Gute Botschaften muss man feiern. Gerade dann, wenn die Kämpfe zäh und langwierig sind - wie bei der Grundschule fürs forum thomanum, seit 2002 auf der Agenda für das ambitionierte Projekt eines eigenen Thomaner-Campus mit Kita, Grundschule, Gymnasium und Alumnat. Aber in dieser Woche gab es wohl die wichtigste gute Nachricht: die Baugenehmigung für die neue Schule. Eine halbe gute Nachricht brachte auch die Kultusministerin mit.
Die forum thomanum Schulen GmbH hatte am Freitag, 29. August, eingeladen zum kleinen Festakt auf der Brachfläche an der Ecke Schreberstraße/Sebastian-Bach-Straße. Da standen bis 2013 die Container, in denen die Thomaner unterschlüpften, so lange ihr Alumnat umgebaut wurde. Eigentlich sollten sich hier längst die Bauarbeiter austoben. Aber so weit ist es noch nicht. Und auch der Traum, dass die zweizügige Grundschule 2015 in Betrieb gehen könnte, wird sich nicht erfüllen. 2017 steht jetzt als ambitioniertes Ziel. Auch wenn mittlerweile Fördermittel für den Umbau des angrenzenden ehemaligen Gemeindehauses der Lutherkirche zum Hort bereit stehen und die Stadt die Baugenehmigung für die Grundschule geschickt hat.
Was auch keine selbstverständliche Nachricht ist, denn das Jahr 2013 war überschattet vom zähen Ringen um den Erbbaupachtvertrag. Den es dann nach mühsamen Gesprächen auch gab. Für Christian Wolff, der sein letztes Jahr als Thomaspfarrer diesen Kämpfen widmete, noch ein hartes Stück Brot. Denn auch den Eltern, die ihre Kinder in die 2009 gegründete Grundschule “forum thomanum” schickten, hatte man eigentlich in Aussicht gestellt, dass die Kinder zumindest die Fertigstellung der neuen Schule noch erleben würden. Bis heute ist die Schule einzügig im Jörgen-Schmidtchen-Weg in Gohlis-Nord untergebracht.
2013 sorgte auch noch ein anderer Schatten dafür, dass die Entscheidungen um die Schule in privater Trägerschaft ganz schwierig wurden: Das komplizierte Verhältnis der sächsischen Staatsregierung zu den Freien Schulen in Sachsen. Zeitweilig begriff man diese Schulen nicht nur als Konkurrenz, sondern sogar Gefährdung für die staatliche Schullandschaft. Denn freie Schulgründungen traten auf einmal überall im Land an die Stelle von eben noch geschlossenen staatlichen Schulen. Betroffen vor allem die ländlichen Räume. Die Schulschließungspolitik der Staatsregierung fand bei vielen betroffenen Eltern überhaupt kein Verständnis – also gründeten sie selber Schulen.
Der Streit zog sich über mehrere Jahre. 2013 aber lenkte Kultusministerin Brunhild Kurth (CDU) ein und versuchte, die Wogen zu glätten. “Ich habe das ganze letzte Jahr daran gearbeitet, das Verhältnis zu bessern”, sagte sie am Freitag beim Vor-Ort-Termin auf der Brache. Auch die 35 Millionen Euro erwähnte sie, die die Staatsregierung noch kurz vor der Landtagswahl gewährt hat, um die Finanzierung der Freien Schulen zu sichern, bis das sächsische Schulgesetz in neuer Form vorliegt. Bis zum 1. August 2015 verspricht Brunhild Kurth eine solche Vorlage. “Mein Ziel ist es, in Sachsen eine bunte Schullandschaft zu erhalten.”
Dass das Projekt der Grundschule “forum thomanum” in diese Auseinandersetzungen geriet, war 2009 so nicht abzusehen. Und auch 2013 war lange nicht klar, ob das Bauprojekt an der Sebastian-Bach-Straße auch Unterstützung durch das Land bekommen könnte. Doch 2013 konnte das forum thomanum einen neuen Mitstreiter gewinnen im Leipziger Landtagsabgeordneten Sebastian Gemkow (CDU), der sich auch schon im sachsenweiten Thema Freie Schulen eingesetzt hatte. Jetzt nutzte er die Chance, auch mal richtig zu ackern für die Thomaner-Grundschule. Das bedeutete logischerweise gleich eine ganze Reihe von Gesprächen bei Brunhild Kurth.
Ergebnis ist jetzt zumindest eine Zusage. “Sobald der vollständige Fördermittelantrag auf meinem Tisch liegt, werde ich ihn umgehend bearbeiten und auch bewilligen”, versprach sie beim Termin in Leipzig. Mit der Einschränkung, dass sie natürlich die zu bewilligende Summe noch nicht kenne. Also könne sie auch noch keine Aussage über die Höhe der vom Land beigesteuerten Gelder für den Schulbau machen.
Eine Summe aber steht fest – und die kommt aus Amerika. Denn für den Grundschulbau gibt es eine große Spende von Ingrid May aus Maryland/Ohio: 290.000 US-Dollar hat die ehemalige Lehrerin und Sympathisantin des Projekts “forum thomanum” beigesteuert, damit die Baupläne Konturen annehmen. “Ohne diese Spende hätten wir gar nicht loslegen können”, sagte Christian Wolff am Freitag. Als Dank und Erinnerung für die Spende wird es im von Gabriele Weiss entworfenen Schulhaus auch ganz offiziell eine “Ingrid’s Hall” geben.
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Aber der Sommertag bot auch die Gelegenheit, die Kinder aus der ja schon existierenden Grundschule zu hören: Die Schülerinnen und Schüler der 2. Klasse waren am Morgen in der nahen Lutherkirche sowieso schon zur Probe für die Schulaufnahmefeier am Samstag. Sie ließen – noch eine Ecke schüchtern – hören, was sie am Morgen geprobt hatten.
Und eine Menge Worte der Versöhnung gab’s auch – insbesondere in Richtung Stadt Leipzig, die ja immer im Boot ist, wenn es um den Thomanerchor geht, der eben kein kirchliches Institut ist, sondern eine städtische Einrichtung. Und das wird nicht nur durch die Baugenehmigung für die neue Grundschule unterstützt. Auch mit der Einrichtung einer Thomanerklasse in der städtischen Grundschule “Anna Magdalena Bach” wurde 2013 die frühzeitige Nachwuchsgewinnung für den Thomanerchor gestärkt. Das Projekt gedeiht also, auch wenn bei manchen Entscheidungsschritten mit harten Bandagen gekämpft wird. Wenn die Förderzusagen jetzt auch noch mit Geld untersetzt werden, könnte ab 2015 losgebaut werden. Und mit dem Lutherjahr 2017 hat man wahrscheinlich auch kein so unpassendes Einweihungsdatum für die neue Grundschule gefunden. Auch wenn Brunhild Kurth auch diesen Fertigstellungstermin für erstaunlich ambitioniert hält.
www.forum-thomanum.de
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