"Das lassen wir mit uns nicht machen." Schon gleich nachdem die Leitung der Universität Leipzig bekannt gegeben hatte, welche Institute nach der Pharmazie der vom "Wissenschaftsministerium" verordnete Streichorgie zum Opfer fallen werden, gingen die Leipziger Theaterwissenschaftler an die Öffentlichkeit und kündigten Protest an. Und sie bekommen mittlerweile Unterstützung aus allen Himmelsrichtungen.

Am Freitag um 15 Uhr findet die nächste große Aktion statt, eine große Solidaritätsaktion im Großen Saal des Schauspiels Leipzig in der Bosestraße 1. Der Eintritt ist frei.

Jetzt hat auch der Präsident des Deutschen Bühnenvereins sowie der Bayerischen Theaterakademie, Klaus Zehelein, in einem offenen Brief an das Sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst sowie das Rektorat der Universität Leipzig die willkürliche Entscheidung zur Schließung des Leipziger Instituts für Theaterwissenschaft kritisiert. Die internationalen Kontakte und Kooperationen, die das Institut über die ganze Welt unterhält, seien ein unschätzbares Potenzial zur geistigen und kulturellen Belebung der Stadt Leipzig und Ostdeutschlands insgesamt.Darüber hinaus weist er aber auch darauf hin, dass eine Schließung von Fachbereichen und Disziplinen wie der Theaterwissenschaft bedeutet, Kultur und Gesellschaft den Interessen und vermeintlichen Zwängen der Ökonomie zu opfern, da diese Disziplinen maßgeblich zur Untersuchung und Veränderung kultureller Diskurse und Praktiken beitragen.

In der vergangenen Woche hat das Institut eine Online-Petition eröffnet, in welcher die politischen Entscheidungsträger zu einer Rücknahme der geplanten Stellenstreichungen aufgefordert werden. Innerhalb einer Woche haben bereits über 10.000 Unterzeichner aus aller Welt ihre Solidarität mit dem Institut erklärt und in zahlreichen Kommentaren ihren Protest gegen die drohende Schließung des Instituts begründet.

Aber wer mitdiskutieren will, kann das morgen bei der großen Solidaritätsveranstaltung im Schauspielhaus Leipzig tun. Unter dem Motto “Die Theaterwelt läuft Sturm. Solidarität mit dem Institut für Theaterwissenschaft” finden Auftritte des Leipziger Kulturbürgermeisters Michael Faber, von Vertretern sämtlicher Theaterhäuser Leipzigs, namhaften Wissenschaftlern sowie Künstlerinnen und Künstlern aus ganz Deutschland statt. U.a. haben Thomas Hertel, Gardi Hutter, Mario Schröder, Michael Vogel (Familie Flöz), friendly fire und Heike Hennig künstlerische Aktionen und Statements angekündigt.

Prof. Hans-Thies Lehmann, Autor von Büchern wie ?Postdramatisches Theater? und ?Das politische Schreiben? sowie Prof. Christopher Balme als Vertreter des Internationalen Theaterwissenschaftsverbandes FIRT werden sich zu den geplanten Stellenstreichungen positionieren. In Videobotschaften werden Wissenschaftler und Künstler aus aller Welt ihr Solidarität mit dem Leipziger Institut erklären.

Instituts-Homepage: www.uni-leipzig.de/~thea/index.php?id=202

Petition zum Erhalt des Instituts: www.change.org

Der Offene Brief von Klaus Zehelein an die Sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Prof. Dr. Dr. Sabine von Schorlemer, und die Rektorin der Universität Leipzig, Prof. Dr. Beate Schücking als PDF zum download.

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