasien der Region. Unternehmerinnen und Unternehmer stellen dabei im Rahmen einer Unterrichtsstunde ihren ganz persönlichen Werdegang, ihr Unternehmen, die Chancen und Risiken des Unternehmertums sowie die wirtschaftlichen Gegebenheiten und beruflichen Möglichkeiten ihrer Branche vor.
Klingt ganz einfach, ist aber wieder einer jener Bausteine, die so sehr fehlen. Denn in Schulfächern wie WTH (Wirtschaft, Technik, Haushalt) oder GRW (Gemeinschaftskunde, Rechtserziehung, Wirtschaft) wird zwar ein gut Teil Theorie über die Wirtschaft erzählt. Aber spätestens in der Berufsberatung wird meistens deutlich, dass die Schüler (sowohl an Oberschulen als auch an Gymnasien) wenig bis gar nichts wissen über die regionale Wirtschaft, über Wirtschaftskreisläufe. Oder gar über die Anforderungen an die Rolle eines Unternehmers.
Letzteres soll jetzt mit Freiwilligen in die Schulen gebracht werden – freiwilligen Unternehmern wie Ute Steglich, Geschäftsführende Gesellschafterin der ASL-Alles Saubere Leistung-GmbH, die in einer Schulstunde davon erzählen, wie sie selbst ein Unternehmen gegründet haben und wie das Ganze funktioniert. Ute Steglich hat dabei so eine richtig untypische Fahrt genommen – war Anfang der 1990er Jahre selbst Lehrerin an einem Berufsgymnasium und ließ sich von ihren Schülern auch mal frotzeln, wo sie doch theoretisch lehre, wie man eine Wirtschaft betreibe, es selbst aber nicht tue. 1994 gründete sie dann ihr Dienstleistungsunternehmen, führte es ein paar Jahre neben dem Unterricht. Heute ist es ein deutschlandweites Franchise-Unternehmen mit 31 Franchise-Nehmern.
Noch sucht die IHK weitere Unternehmer aus der Region, die ebenfalls bereit sind zu erzählen. “Jede Gründung ist anders”, sagt Ute Steglich. Es gibt keine gleichen Regeln für den Erfolg für alle. Manche scheitern dabei, das richtige Produkt für den richtigen Markt zu entwickeln, andere fallen auf die falschen Lehren von “Geiz ist geil” herein und kalkulieren ihre Preise falsch.
Der erste Erfolg ist natürlich: Die IHK hat schon fünf Schulen gewonnen, die sich in einer ersten Pilotphase beteiligen. Das sind die 20. Schule – Oberschule der Stadt Leipzig, die Georg-Schumann-Schule – Oberschule der Stadt Leipzig, die Thomasschule Gymnasium der Stadt Leipzig, die Sophienschule Colditz, Oberschule, und die Katharina-von-Bora-Oberschule, Torgau.
“Neben der Verankerung eines positiven Unternehmerbildes wollen wir mit unserer neuen Initiative grundlegende Aufklärungsarbeit leisten, was es heißt, Unternehmerin oder Unternehmer zu sein. Aber wir wollen auch die Jugendlichen motivieren, selber einmal ihr eigener Chef zu sein, denn die Region braucht Impulse für eine neue Gründerkultur”, sagt Dr. Thomas Hofmann, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Leipzig, zur Zielstellung.
Sowohl engagierte Unternehmerköpfe als auch weitere interessierte Schulen des IHK-Bezirkes Leipzig können sich ab sofort online unter www.leipzig.ihk.de/schule für die Initiative registrieren.
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