Das Gymnasium auf der Bornaischen Straße muss saniert werden - wieder mal. Zum vierten Mal seit 1992 nimmt die Stadt Leipzig für Sanierungsmaßnahmen an dieser Schule Geld in die Hand. Eltern des Louise-Otto-Peters-Gymnasiums fordern endlich eine ganzheitliche Sanierung. Die Stadt verweist auf finanzielle Zwänge und lehnt die Ideen der Eltern ab.
Die Bau-Geschichte des ehemaligen Theodor-Mommsen-Gymnasiums an der Bornaischen Straße ist seltsam. In das 1904 eröffnete Gebäude wurden in den letzten 22 Jahren bereits dreimal städtische Gelder für Sanierungs- und Umbaumaßnahmen gesteckt. 1992 bis 1999 wurde das Gebäude für 10 Millionen DM teilsaniert, 2006 zum Berufsschulzentrum für 1 Million Euro umgebaut, um es 2010 wieder für 1 Million Euro zum Gymnasium umzubauen. Und alles nur, weil die Schulnetzplanung schon Anfang des Jahrtausends an der Realität vorbeiging.
2014 sollen erneut circa 3,3 Millionen Euro in die Hand genommen werden, um zumindest die Turnhalle in Aula und Mensa umzuwandeln, den Brandschutz den aktuellen Bestimmungen anzupassen und Fachkabinette einzubauen. Bei der Übernahme des Gebäudes 2011 hatte es noch geheißen, die Fachkabinette seien noch vorhanden. Doch dem war nicht so. Diese wurden während der Zeit als Berufsschule “zurückgebaut”.
Die aktuelle Baumaßnahme geht im September in den Stadtrat, ab Oktober soll zwölf Monate bei laufendem Schulbetrieb saniert werden. Zunächst war dies als zu lärmintensiv eingestuft und das alte Gebäude der Pablo-Neruda-Grundschule in der Tarostraße als Ausweichobjekt angeboten worden. Das Amt für Gebäudemanagement lehnte dies schließlich im Januar 2014 ab. Nun also doch Lärm, aber möglicherweise nicht zum letzten Mal, denn Eltern der Schule kritisieren die wenig ganzheitliche Planung der Stadt. “Für die geplanten Gelder könnte man unseres Erachtens nach an dem ehemaligen Mädchenturnhallenstandort einen Neu-/Anbau für die Fachkabinette errichten. Im Bestandsgebäude müssten dann lediglich die Brandschutztüren eingebaut und geringe Brandschutzmaßnahmen umgesetzt werden. Man könnte die jetzigen Toiletten abreißen, zugunsten innen liegender Pausenflächen, einen Aufzug anbauen, damit auch Schüler mit Beeinträchtigungen zu uns kommen können und noch mehr”, so Katrin Bachmann, Mitglied im Elternrat der Schule und im eigens einberufenen Arbeitskreis Umbaumaßnahme, dem auch Architekt Wolf-Heiko Kuppardt (von ihm stammt der Entwurf der Könneritzbrücke), ein Diplom-Ingenieur und Schulleiter Uwe Loibl angehören.Seine Vorstellungen hat der Arbeitskreis bei einem Treffen mit Thomas Kuhnert vom Amt für Jugend, Familie und Bildung, Raimund Krell vom Amt für Gebäudemanagement, Janet Herold von Die Linke und Herrn Andreas Geisler von der SPD und dem Stadtelternrat vorgetragen. Die Stadt lehnte ab. “Mit Verweis auf die Haushaltslage der Stadt sowie schulorganisatorische Regelungen und gesetzliche Vorschriften haben die städtischen Vertreter deutlich gemacht, dass die Vorschläge der Elternvertreter derzeit nicht realisierbar bzw. nicht finanzierbar sind. Zum Ende der Veranstaltung war grundsätzlich der Eindruck entstanden, dass durchaus gegenseitiges Verständnis vorhanden war”, heißt es seitens der Stadt. Katrin Bachmann interpretiert die Reaktionen des Elternrats keineswegs so. “In meinen Augen hat der Großteil des Elternrates Angst, dass die Maßnahmen gar nicht erst begonnen werden, wenn man weitere Forderungen stellt beziehungsweise weiter nachhakt. Wir wollen ja keine Luxussanierung, sondern nur Standard. Außerdem möchten wir, dass die bereitgestellten Gelder zukunftsorientiert verplant werden, zum Beispiel Im Hinblick auf eine eventuelle Vierzügigkeit.”
Laut Planung des Arbeitskreises wäre die bei geschickten Umbauten für das gleiche Geld durchaus möglich und sicher auch zukünftig notwendig. “Aber Elternmitwirkung ist in diesem Fall ein Fremdwort”, so Bachmann unzufrieden. Aber besteht die Möglichkeit der Elternmitwirkung überhaupt? Auf Nachfrage heißt es seitens der Stadt: “Im Regelfall (so auch an der Louise-Otto-Peters-Schule) erfolgt eine Information der Eltern über größere Baumaßnahmen an der Schule über die Schulleitung bzw. bei Bedarf über die Schulkonferenz. Die Entscheidung über größere Baumaßnahmen obliegt den gewählten Vertretern der Bürgerschaft, dem Stadtrat nach Anhörung der Stadtbezirksbeiräte beziehungsweise Ortschaftsräte.” Kurzum: Eine Einmischung von anderen Stellen ist nicht vorgesehen.
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Katrin Bachmann wird beim Schulfest am 10. Juli trotzdem eine Unterschriftenaktion für eine sinnvollere Sanierung starten, denn “es ist das vierte Mal, das Geld für die Schule in die Hand genommen wird und es wird wieder nur eine Teilsanierung.” Nicht nur, dass die Toiletten nicht mehr zeitgemäß seien, die Beleuchtung müsse erneuert werden, die Klassenräume hätten keinen Wasseranschluss, es gäbe weder Schulclub noch Schulbibliothek, der Pausenhof sei viel zu klein und die Sturzgefahr groß. “Schon bei tief liegendem Nebel müssen die Schüler im Haus bleiben, weil die Rutschgefahr zu groß ist”, so Bachmann, die auch nicht versteht, warum bei der Schulsanierung so große Unterschiede gemacht werden.
“Für die Sanierung des Klinger-Gymnasiums sind 15 Millionen eingeplant.” Für den Umbau der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät zum Gymnasium gar 25 Millionen. Gegen Ungleichbehandlung verwahrt sich das Amt für Jugend, Familie und Bildung: “Die derzeit geplanten Maßnahmen stellen eine sinnvolle und nötige Fortsetzung der Sanierung dar. Angesichts der Haushaltslage und dem Sanierungsbedarf an anderen Leipziger Schulen müssen Prioritäten gesetzt werden” und versucht Ängsten entgegenzuwirken, dass es auf lange Zeit das letzte Geld war, was in die “LOP” fließen wird. “Kleinere Baumaßnahmen erfolgen bei Bedarf im Rahmen der Instandhaltung.”
Das wäre dann das fünfte Mal, dass Geld für das Gymnasium an der Bornaischen Straße in die Hand genommen würde.
Nachtrag 16. Juli: Zur Ergänzing / Korrektur der Aussage von Katrin Bachmann zu den Sanierungssummen Klinger-Gymnasium – das Klinger-Gymnasium steht derzeit gar nicht zur Sanierung an. Die Summe von 15 Millionen Euro stammt aus einem Beitrag der LVZ und gilt dort für die Sanierung der ehemaligen Klinger-Schule in der Karl-Heine-Straße, der jetzigen Pädagogischen Fakultät der Uni Leipzig. Die Stadt will diese einstige Schule wieder als Gymnasium revitalisieren, aber das wird nicht nur 15, sondern 25 Millionen Euro kosten laut Verwaltungsvorlage.
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