"Wer hat hier geschlafen?", fragt der Stadtelternrat jetzt nicht nur in einer Presseerklärung und klinkt sich damit in die Debatte um die Zuweisung der neuen Gymnasiasten im Schuljahr 2014/2015 ein. Dabei geht es auch um die mangelnden Kapazitäten im Gymnasialbereich. Denn bis 2016 wird sich die Lage noch weiter zuspitzen. Sylvia Kolbe hat für den Stadtelternrat eine Einwohneranfrage gestellt, die das Dilemma, das sich da zusammenbraut, so richtig sichtbar macht.
Die Anfrage stammt schon aus dem Mai, war Thema in der Ratsversammlung am 18. Juni. Und sie zeigt, wie das Thema, das Leipzigs Eltern schon bei den mangelnden Kindertagesstättenplätzen beschäftigte, nun beim Übergang von der Grundschule zum Gymnasium wieder auftaucht. “Vor 10 Jahren wurden die Kinder geboren, die jetzt in die weiterführenden Schulen eintreten. Knapp 50 Prozent dieser Leipziger Kinder erhalten alljährlich die Bildungsempfehlung für ein Gymnasium”, schreibt Sylvia Kolbe. “Die allgemeinbildenden Gymnasien Friedrich-Schiller-Gymnasium, Immanuel-Kant-Gymnasium, Johannes-Kepler-Gymnasium, Neue Nikolaischule und Robert-Schumann-Gymnasium haben für das Schuljahr 2013/14 zu viele Anmeldungen. Es kommt daher ab September 2014 zur Umlenkung von Hunderten Leipziger Schülerinnen und Schülern, teilweise quer durch die ganze Stadt. Schulwege für GymnasiastInnen dürfen (OVG, AZ.: 2 BS 247/05) von Wohnung zu Klassenzimmer nicht länger als 60 min dauern.”
Dass Leipzig Gymnasien brauchen würde, ist seit spätestens 2011 Thema. Doch das Schulbauprogramm ist spät in die Gänge gekommen. Und tatsächlich ist es noch nicht einmal begonnen. Die Eröffnung des Gymnasiums in der Gorkistraße in Schönefeld ist für das Schuljahr 2016/17 geplant, das Gymnasium in der Telemannstraße soll zum Schuljahr 2017/18 eröffnen, das Gymnasium in der Karl-Heine-Straße im Schuljahr 2018/19. Da vergehen noch zwei bis vier Jahre. “Die Zahl der GymnasiastInnen und damit der Umlenkungen wird aber weiter steigen”, stellte Kolbe fest. “Umlenkungen von Zehnjährigen quer durch die Stadt für den Besuch allgemeinbildender Gymnasien sind für Eltern, bezüglich der Sicherheit ihrer Kinder, ein großes Problem.”Für das Gymnasium in Schönefeld gibt es mit dem ehemaligen Fechner-Gymnasium zwar ein Interim, das bis zur Schuleröffnung genutzt werden kann. Aber: “Welche ehemaligen, zu reaktivierenden Schulgebäude können zeitnah ab 2014/2015 bzw. ab 2015/16 für Umlenkung sowie zur Aufnahme der SchülerInnen der zwei neuen Gymnasien Gymnasium Telemannstraße und Gymnasium Klingerschule Karl-Heine-Straße, wohnortnah, durch schnellstmögliche Wiedereröffnung in Betrieb genommen werden und welche zusätzlichen Gymnasien sind fest geplant?”
Sie hatte auch noch drei Unterfragen. Wenn die Stadt keine freien Schulen findet, könnten ja die Eltern ein paar Tipps geben.
Umgelenkt nach Schönefeld: Eltern betroffener Kinder schreiben Brief an Burkhard Jung
Das Schuljahr 2014/2015 kommt …
Sommerkur fürs alte “Fechner”: Neues Gymnasium in Schönefeld startet im September mit vier Klassen
Gleich zwei Anfragen bekam …
Desolate Toiletten am Heisenberggymnasium: Linke hat schon mal stellvertretend einen Änderungsantrag gestellt
Schulhausbau in Leipzig braucht …
Gymnasium in der Gorkistraße 15 und 25: Baubeschluss kommt am 21. November in den Stadtrat
Der Satz steht gleich auf Seite 2 …
Tipp 1: “Sind die Gebäude des ehemaligen Uhland-Gymnasiums, Uhlandstraße 28, Leipzig-West, ÖPNV-Anbindung mit Straßenbahn-Linie 7 (war ab 2005 Haus II des o.g. überfüllten Robert-Schumann-Gymnasiums) und der ehemaligen 55. Mittelschule, Ratzelstraße 26, ÖPNV-Anbindung Straßenbahn-Linien 1 und 2 (war bis 2013 Interimsgebäude für das o.g. überfüllte Immanuel-Kant-Gymnasium) für gymnasiale Nutzung bzw. Interime zur Umlenkung vorgesehen, wenn ja, ab wann?”
Tipp 2: “Werden die 2 Schulgebäude des ehemaligen Lichtenberg-Gymnasiums (bis 2007 als Gymnasium genutzt) in der Mannheimer Straße 28a/b, optimale ÖPNV-Anbindung durch 4 Straßenbahnlinien (1, 2, 8 und 15) sowie unmittelbar neben der S-Bahn-Linie 1 gelegen) kurzfristig reaktiviert, um umzulenkenden GymnasiastInnen der Südvorstadt, Südwestvorstadt und Leipzig-West Lernmöglichkeiten zu bieten, wenn ja, ab wann?”
Und da jetzt schon abzusehen ist, dass auch die drei eingeleiteten Gymnasium-Baustellen nicht reichen werden und im Grunde schon ab 2016 weiterer Bedarf besteht, gab’s noch eine Nachfrage: “Welche weiteren gymnasialen Standorte (Neubauten, Reaktivierungen) sind bis 2020 in der tatsächlichen, mithin umzusetzenden, Planung für die wachsende Zahl der GymnasiastInnen und beinhalten diese Planungen die Berücksichtigung des vorhandenen bzw. zu verbessernden ÖPNV?”
Die Presseerklärung des Stadtelternrats als PDF zum Download.
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