Es gibt zwar Leute, die glauben, dass sich an der Hochschulpolitik der sächsischen CDU nach der Landtagswahl im August etwas ändern wird. Aber darauf deutet nichts hin. Wie ein Mantra beschwört die sächsische Wissenschaftsministerin Sabine von Schorlemer, dass die Hochschulen bei der Kürzung von 1.042 Dozentenstellen in der Bringepflicht sind. Also wird weiter rasiert. An der Uni Leipzig wird jetzt über Kürzungsrunde Nr. 3 diskutiert.
Es gibt zwar im Entwurf des Landtagswahlprogramms der CDU den erstaunlichen Satz: “Noch nie haben in Sachsen so viele Menschen studiert wie heute.” Aber er hat keine Folgen. Das ganze Kapitel über Hochschulen erschöpft sich im alten, neu aufgebackenen Polit-Sprech. Wer sich an die Hosianna-Gesänge des alten ND erinnert, als es noch ein Zentralorgan war, wird die pompöse Sprache ohne Inhalt sofort wiedererkennen.
In der ersten Kürzungsrunde an der Universität Leipzig traf es ja bekanntlich die Pharmazeuten, bei der zweiten waren nun Theaterwissenschaftler und klassische Archäologen dran. Und da die Wissenschafts-Kürzungsministerin im Herbst wissen will, was die Uni im nächsten Jahr “bringt”, wird jetzt in den Gremien der Universität unter anderem über eine Amputierung der Wirtschaftswissenschaften diskutiert.
Der Fachschaftsrat Wirtschaftswissenschaften spricht sich jetzt schon entschieden gegen die aus Dresden verordneten Stellenkürzungen und den vorgestellten Strukturentwicklungsplan für die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät aus.
“Die im letzten Fakultätsrat eingebrachte Diskussionsgrundlage des Rektorats zeigte auf, dass die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät mit sieben Stellen betroffen sein wird. Dem Rektorat soll vorgeschlagen werden, die Professur für Wirtschaftspädagogik und damit einhergehende Mitarbeiter_innenstellen abzubauen sowie die Masterstudiengänge ‘Wirtschaftswissenschaften/ Sciences Économiques Université’ und ‘Sustainable Development’ zu schließen. Zudem wird es zu weiteren Einschränkungen bei den Wahlfächern für Studierende kommen”, stellt der Fachschaftsrat fest.Und man sieht schon bei der ausgewählten Fächerpalette: Es geht ans Eingemachte. Über die Kürzungsvorgaben werden auch unliebsame Studienfächer gestrichen – solche etwa, in denen Wirtschaftswissenschaftler lernen, was eine “nachhaltige Entwicklung” ist.
Wie heißt es im Entwurf des CDU-Wahlprogramms doch so schön? – “Wir wollen auch im internationalen Wettbewerb universitäre Exzellenz zeigen, die sich in internationaler Präsenz, professionellem Management, hoher Nachfrage nach Absolventen und unternehmerischem Geist ausdrückt.”
Damit meinen sie ganz bestimmt keinen nachhaltig denkenden unternehmerischen Geist. Sondern das, was sie selbst unter “Unternehmertum” verstehen: Verschlanken, Outsourcen, Stellen streichen, Personal kürzen. Nachhaltig ist das nicht.
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“Das Dekanat der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät wird hier in eine sinnleere Zwangslage gebracht: Der Zwang zum Kürzen, welcher von der schwarz-gelben Staatsregierung zu verantworten ist, verschwendet Ressourcen, die dringend für Forschung und Lehre in der Fakultät gebraucht würden. Die Lehrqualität hat sich in den letzten Jahren auf Grund sinkender Mittel stetig verschlechtert. Hier wird die Finanzierungslage vom Freistaat Sachsen massiv verkannt. Wir fordern unser Dekanat auf, keine Pläne zur Umsetzung der Kürzungen zu entwerfen und sich nicht an den Kürzungsszenarien zu beteiligen. Wissenschaftsentwicklung und von Studierenden nachgefragte Lehre- und Forschungsprofile werden sicherlich nicht unter den Prämissen eines altersbedingten Abbaus geschaffen. Die Staatsregierung muss die Stellenkürzungen sofort zurücknehmen!”, erklärt Miriam Pflug, Mitglied des Fachschaftsrats Wirtschaftswissenschaften, zu den aktuellen Entwicklungen.
Charlotte Kohler, studentisches Fakultätsratsmitglied ergänzt: “Mit über 1.000 eingegangenen Bewerbungen für die Masterstudienplätze ist die Nachfrage höher denn je. Jetzt Kapazitäten abzubauen, widerspricht dem Interesse der Studierenden und gefährdet auch die guten internationalen Beziehungen, wie sie über die bilateralen Masterstudiengänge gepflegt werden. Mit dem drohenden Wegfall von Absolvent_innen in der Wirtschaftspädagogik droht sich der Fachkräftebedarf an berufsbildenden Schulen bzw. im tertiären Bildungssektor weiter zu verschärfen. Hier schneidet man sich über Kurz oder Lang ins eigene Fleisch.”
Der Fachschaftsrat Wirtschaftswissenschaften schließt sich daher den Forderungen des Bündnisses “Kürzer geht’s nicht!” an und ruft zur Teilnahme an der Demonstration am 25. Juni um 13:00 Uhr auf dem Leipziger Augustusplatz auf.
www.stura.uni-leipzig.de
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